LKW-Fahrer klagen an: Viele Klischees über uns sind schlicht falsch

LKW-Fahrer sind rücksichtslos, übermüdet und ungebildet – so denken viele Deutsche. Doch ist das wirklich so? Zwei Brummi-Fahrer packen aus, was sie täglich erleben.

Wie fühlt es sich an, einen 40-Tonner durch die Straßen zu lenken? Sind LKW-Fahrer nicht immer total übermüdet? Und warum duschen scheinbar viele Fernfahrer nicht? Diese Fragen beantworten zwei Profis, die es wissen müssen – eine LKW-Fahrerin und ein LKW-Fahrer aus Berlin.

Beruf wird immer komplexer und anspruchsvoller

In einem anonymen Jobprotokoll des Spiegels räumen die beiden mit den gängigen Klischees über Brummi-Fahrer auf. „Viele Menschen glauben, dass es keine besondere Qualifikation braucht, um einen Laster zu lenken, sprich: Wer sonst nichts draufhat, fährt halt Brummi“, meint die Fernfahrerin. Doch „das ist totaler Quatsch. Es ist ein ganz normaler Lehrberuf, für den man eine dreijährige, duale Ausbildung absolvieren muss.“

Und die hat es in sich – schließlich müssen Berufskraftfahrer alles über Gefahrenguttransport, Ladungssicherung und Routenplanung wissen. In Zeiten der Digitalisierung und den gestiegenen Sicherheitsanforderungen wird der Beruf deshalb immer komplexer und anspruchsvoller. Einfach quereinsteigen und ohne Schulung losfahren – laut der Profi-Fahrerin undenkbar.

„Die Digitalisierung und die strengen Gesetze verhindern übrigens auch, dass Lenkzeiten manipuliert werden können“, meint sie weiter. „Total übermüdete und gestresste Fahrer sind seitdem nicht mehr denkbar, alle müssen sich an die Ruhezeiten halten, die Strafen sind empfindlich.“

Gehalt: So viel verdienen LKW-Fahrer

Wer schon immer LKW-Fahrer werden wollte, der muss lange Arbeitszeiten in Kauf nehmen. Berufskraftfahrer arbeiten rund 40 bis 48 Stunden die Woche und sind oft wochenlang von der Familie getrennt. Dabei verdienen sie laut Tarifvertrag 1.950 Euro brutto, mit Mehrstunden und Zuschlägen ungefähr 2.400 bis 2.500 Euro brutto im Monat.

So sieht der Alltag von Brummi-Fahrern aus

Ein anderes Klischee stimmt allerdings, räumt die Fernfahrerin ein: Viele Brummi-Fahrer schlafen nachts im LKW: „Zum Einen haben viele ein ungutes Gefühl, wenn sie Laster und Ladung unbeaufsichtigt lassen. Zum Anderen verdienen wir nicht so exorbitant gut, als das wir uns immer ein Hotel leisten könnten.“

Nach einer mehr oder weniger langen Nacht im LKW, vernachlässigen dann allerdings tatsächlich einige die Körperpflege. Doch das hat eine eher traurige Ursache, meint die Insiderin: „Dass manche Kollegen manchmal etwas ungepflegt wirken, hat auch einenfinanziellen Grund. Es geht nämlich auf Dauer ziemlich ins Geld, sich täglich auf der Raststätte zu duschen.“

LKW-Fahrer sind rücksichtsvoller, als viele Autofahrer denken

Beim Thema Rücksicht im Straßenverkehr räumt dann ihr männlicher Kollege auf. „Die meisten Menschen glauben, dass Lkw-Fahrer immer und überall überholen, auch wenn es nicht erlaubt ist. Und dass wirohne Rücksicht auf andere Verkehrsteilnehmer einfach ausscheren, wie es uns passt, weil wir sowieso stärker sind und vor allem auf der Autobahn Pkws dadurch zu gefährlichen Bremsmanövern nötigen.“ Doch das stimme so nicht – auch wenn es das ein oder andere „Schwarze Schaf“ unter seinen Kollegen geben mag. Schließlich wollen sie keine Menschen gefährden. Außerdem sei Nötigung eine Straftat.

Autofahrer ziehen oft riskante Manöver durch

Stattdessen erlebe er jedoch oft, dass Autofahrer riskante Überholmanöver durchziehen oder ohne Sicherheitsabstand vor ihnen einscheren. „Das ist unheimlich gefährlich“, meint der Brummi-Fahrer, „denn sie unterschätzen dabei total, wie lange der Bremsweg von so einem 40-Tonner ist!

LKWs sind durch ihre Größe schwer zu lenken – und Fußgänger sowie Radfahrer landen beim Abbiegen schnell im toten Winkel. Es gäbe zwar spezielle Kameras dafür, doch leider seien die noch kein Standard. Deshalb rät er zum Schluss: „Ich kann allen Radlern und Passanten nur dringend raten, sich dieser Gefahr bewusst zu sein und sich immer zu vergewissern, dass der Lkw-Fahrer sie auch wirklich sieht und notfalls auf ihre Vorfahrt zu verzichten.“

Quelle dieses Artikels klick hier : Merkur