Warum es in Bremerhavens Hafen zu Lkw-Staus kommt und was das bedeutet

In Bremerhaven gibt es am Hafen immer wieder stundenlange Lkw-Staus, die Fahrer und Speditionen belasten. An Lösungen wird gearbeitet, doch mit welchem Erfolg?

Wer regelmäßig Auto fährt, weiß: Im Stau stehen nervt richtig. Für Speditionen sind Staus allerdings nicht nur nervig, sondern auch kostspielig – jede Wartezeit bedeutet bares Geld. Spediteure aus Bremerhaven beklagen nun, dass sich die Verkehrssituation im Hafen dringend bessern muss, weil ihre Lastwagen dort oft stundenlang im Stau stehen. Sie fordern: Es muss endlich eine langfristige Lösung her, damit der Verkehr dort besser fließt.

Wie schlimm ist die Lage aus Sicht der Fahrer und Spediteure? Offenbar gibt es regelmäßig Staus im Hafen. Nicht täglich, aber vor allem auch vor Feiertagen – wenn die Woche weniger Werktage hat, aber trotzdem viel Ware auf die Schiffe muss. Besonders staut es sich vor dem Autoterminal, weil die Autotransporter so lang sind und die Straße verstopfen.

Wenig Schlaf, keine Dusche – bei den Fahrern herrscht schlechte Stimmung: „Man ist schon genervt, weil man sein Pensum nicht mehr schafft, was mich selber auch stört“, sagt Christopher Kur. „Teilweise sitzt sitzt man fünf, sechs Stunden im Lkw und kommt nicht weiter. Das ist belastend, nicht nur für die Firma, sondern vor allem auch für uns Fahrer.“

Ich habe letzte Woche sechs Stunden gewartet, um überhaupt reinfahren zu können und dann konnte ich abladen. Manche Fahrer waren wohl auch zwei Tage da und die soziale Situation war nicht sehr schön. Die Fahrer waren natürlich auch müde und rochen ein wenig. Christian Elias, Lkw-Fahrer

Welche Schäden haben Spediteure durch die Staus? Die Lage kann für sein Unternehmen bedrohlich werden, sagt Delf Höhne von der Bremerhavener Spedition Glomb. „Jeder Container wird auf ein Schiff verladen und muss entsprechend auch rechtzeitig auf das Schiff verladen werden können“, so der Spediteur. Wenn die Ware den Terminal nicht rechtzeitig erreiche, fahre das Schiff auch mal ohne los. „Für uns ist es existenziell wichtig, dass ein fließender Verkehr im Hafen stattfindet.“

Glomb hat oft Aufträge innerhalb Bremerhavens und muss Waren über kurze Strecken zum Terminal bringen. Bei solchen Wegen sind Wartezeiten von mehreren Stunden immens. Kommt ein Container nicht rechtzeitig aufs Schiff, fielen Höhne zufolge Standgebühren von 130 Euro pro Tag an – oft lägen Einnahmen für solch kleine Aufträge jedoch deutlich darunter.

„Wir bleiben auf den Kosten sitzen, weil wir sie logischerweise an niemanden weitergeben können“, sagt Andreas Harms, Geschäftsführer von Heinrichs Logistics, mit Sitz im Freihafen direkt neben dem Autoterminal. Statt fünf Minuten könnten die Lkw schon mal eine Dreiviertelstunde für die 500 Meter brauchen. Würde sein Unternehmen von Kunden für Verspätungen haftbar gemacht, könne das schnell bis zu siebenstellige Dimensionen annehmen. Zudem könne die Situation zu einem schlechten Ruf für Bremerhaven führen.

Was ist überhaupt der Grund für die langen Staus – Corona und der Ukraine-Krieg? Auch, aber nicht nur. Das Hafenressort von Senatorin Claudia Schilling (SPD) sagt, es liege an der „Sondersituation in der Weltwirtschaft“ und an hohen Krankenständen bei Umschlagsunternehmen. Aber auch daran, dass sich an einigen Stellen im Hafen Straßen und Bahnschienen kreuzen. Da staut es sich dann, wenn Züge durchfahren.

Hafengesellschaft Bremenports bestätigt die Situation: „Es ist richtig, dass es im Hafen immer wieder zu schwierigen Verkehrssituationen kommt“, so Sprecher Holger Bruns. Es sei aber auch richtig, dass es kaum Möglichkeiten gebe, das bestehende Straßennetz effektiv zu verbessern.

Welche Lösungsansätze gibt es für das Stau-Problem? Als temporäre Lösung ist vor einigen Wochen eine Art Parkplatz außerhalb des Hafens eingerichtet worden, ein sogenanntes Pre-Gate. Dort melden sich die Lkw an und fahren erst in den Hafen, wenn sie wirklich dran sind. Eine deutliche Verbesserung ist aber offenbar noch nicht eingetreten. Das sagen zumindest die Spediteure. Aus ihrer Sicht müsste das Pre-Gate verpflichtend sein, denn bisher ist es das nicht. Auch die Abläufe am Auto- oder anderen Terminals müssten demnach besser gemanagt werden. Harms, dessen Firma Heinrichs Logistics für das Pre-Gate mit dem Logistikunternehmen BLG kooperiert hat, will diesem Ansatz noch etwas mehr Zeit geben, bis die Informationen dazu alle erreicht hätten.

Laut Bremenports-Sprecher Bruns sind Abbiegerspuren verlängert und Bahnübergänge besser markiert worden. „Das hat ein bisschen was gebracht, aber gelöst ist das Problem leider noch nicht.“ Vom Hafenressort heißt es: Das Pre-Gate sei nur eine Zwischenlösung. Es solle langfristig eine neue öffentliche Stellfläche geben. Und Betreiber Eurogate arbeite für den Containerterminal an einem neuen IT-System mit Voranmeldung. Das soll im Herbst kommen und den Verkehr besser steuern. Auch im Häfenausschuss der Bürgerschaft war die Situation bereits Thema.

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