Mit dem Linienbus durchs Nadelöhr

Bielefeld WB –

Mehr Technik an Bord, vor allem mehr Komfort für die Fahrgäste in den modernen Bussen der Mobiel-Flotte braucht Platz: Bis zu 18 Meter lang, 2,55 Meter breit sind die neuen Fahrzeuge, die der Verkehrsbetrieb in einer Modernisierungsoffensive angeschafft hat. Aber vor allem bei ihrer Höhe von 3,41 Metern wird‘s an manchen Stellen eng.

So vor allem an der Bahnunterführung Warendorfer Straße in Ummeln. Ein Schild weist auf eine maximal zulässige Fahrzeughöhe von drei Metern hin. Dort müssen die Busse der Linien 28 und 128 hindurch. Und weil die 28 auch durch Bethel fährt, ist sie gerade auch für die zuletzt angeschafften Fahrzeuge mit den elektrisch ausfahrbaren Rampen für Rollstuhlfahrer ein willkommener Einsatzbereich.

Die älteren, inzwischen ausgetauschten Mobiel-Busse waren noch rund drei Meter hoch, wie Mobiel-Sprecherin Yvonne Liebold sagt. Aber auch mit Anschaffung der modernen Fahrzeuge musste die Linie 28 nicht verlegt werden. Nach Angaben des Amtes für Verkehr gibt es eine Sondergenehmigung für die Durchfahrt an der Warendorfer Straße. „Wir haben es getestet. Die neuen Busse passen da durch“, sagt Yvonne Liebold. Denn die Decke der Unterführung ist als Bogen ausgeformt und in der Mitte 3,85 Meter hoch. Die Busfahrer müssen sich Liebold zufolge an Markierungen orientieren, um nicht im Randbereich des Gewölbes der gerade mal 3,50 Meter breiten Unterführung anzuecken. Schrammen an den Fahrzeugen „gab es bislang nicht“, versichert die Mobiel-Sprecherin. Trotzdem wäre dem Verkehrsbetrieb ein Brückenbauwerk mit einer lichten, also durchgängigen Höhe von mindestens 3,60 Metern lieber.

Nach der Erneuerung der Eisenbahnbrücke an der Von-der-Recke-Straße in der Innenstadt mit einer vormals erlaubten Durchfahrtshöhe von 3,30 Metern ist die Bahnunterführung an der Warendorfer Straße das letzte Nadelöhr im Liniennetz von Mobiel. 2024 soll die Engstelle beseitigt sein. Als Teil des Modernisierungsprogramms der Bahn soll das 1847 in Betrieb genommene Bauwerk erneuert werden.

Geplant ist, die Eisenbahnbrücke an die künftige Brücke für die direkt neben den Gleisen geplante Ortsumgehung Ummeln anzugleichen. Und die soll eine lichte Weite von 9,50 Meter und eine lichte Höhe von 4,50 Meter erhalten. Sie bietet Platz für Lastwagen und Busse, die sich auf einer 6,50 Meter breiten Fahrbahn begegnen können.

Auch ein Fußweg ist eingeplant. Den gibt es in der jetzigen Unterführungen nicht. Busse fahren auch deshalb im Schritttempo hindurch, weil sie selbst mit Fußgängern, die zwangsläufig die Fahrbahn nutzen, die Bahnstrecke nicht gleichzeitig unterqueren können.

Die Stadt Bielefeld muss sich die größere Breite und Höhe der künftigen Bahnunterführung allerdings einiges kosten lassen. Denn die Deutsche Bahn bezahlt nur einen Neubau in den ursprünglichen Abmessungen – also angepasst an die Verkehrsbedingungen von vor rund 100 Jahren, wie Dirk Vahrson vom Amt für Verkehr erklärte, als er der Politik 2019 erstmals von den Plänen berichtete. Die Gremien stimmten denn auch zu, die geschätzten 1,8 bis 2,7 Millionen Euro als zusätzliche städtische Mittel für die größere Weite investieren zu wollen.

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