Erster 40-Tonnen-Elektro-LKW transportiert Post-Pakete

ELEKTROMOBILITÄT Die Hugelshofer Logistik in Frauenfeld setzt für einen Teil ihrer Postaufträge neu auch auf Elektrolast­wagen. Der MAN mit Emoss-Technik ist die erste Elektro-Sattelzugmaschine in der Schweiz mit 44 Tonnen Gesamtzuggewicht.

Die Hugelshofer-Gruppe in Frauenfeld beschäftigt rund 310 Mitarbeiter, verfügt über 170 Nutzfahrzeuge (davon 150 schwere LKW) und spult jährlich 12 Mio. Kilometer ab. «Wir haben uns darauf spezialisiert, Nischen abzudecken», sagt CEO Martin Lörtscher. Gemeint sind damit Recycling- und Logistikaufgaben, aber auch Lebensmittel­transporte (Trans­food). Ein grosses Anliegen des über 140-jährigen Betriebes ist die Nachhaltigkeit. Das manifestierte sich bislang unter anderem mit dem Einsatz von Erdgaslastwagen beim Re­cycling und im Kombiverkehr Schiene/Strasse. Man hatte aber auch mit der Post einen speziellen Doppel­stock-Trailer entwickelt, der 55 statt nur 33 Europaletten fassen kann und mit dem sich die Fahrten um einen Drittel verringern.

Das eigene Elektromobilitätskonzept ist der neuste Schritt in Sachen Nachhaltigkeit. Zwar ist man sich auch bei Hugelshofer nicht wirklich im Klaren, wo die Reise bezüglich der künftigen Antriebskonzepte genau hingeht, doch wollen die Thurgauer nicht einfach zuwarten. So setzen sie vorerst ein Zeichen für den Elektroantrieb. Als erster Schritt wurde auf dem Dach der Recyclinganlage eine Solaranlage mit 620 m2 Fläche und vorerst jährlich bis 100 000 kWh Output gebaut (im Endausbau bis 500 000 kWh). Nun wurde zudem ein Elektrosattelschlepper in Betrieb genommen, der hauptsächlich nachts für die Post unterwegs ist und dessen Batterie bei Tag durch den eigenen Solarstrom geladen wird.

Durch die Güterstruktur von Hugelshofer kam jedoch keiner der seltenen, bereits erhältlichen 18- bis 26-Tonner-E-Trucks infrage. «Wir brauchen für unsere Einsätze einen 40-Tonner», sagt Martin Lörtscher. Dazu wandte man sich an MAN Schweiz. MAN verfügt zwar selber auch noch nicht über eine E-Truck-Werkslösung in der verlangten Tonnage, pflegt aber gute Kontakte zur in Arbon ansässigen Ceekon AG; Ceekon ist die Schweizer Vertretung des niederländischen E-Truck-Anbieters Emoss B.V. Basierend auf dem MAN TGX 18.360 4×2, wurde der Diesel­antriebsstrang durch Emoss-Technik mit einem Elektromotor mit 350 kW/3500 Nm und einer 280-kWh-Batterie ersetzt. Damit fährt der MAN mit 44 Tonnen Gesamtgewicht 150 bis 180 km weit.

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Strahlen vor dem neuen Elektro-Truck um die Wette (v. l. n. r.): Martin Lörtscher, CEO Hugels­hofer Logistik; Thomas Maurer, ­Verwaltungsrat MAN Schweiz; Hansjörg Brunner, Nationalrat und Präsident des Thurgauer Gewerbeverbandes; Fredi Hugelshofer, Verwaltungsratspräsident.

Leise unterwegs Hauptsächlich wird der neue Truck zwischen dem Post-­Paketzentrum vis-à-vis des Hugelshofer-Sitzes in Frauenfeld und dem Post-Logistikzentrum in St. Gallen eingesetzt. Diese regelmässigen Touren machten erst eine passende Konzeption für einen planbaren Einsatz möglich, wie dies im batterieelektrischen Güterverkehr heute noch unabdingbar ist. Das Logistikzentrum in St. Gallen liegt nicht auf der grünen Wiese, sondern mitten im besiedelten Gebiet, sodass die nächtlichen Zulieferungen dank des leisen Elektro­lastwagens weniger Lärmbelästigungen verursachen; ganz abgesehen vom lokal emissionsfreien Betrieb.

Allerdings ist die einzelne Strecke rund 50 Kilometer lang, sodass für die geplanten zwei nächtlichen Touren zwischen Frauenfeld und St. Gallen mit gut 200 Kilometern eine Zwischenladung nötig wird. Welches die genauen Reichweiten sind, das will man bei Hugelshofer mit dem neuen LKW herausfinden. Und man will ergründen, welche Einflüsse Wind, Wetter und Temperaturen auf den Betrieb haben.

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