Amazon Deutschland: 24 Logistik-Standorte – und es werden noch mehr

Amazons Logistik-Hubs sprießen in Deutschland seit rund anderthalb Jahren wie Pilze aus dem Boden. Der E-Commerce-Riese setzt vor allem auf kleine Verteilzentren. Eine detaillierte Landkarte aller aktiven und geplanten Standorte zeigt: Das Netz wird immer dichter. 

Amazon investiert seit rund zwei Jahren massiv in sein Logistiknetzwerk in Deutschland. Aktuell sind 12 Logistikzentren, drei Sortierzentren und neun Verteilzentren am Netz (eine interaktive Karte mit allen aktiven, geplanten und im Bau befindlichen Logistik-Niederlassungen gibt es am Ende des Artikels).  Allein im Mai und Juni 2019 überschlugen sich die Nachrichten in einer derartigen Geschwindigkeit, dass es schwerfiel, den Überblick zu behalten: Ein neues Logistikzentrum in Mönchengladbach wurde fertiggestellt, für das bis zur geplanten Eröffnung im Spätsommer 1.000 Mitarbeiter gesucht werden. Ein Sortierzentrum auf dem Gelände des neuen Berliner Flughafens BER in Schönefeld feiert Richtfest. Im fränkischen Eggolfsheim, in Cloppenburg bei Bremen, im Gewerbegebiet Knüllwald bei Remsfeld und in Stotternheim bei ­Erfurt wird Amazon noch in diesem Jahr Verteilzentren – seine kleinste logistische Einheit – eröffnen. Für den geplanten Neubau eines solchen Verteilzentrums im saarländischen Völklingen fehlt derzeit noch die Baugenehmigung; hier arbeitet die Gemeinde gerade einen passenden ­Bebauungsplan aus.   Nur einen Bruchteil dieser mannigfaltigen Baupläne hängt Amazon an die große Glocke. Die Pressestelle berichtet zwar über Neueröffnungen großer Logistikzentren: So verkündete der Konzern die Schaffung von jeweils 1.000 neuen Arbeitsplätzen mit der Eröffnung der neuen Logistikzentren in Dortmund, Winsen und Frankenthal 2017 sowie in Mönchengladbach 2019. Von den in der Amazon-Logistik nachgestellten Sortierzentren und den noch kleineren Verteilzentren ist von Amazon aber kaum etwas zu erfahren.

Kleine Logistikkunde: Was sind Logistik-, Sortier-und Verteilzentren?

Wer also genauer wissen will, wie dicht Amazons Logistiknetzwerk in Deutschland schon ist, muss die ­Lokalpresse lesen. Trägt man die vielen kleinen Berichte über neue Arbeitsplätze im Gewerbegebiet oder Streitereien im ­Gemeinderat um die Baugenehmigung ­zusammen, entsteht ­eine spannende Landkarte (siehe unten): In aktuell zwölf, bald aber 14 oder sogar 16 Logistikzentren werden Amazons Warenbestände strategisch günstig in der Nähe der größten deutschen Städte gelagert. Hier arbeiten in der Regel 1.000 bis 2.000 Mitarbeiter, in den neueren Lagern kommen immer häufiger auch ­Lagerrobotor zum Einsatz. In manchen der sieben bis 15 Fußballfelder großen Hallen wird alles ­gelagert: Die Produkte werden bunt gemischt nach dem Prinzip der chaotischen Lagerhaltung aufbewahrt. Andere, wie das Pforzheimer Zen­trum mit dem internen Kürzel STR1, sind auf die Lagerung großer und sperriger Güter spezialisiert. Eine Besonderheit stellt das Lager DTM2 bei Dortmund dar: Das europaweit einzigartige „Inbound Cross Dock“ sammelt die Warenanlieferungen aus ganz Deutschland und verteilt sie an die anderen Logistikzentren weiter. Endkunden werden aus DTM2 nicht beliefert.  Eine ähnliche Funktion erfüllen auf regionaler Ebene die Sortierzentren. Hier werden die aus den Logistikzentren angelieferten Waren nach Postleitzahlen vorsortiert und dann direkt an die nächstkleinere Einheit – die Verteilzentren – weitergeleitet. Weil eine lange Lagerzeit nicht vorgesehen ist, fallen die Sortierzentren mit einer ­Größe von 20.000 bis 30.000 Qua­dratmetern und rund 300 Mitarbeitern deutlich kleiner aus als die Logistikzentren. 2017 ging in Krefeld das erste Sortierzen­trum in Deutschland ans Netz, mittlerweile sind drei dieser Zentren aktiv; zwei bis drei weitere sollen bis 2020 dazukommen. Die Verteilzentren wiederum erinnern in Größe und Personalausstattung an herkömmliche Postfilialen ohne Schalter­betrieb: Auf rund 10.000 Quadratmetern arbeiten durchschnittlich 150 Mitarbeiter daran, die aus den Sortierzentren angelieferte Ware so schnell wie möglich zu den Kunden in ihrer Nähe zu bringen. Lange Lagerzeiten sind auch in diesen Zentren nicht vorgesehen, dafür haben die meisten einen großen Parkplatz; schließlich müssen die Lieferfahrzeuge der Logistikpartner, die die letzte Meile übernehmen, für die Beladung Platz finden. 

Wann übernimmt Amazon die letzte Meile selbst?

Angesichts dieses klar strukturierten und exponentiell wachsenden Logistiknetzwerks ist es aber durchaus fraglich, wie lange die Paketfahrer von DHL, DPD und Co. die Amazonschen Verteilzentren noch ­anfahren werden. Je dichter das Netz aus Verteilzentren gespannt ist, desto kürzer wird der Weg zum Kunden – und umso ­interessanter könnte es für Amazon sein, die letzte Meile selbst zu übernehmen. Schon jetzt befüllt der hauseigene Logistikservice Amazon Logistics über 400 Amazon Locker in Deutschland und stellt die Amazon-Pakete auch in rund 20 Städten im Umkreis der bestehenden Verteilzentren selbst zu. Dafür arbeitet die Logistiktochter mit externen regionalen Lieferdiensten ­zusammen: Auf der Website werden aktiv weitere Zustellpartner zur Bewerbung aufgefordert. Dabei betont Amazon immer wieder, das eigene Logistikangebot sei nur eine „Ergänzung“ zum Angebot von DHL und DPD – mal sehen, wie lange noch. 

Die Landkarte der Amazon-Logistik – Stand: 17.07.2019

Auf der folgenden Karte haben wir alle uns nach intensiver Recherche bekannten aktiven Logistikstandorte (Tropfen-Symbol), alle im Bau befindlichen oder fix geplanten Standorte (Stern-Symbol) sowie alle Standorte, an denen Amazon gerüchtehalber eine Niederlassung ins Auge fasst (Fragezeichen-Symbol), eingetragen. Dabei unterscheidet die Karte zwischen Logistikzentren (blau), Sortierzentren (gelb) und Verteilzentren (rot). Die Landkarte wird laufend aktualisiert.

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