Seefracht: Lidl steigt ins Reederei-Geschäft ein

München. Einer der größten Lebensmittel-Discounter in Europa reagiert offenbar auf die Probleme in der Containerschifffahrt. Lidl will bei den Verspätungen der Reedereien und auch bei den hohen Frachtraten nicht mehr tatenlos zusehen und gründet eine eigene Reederei: die Tailwind Shipping Lines.

Wie aus dem Register des Europäischen Markenamtes hervorgeht, ist die Lidl Stiftung & Co. KG in Neckarsulm der Inhaber des neu gegründeten Unternehmens. Das Betätigungsfeld der Neugründung erstreckt sich demnach unter anderem auf den Transport, die Verpackung und Lagerung von Waren, die Dienstleistung einer Spedition sowie auf den Transport von Frachten mit Schiffen sowie den Luftfrachttransport. Doch schon der Name des Unternehmens (übersetzt: „Rückenwind-Reederei“) lässt darauf schließen, dass vor allem die Containerschifffahrt und damit anfallende Dienstleistungen im Blickfeld stehen.

Lidl will bei der Gestaltung der Lieferketten flexibler sein, aber womöglich auch bei der Preisgestaltung

Gegenüber der VerkehrsRundschau bestätigte Wolf Tiedemann, Vorstand der Lidl Stiftung & Co. KG, den Einstieg. Er betonte, dass es in den letzten Jahren mit den „langjährigen Seefracht-Partnern“ gelungen sei, die Supply Chain trotz der Zäsuren durch Covid-19 und den Herausforderungen bei Seefrachtrouten und Häfen aufrecht zu erhalten. Warum dann die Gründung einer Reederei? „Das Ziel ist das gestiegene Volumen von unterschiedlichen Produktionsstätten langfristig in Teilen flexibler managen zu können“, so der Lidl-Vorstand. Das könnte aber darauf abzielen, dass man nicht nur bei den logistischen Prozessen mehr Einfluss nehmen will, sondern auch hinsichtlich der Preisgestaltung sich mehr Spielräume schaffen möchte.

Verbesserung der Warenverfügbarkeit in den Filialen

Wie der Konzern der VerkehrsRundschau weiter mitteilte, wird Lidl „künftig in Teilen eigene Kapazitäten in der Seefracht zum Einsatz bringen“. Die Gründung der Reederei soll die Lieferkettensicherheit verbessern und damit die Warenverfügbarkeit in den Filialen.

Lidl gehört zu der Schwarz-Gruppe. Der Discounter beschäftigt alleine in Deutschland 91.000 Mitarbeiter in 3200 Filialen. 39 Warenverteilzentren im Bundesgebiet sorgen für die Versorgung der Niederlassungen. Zur Schwarz-Gruppe gehört unter anderem auch der Vollsortimenter Kaufland.

Die Schwarz-Gruppe ist mit ihren Niederlassungen in 33 Ländern vertreten und betreibt dort 12.900 Filialen. Die 500.000 Mitarbeiter erwirtschafteten im Jahr 2020 einen Gesamtumsatz von 125,3 Milliarden Euro.

Mit einem Gewinn von 2,79 Milliarden Euro im Jahr 2020 steht ausreichend Geld zur Verfügung

Die Lidl-Stiftung erwirtschaftete im Geschäftsjahr 2020 laut Angaben im Bundesanzeiger einen Umsatz von 62,3 Milliarden Euro. Das ist ein Plus von 9,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das Ebit betrug demnach 2,79 Milliarden Euro nach 2,24 Milliarden Euro im Vorjahr, was einem Plus von 24,5 Prozent entspricht.

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