Die Dachser-Wechselbrücke: Eine Dachser-Innovation wird 50

Vor fünf Jahrzehnten ersann Thomas Simon die Wechselbrücke. Damit gelang dem Unternehmen ein enormer Aufstieg – obwohl die Idee anfangs belächelt wurde

Das Prinzip ist so einfach wie sinnvoll: Man packt Waren, egal ob Matratzen oder Spielzeugautos, in einen genormten Kasten mit immer gleichen Abmessungen, um den Transport einfacher und effizienter zu machen. Dieses Konzept beobachtete Thomas Simon, Schwiegersohn des Firmengründers Thomas Dachser und langjähriges Mitglied der Geschäftsführung des Allgäuer Unternehmens, als die ersten Seecontainer der US-Armee 1966 in deutschen Häfen ankamen – und übertrug es auf den Lkw. Er ersann die Wechselbrücke, die speziell auf Lastwagen zugeschnitten ist und dank ausklappbarer Stützfüße zwischen Lastwagen getauscht werden kann. Füße herunterklappen, Arretierung lösen, den Lkw per Luftfahrwerk senken und unter der Metallbox herausfahren. „Geübte Fahrer schaffen das in wenigen Minuten“, sagt Christian Schütz, Leiter Technik und technischer Einkauf bei Dachser.

1971 war die Wechselbrücke geboren, und während 1972 gerade einmal 350 Stück bei Dachser im Einsatz waren, sind es heute 8453. Ein Exemplar ist 7,82 Meter lang und 2,48 Meter breit. Damit sei die Dachser-Wechselbrücke „heute das Standardmaß der Branche“, sagt Jürgen Schneider, Abteilungsleiter Nahverkehr im Logistikzentrum Allgäu in Memmingen.

Wechselbrücke machte Transport effizienter

Dieses Standardmaß hat sich jedoch weiterentwickelt. Lange Zeit habe man nur einstöckig beladen können, sagt Schneider. Mittlerweile bringe man bei doppelstöckiger Beladung bis zu 38 Euro-Paletten unter – „dadurch zieht eine Zugmaschine heute teilweise doppelt so viel Ware“. Entscheidend ist aber laut dem Unternehmen der einfache Tausch der Metallboxen. Dadurch wurden sie für Dachser zum großen Wurf. Zuvor benötigte man beispielsweise vom Allgäu ins Rheinland drei Fahrer, die pro Woche zwei Umläufe schafften. Durch den Tausch der Aufbauten auf halbem Weg brauchte man nur noch einen Fahrer pro Lkw. Die übrigen Fahrer stellten Waren in der Region zu oder holten sie ab.

Dachser konnte die Umsätze pro Lkw so innerhalb von fünf Jahren auf 60 000 Mark verfünffachen – und wurde vom Fuhrunternehmen zum Systemlogistiker. 1980 wurde die Wechselbrücke schließlich genormt und ist seitdem in vielen Farben und Formen auf europäischen Autobahnen zu sehen, auch bei anderen Logistikfirmen – dabei wurde Erfinder Thomas Simon zuerst für die Innovation belächelt, andere Spediteure interessierten sich nicht für die neuartige Metallbox.

Unnötige Wartezeiten fallen weg

Heute hat der Begegnungsverkehr noch einen weiteren Vorteil: Lenk- und Ruhezeiten seien so kein Thema und man könne sogar Lieferzeiten bis 10 Uhr am Folgetag oder früher anbieten, sagt Schneider. „Und die Fahrer sind nach der Arbeit zuhause, das ist angesichts des Fahrermangels ein wichtiger Faktor.“ Gleichzeitig spart die Wechselbrücke unnötige Wartezeiten. Denn sie kann beim Kunden geparkt und befüllt werden. Der Lkw kommt erst, wenn sie voll ist – und lässt ein leeres Exemplar stehen. „Der Fahrer muss nicht warten und der Kunde braucht weniger Lagerfläche“, erklärt Logistikfachmann Schneider.

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