Lkw-Fahrer in NRW am Limit: Transportverbände schlagen Alarm

Eigentlich liebt Lkw-Fahrer Armin Philipp aus Bad Oeynhausen seinen Job. Doch Stress, schlechte Bezahlung und rücksichtlose Autofahrer erschweren ihm die tägliche Arbeit. In einem offenen Brief an die UN machen Transporteure ihrem Frust jetzt Luft.

Tag und Nacht unterwegs im 40-Tonner: Für Armin Philipp von der Bad Oeynhausener Spedition Kottmeyer ist das Alltag. Ein Alltag, der sich in seinen Augen in den vergangenen Jahren deutlich verschlechtert hat: volle Parkplätze, mangelnder Respekt und Lohndumping durch ausländische Fahrer machen den Job zunehmend unattraktiv.

Für Armin Philipp geht es in sein Führerhaus: 13 Uhr Abfahrt in Bad Oeynhausen Richtung Verden im Mittelfränkischen. 24 Tonnen Kupfergranulat sind geladen. Das Image der Brummi-Fahrer sei schlecht, darunter leidet auch Philipp: „Die Autofahrer haben kein Verständnis. Wenn wir überholen, dann gibt es die Lichthupe, dann kriegst du den Stinkefinger gezeigt.“

Parkplatzsuche nach fünf Stunden Fahrt

Nach fünf Stunden Fahrt dann noch die mühsame Suche nach einem Parkplatz kurz vor Nürnberg: Durch die „Brummi-Karte“, die seine Spedition stellt, kann er einige Toiletten und Duschen kostenlos nutzen.

Für die anderen Fahrer gilt: selbst zahlen. „Es kommt dazu, dass Kollegen genötigt werden, draußen in der Natur ihr Geschäft zu verrichten.“ Denn einige könnten sich die Preise einfach nicht leisten. Viele würden den Job auch deswegen nicht mehr machen wollen, klagt der erfahrene Trucker.

Offener Brief an die UN-Vollversammlung

Doch die LKW-Fahrer sind gefragter denn je – das macht aktuell das Beispiel Großbritannien klar. Corona hat den Arbeitskräftemangel in der Logistik europaweit nochmal verschärft.

Deshalb haben internationale Transportverbände und Gewerkschaften der Vollversammlung der Vereinten Nationen einen offenen Brief geschrieben. Sie warnen davor, dass Lieferketten zusammenbrechen könnten.

Im WDR-Gespräch erklärt Frank Huster, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Spedition und Logistik: „Wir wollen darlegen, dass die eigentlich sonst geräuschlose Logistik, die täglich Waren und Güter in unsere Regale und an die Fließbänder bringt, langsam an ihre Kapazitätsgrenzen stößt.“

Mehr Lkw-Fahrer gehen in Rente als ausgebildet werden können

Ein Beispiel: Im Schnitt gehen 30.000 Lkw-Fahrer jedes Jahr in Rente, allerdings könnten nach Angaben von Spediteur Horst Kottmeyer Junior aus Bad Oeynhausen nur 15.000 Fahrer ausgebildet werden.

Für Horst Kottmeyer Junior – Armin Philipps Arbeitgeber – muss sich vor allem die Wertschätzung der Arbeit steigern. Er geht sogar soweit, zu sagen: „Wir haben viele Fahrer, die lieber in anderen Ländern fahren, als hier bei uns in Deutschland. Politik und Gesellschaft sind jetzt gefragt.“

Zurück zum Lkw-Fahrer Armin Philipp: Gegen 22 Uhr schaltet der Routinier auf einem Parkplatz vor Nürnberg das Licht in seiner Schlafkabine im Wagen aus, bevor es um vier Uhr in der Früh für ihn wieder weitergeht.

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