Speditionsbranche will mehr Frauen ans Lkw-Steuer holen

Sanitäre Einrichtungen, flexible Arbeitszeiten, Kampf gegen Kraftfahrer-Klischees: Mit besseren Rahmenbedingungen will die Speditionsbranche mehr Frauen ans Lkw-Steuer holen. Derzeit seien nur 1,7 Prozent der Kraftfahrer weiblich, beklagte der Hauptgeschäftsführer des Bundesverbands Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), Dirk Engelhardt. Um das zu ändern, lud der Verband am Mittwoch zum Aktionstag Berufskraftfahrerinnen in Berlin ein.

Im Berufsalltag kämpfe sie mit einer Reihe von Herausforderungen und Klischees, sagte Christina Scheib, BGL-Botschafterin für Berufskraftfahrerinnen und selbst Lkw-Fahrerin, der Nachrichtenagentur AFP. Bislang sei das Geschäft ein „wahrer Männerberuf“ und Frauen müssten „immer 120 Prozent geben“ – etwa beim Rückwärtsfahren oder beim Fahren an die Rampe. „Wenn ein junger Kerl das nicht gleich hinbekommt, heißt es „der lernt ja noch“, bei einer Frau hingegen „naja typisch Frau““, sagte Scheib.

Die 34-Jährige sieht außerdem dringenden Verbesserungsbedarf bei den sanitären Einrichtungen speziell für Kraftfahrerinnen und bei der Arbeitszeit. Die BGL-Botschafterin, die selbst im Fernverkehr fährt und dabei mitunter tagelang unterwegs ist, sieht dabei Potenzial für Frauen „eher im Linienverkehr und im Nahverkehr“. Dazu gehören zum Beispiel regelmäßige Paketauslieferungen und die Tankstellenversorgung.

„Wir ermutigen unsere Unternehmen, andere Zeitmodelle einzuführen“, sagte Engelhardt dazu AFP – in der Hoffnung, dass sich dann Beruf und Familie besser vereinbaren ließen. Denkbar sei etwa, vormittags, nachmittags oder abends flexible Auslieferungsfahrten zu ermöglichen. Generell sei auch „mehr Werbung“ nötig, fuhr der Hauptgeschäftsführer fort. Für Frauen sei das Berufsbild Kraftfahrerin derzeit schlicht „nicht vorhanden“.

Scheib, die vom Tegernsee in Bayern stammt und für den Lkw ihren Job als Oberarzt-Chefsekretärin an den Nagel hängte, schätzt an ihrem Beruf vor allem die „immer neuen Herausforderungen“. Sie möge es, draußen unterwegs zu sein und Dinge zu genießen, die ein Bürojob nicht bietet – zum Beispiel Sonnenaufgänge und -untergänge.

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