Chor der einsamen Busfahrer landet einen Youtube-Hit

Viele wissen kaum noch, wie es in Bus und Bahn einst war. Die BVG wirbt mit einem wunderbaren Video für die Rückkehr der Fahrgäste. Eine Glosse.

Vor gut fünf Jahren musste sich der wunderbare Kazim Akboga noch durch die knallvolle Straßenbahn drängeln, während er sein „Is’ mir egal“ herauspresste. So begann die erfolgreiche Youtube-Karriere der BVG – auch wenn nicht alle Stammgäste glücklich waren, dass es auf den Social-Media-Kanälen zeitweise besser lief als auf Straße und Schiene.

Und jetzt? Wissen viele gar nicht mehr genau, wo beim Bus eigentlich die Tür aufgeht und ob die Türen in der U-Bahn automatisch öffnen. Die einen haben sich daran gewöhnt, das Homeoffice nur noch fürs Nötigste zu verlassen, andere sind mit dem Fahrrad ohnehin schneller.

Also war es höchste Zeit für die BVG, mithilfe der Werbeagentur Jung von Matt mal wieder kräftig Staub aufzuwirbeln im Spaßvogelkäfig: „Wir fahr’n allein“, heißt das Videowerk, für das der alte Ohrwurm „Allein allein“ der Elektropopband Polarkreis 18 (die mit dem großen Hintergrundchor) umgedichtet, neu vertont und herzerwärmend bebildert wurde.

Wie die Tramfahrerin ein Herz in die angehauchte Scheibe malt, der Kontrolletti auf seinem Lesegerät in der menschenleeren U-Bahn Snake spielt, die Ticketverkäuferin vor ihrem mehrstöckigen Kartenhaus sitzt, der Reiniger zärtlich über den aufs Sitzpolster geschmierten Schriftzug „Fuck BVG“ streicht, der absolut busfahrerig aussehende Busfahrer hoffnungsvoll die Tür für die junge Frau öffnet, die dann doch nicht einsteigen mag … – ganz großes Kino mit authentischen BVGlern in den Hauptrollen. 

Hat sicher bisschen was gekostet, aber man kann als derart öffentliches Unternehmen sein Geld definitiv schlechter anlegen. Mehr als zweieinhalb Millionen Mal wurde das Werk übers Pfingstwochenende schon angeklickt, und in den Kommentaren darunter steht so viel Lob und so wenig Genöle, dass man denkt, das Internet sei kaputt.

„Wir vermissen euch“, sagt die Straßenbahnfahrerin am Ende dermaßen inbrünstig, dass man ihr es einfach glauben muss, und fügt vorfreudig seufzend hinzu: „Bald fahr’n wir endlich wieder jemeinsam durch Berlin!“ Wenn man das so sieht, möchte man sich wirklich darauf freuen. Mal sehen, ob es in echt dann auch so schön wird.

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