Reisebereit auf heißem Asphalt

Berufsperspektiven in der Heimat: Berufskraftfahrer. Das Leben auf der Straße verspricht grenzenlose Weite, bedeutet aber auch Termindruck

Sie sind groß, sie sind schwer und nicht selten erwischt sich der Autofahrer, wie auf diese Ungetüme geschimpft wird, wenn diese sich mal wieder in scheinbarem Schneckentempo ein „Rennen“ auf der Autobahn liefern. Die Rede ist von Lkw und ihrer Besatzung, landläufig Brummifahrer, doch eigentlich Berufskraftfahrer genannt. Das Leben auf der Straße verspricht Freiheit, grenzenlose Weite und den Geschmack der großen Welt. Wer sich heutzutage für den Job des Berufskraftfahrers entscheidet, muss allerdings auch mit Termindruck und langen Zeiten fern der Heimat umgehen können.

Im Transportunternehmen Volker Rumstich in Parchim stehen 34 Fahrzeuge in der Lkw-Flotte bereit, um Güter an den Mann und die Frau zu bringen. „Wir transportieren alles“, so Katja Rumstich, Verkehrsleiterin des Familienunternehmens. Denn wer auf der Straße über die Lkw schimpft, der vergisst, dass er ohne sie ziemlich blöd dastehen würde: Ob Nahrungsmittel, Möbel oder Klamotten – alles, was wir in den Regalen finden, muss irgendwie dort hinkommen.

Angefangen hat alles mit dem gelben „Affensteak“: Anno 1990 begann das Parchimer Unternehmen damit, Bananen von Lübeck in die Region zu transportieren und wuchs dann mit der Zeit. Heutzutage macht das Kerngeschäft bei Rumstich allerdings GLS aus, deren Päckchen sie zu Firmenkunden deutschlandweit bringen. Zu Weihnachten hatte sich in Neustadt-Glewe ein wahrer Paket-Boom eingestellt: annähernd 10 000 Pakete wurden dort täglich allein für Westmecklenburg umgeschlagen. Doch am meisten werden hier Kilometer geschrubbt – und das in Rekordzahlen: „Ein einziger unserer Lkw fährt durchschnittlich mindestens 150 000 bis 180 000 Kilometer jährlich“ weiß Robert Werner, Disponent im Unternehmen. Das wären, würde der Laster immer entlang des Äquators fahren, mehr als viermal um den Erdball!

Wichtig also, dass ein künftiger Berufskraftfahrer „reisebereit ist, also auch wirklich Auto fahren möchte“, so Katja Rumstich. Wenn dem so ist, sei ein technisches Verständnis und ein Hauptschulabschluss Mindestvoraussetzung für eine Bewerbung in ihrem Unternehmen. Dass dieser Beruf gefragt ist, zeigen Fahed, Meles, Abdulla, Max und Gino. Die fünf jungen Männer sind alle in der Ausbildung bei Rumstich und in der hauseigenen Werkstatt anzutreffen. „Wir lernen hier notdürftig etwas zu reparieren“, weiß Gino Henkel, denn eine Panne im Straßenverkehr ist nicht unüblich. Der Auszubildende steckt gerade in den Vorbereitungen für seine Fahrprüfung und wird bald die 40-Tonner fahren können. Die Theorie des Berufes wird ihm und seinen Kollegen in einer Berufsfachschule in Güstrow nähergebracht. Was es mit der Technik auf sich hat, die allgemeine Tourenplanung, Verkehrsgeografie und das Erlernen der Lenk- und Ruhezeiten stehen neben den Grundfächern auf dem Unterrichtsplan. Bücher und Fahrkostenerstattung für die Ausbildungszeit werden vom Unternehmen übernommen, ebenso gibt es monatlich Tankgutscheine und ab dem zweiten Lehrjahr eine Weihnachtsprämie.

Wer hier anfängt, muss auch fähig sein, im Team arbeiten zu können, denn für die richtig weiten Strecken sitzen zwei Fahrer auf dem Bock, um abends wieder zuhause bei ihren Lieben sein zu können. Doch auch die einsamen Wölfe und diejenigen, die ihre Freiheit auf der Straße schätzen, haben hier ihre Zukunft: unter der Woche liegen sie aus und bleiben so mehrere Tage hintereinander auswärts. Wer seine Tage bei Sattelschlepper und Co. sieht, der kann vom ersten bis zum dritten Lehrjahr mit einem Gehalt von 490 über 575 bis 650 Euro plus Spesen rechnen. Los geht die Ausbildung am 1. September Also, ab auf die Piste!

Source of article click here : Parchimer Zeitung