Promille auf dem Stundenplan

Junge Erwachsene über 18 Jahre haben schon die ein oder andere Erfahrung mit Alkohol gemacht. Und dazu gehört auch, dass fast alle wissen, wie es sich anfühlt, wenn man ein bisschen zu viel erwischt hat. „Ich trinke zur Zeit nichts, aber ich habe natürlich schon mal was getrunken und weiß, wie Alkohol schmeckt“, erzählt der angehende Berufskraftfahrer Raoul Püls. Auch die anderen Schüler sprachen offen von ihren Erfahrungen. Manche trinken selten, manche fast täglich ein oder zwei Bier. In einem Punkt sind sich alle Schüler einig: Probleme mit Alkohol hat niemand. Und jeder kann das Risiko einschätzen.
Fachbereichsleiter Ralf Merckel hat trotzdem den ADAC Nordbayern in die Schule eingeladen. André Helwig und Uwe Hauber vom ADAC Nordbayern brachten verschiedene Promillebrillen mit. „Setzen Sie doch einmal die Brille auf. Sie fühlen sich dann so wie mit 1,5 Promille“, erklärt Uwe Hauber.
Raoul Püls traut sich als erster. Die Aufgabe ist es, mit dieser Brille auf einem weißen Strich zu balancieren. Dann gilt es, einen Hindernisparcours, bestehend aus Hütchen, zu umkreisen. Und als Aufgabe Nummer drei sollen die Schüler eine Münze vom Boden aufheben. „Wenn man Alkohol getrunken hat, hat man einen Tunnelblick“, erklärt Uwe Hauber vom ADAC und prophezeit, dass die Schüler sich schwer tun werden, die Münze zu finden und aufzuheben. Denn nicht nur die Sicht verändert sich, sondern auch der Tastsinn.
So schlimm wird die Herausforderung nicht werden, unken die Berufskraftfahrer noch. „Ich hatte bestimmt schon mehr Promille“, lachte Raoul Püls anfangs. Doch dann war er erschrocken, wie sich die Welt durch die Promille-Brille veränderte. „Man kann gar nicht richtig sehen. Alles ist anders“, sagte Püls. Jeder, der die Promillebrille aufsetzte, kam in die gleiche Lage: Selbst einfaches Geradeauslaufen war schwierig.
Florian Schinner und Peter Schmidt wollten miteinander den Parcours überwinden – und schafften es kaum. „Die Garage hätten sie nicht nur ein bisschen angekratzt“, warnte der ADAC-Experte Uwe Hauber. Zu zweit war die Situation nicht anders als allein.
„Ich habe die Linie doppelt gesehen. Und ich konnte gar nicht erkennen, wo ich jetzt laufen soll“, schildert Florian Schinner seine Erlebnisse. „Normalerweise merkt man nicht sofort, wie der Alkohol wirkt. Aber wenn man die Promillebrille aufsetzt, ist die Wirkung plötzlich da. Man kann nichts sehen“, erklärte Peter Schmidt.

Der ADAC Nordbayern arbeitet mit den Schulen zusammen, um die Risikogruppe der 18- bis 24-jährigen Verkehrsteilnehmer zu erreichen. Denn die Unfallzahlen sprechen für sich. 17,8 Prozent der Verletzten und 14,8 Prozent aller Getöteten im Straßenverkehr sind zwischen 18 und 24 Jahren alt. Und das, obwohl nur 7,9 Prozent der Gesamtbevölkerung in dieser Altersgruppe sind.

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