Lärm, Abgase, Schäden: Hagen verkommt zur Transitstrecke

Lärm, Abgase und Schäden: Die CDU präsentiert Ergebnisse der Lkw-Zählung – Hunderte Lastwagen nutzen die Straßen im Stadtgebiet als Abkürzung.

Jetzt liegen die ausgewerteten Zahlen vor. Und sie beweisen, was die von der CDU-Fraktion angestoßene und von allen Ratsfraktionen mitgetragene Zählung untermauern wollte: Das Hagener Stadtgebiet wird von Hunderten Speditionen und ihren schweren Lastern als Transitstrecke zwischen Autobahnen A1, A45 und A46 benutzt.

Die Folge: Viel mehr Lärm, viel mehr Abgase, viel mehr Straßenschäden, viel mehr stark belastete Brücken und ein verlangsamter Busverkehr. Die Forderung der Zähler: Prüfung eines Verkehrsverbotes für Schwertransporte, die kein Ziel im Hagener Stadtgebiet haben.

Drei Zählungen

Drei Zählungen hatten Martin Erlmann (CDU) und ein mehrköpfiges Team vorgenommen (unsere Zeitung berichtete). An einem Freitag zwischen 9 und 12 Uhr. An einem Montag zwischen 14 und 17 Uhr. Und wiederum an einem Freitag, diesmal aber zwischen 6 und 9 Uhr. Betrachtet wurde der Verkehr zwischen den Anschlussstellen A 1 (Hagen-West) und der Auffahrt zur A 46 oder A 45 am Landgericht und zwischen der A1-Anschlussstelle Hagen-Nord und dem Autobahnzubringer.

Die Zähler, die an mehreren Messpunkten standen, notierten ausschließlich Fahrzeuge, deren Routen vom Eintritt bis zum Austritt aus dem Stadtgebiet lückenlos verfolgt werden konnten und die somit als Transitverkehre infrage kommen.

Laster von Hagener Speditionen ausgeklammert

Ausgeklammert wurden Laster, die von Hagener Speditionen stammen. „Wir haben uns ja immer nur für drei Stunden an den jeweiligen Messpunkten hingestellt“, berichtet Martin Erlmann, „aber die Zahlen sind für so eine kurze Zeit gewaltig und zeigen, dass die Gesamtbelastung mit Transitverkehren um ein Vielfaches höher sein wird.“ Zahlenproben: Allein am Boeler Ring rollten an einem Freitagmorgen in drei Stunden 150 Schwerlaster vorbei, die eine Abkürzung nahmen.

An der Messstelle Bechelte/Sporbecker Weg waren es sogar 197 Laster in diesem kurzen Zeitfenster. Daneben 65 an der Feithstraße. Erlmann: „Jeder einzelne dieser Laster hinterlässt gravierende Spuren in Hagen. Das muss ein Ende haben.“

Politik soll Forderungen diskutieren

Die Zähler fordern nun Maßnahmen, die in allen relevanten Ausschüssen des politischen Hagens diskutiert werden sollen. Zum Beispiel: Ein Verkehrsverbot für nicht anliegerberechtigte Fahrzeuge im Bereich der Schwertransporte zwischen den Autobahnen. Oder: Eine Prüfung, ob im nordöstlichen Bereich des Emilienplatzes eine Messstelle für Stickoxide sowie Feinstäube umsetzbar ist.

Oder: Gezieltes Anhalten und Ansprechen der Fahrer der erkannten Fahrzeuge sowie das Anschreiben der erkannten Firmen, deren Fahrzeuge regelmäßig die Abkürzungsstrecken durch die Stadt nutzen. „Die Lage der Stadt im Dreieck zwischen den Autobahnen ist erkanntermaßen die entscheidende Ursache.

Westhofener Kreuzes als Schnittstelle

Durch die Lage des Westhofener Kreuzes als Schnittstelle national bedeutsamer Verkehrswege nordöstlich der Stadt sind Transitverkehre durch Hagen in mehrfacher Hinsicht für die Nutzer vorteilhaft“, sagt Martin Erlmann. Hier seien weniger finanzielle Gründe wie die Maut oder Spritkosten, sondern eher geringere Kilometerstrecken und die Vermeidung baustellenbedingter Wartezeiten auf den Autobahnen zu nennen.“

Die Zähler haben die Ergebnisse auch an die Hagener Verwaltung übergeben. Oberbürgermeister Erik O. Schulz hat die Ergebnisse mit „großem Interesse“ zur Kenntnis genommen. Am morgigen Dienstag werde er die Ergebnisse in den Verwaltungsvorstand einbringen und mit Blick auf die geforderten Maßnahmen prüfen lassen.

Hagener Spediteur rät Lkw-Fahrern, auf Autobahn zu bleiben

Dass die Maut in Hagen das Problem ist, hat der langjährige Spediteur Hans-Georg Schmitz bereits in einem Gespräch Mitte Februar mit dieser Zeitung verneint. Die Mautgebühren lägen je nach Lkw-Typ und Schadstoffklasse zwischen 12 und 20 Cent pro Kilometer. „Bei 12 Kilometern um Hagen herum, ist das also nicht die Welt“, erklärt Schmitz, dass das Abkürzen kostentechnisch keinen Sinn mache. Vielmehr würde die Ausstattung der meisten Lkw mit schlechten Navigationsgeräten für die Abkürzungen über Hagens Straßen sorgen. „Moderne Speditionen haben satellitenbasierte Navigationsgeräte, die Staus und Verzögerungen präzise angeben. Der Fahrer kann dann selbst abschätzen, ob eine Fahrt durchs Stadtgebiet Sinn macht.“

Standard-Geräte würden nur die schnellsten Routen anzeigen. Das könne dazu führen, dass man für den rechnerischen Zeitgewinn von zwei Minuten durch eine Innenstadt geschickt werde.

Hans-Georg Schmitz: „Die Autobahn ist der ökologisch sinnvollere Weg. Wenn man dort nur mit 60 Stundenkilometern durch Verzögerungen rollen kann, liegt der Spritverbrauch bei etwa 35 Litern bei voller Ladung. Im Innenstadtbereich liegt er bei 40 bis 45 Litern. Man sollte immer auf der Bahn bleiben.“

Quelle dieses Artikels klick hier : Westfalenpost