546 Tonnen unterwegs: Präzisionsarbeit auf 26 Achsen

Spektakulärer Transport in Dachelhofen (Schwandorf): 546 Tonnen Gewicht rollen auf 26 Achsen vom Müllkraftwerk zum Umspannwerk. Teilweise ist es Zentimeterarbeit

„Wir müssen nur gut um die Ecken kommen“, sagt Kai-Uwe Rinza. Der Transportingenieur der Firma „Daher Projects“ (Hanau) steht vor einem Koloss. Rinza erläutert das Fahrzeug. Auf einem Tragschnabel lagert ein 273 Tonnen schwerer Direktkuppeltransformator. An beiden Seiten ist je eine „Scheuerle Power Pack Unit“ mit je 700 PS und 13 Achsen angekuppelt, auf denen die Schnäbel aufliegen. 4,1 Meter breit ist der Zug, 5,20 Meter hoch. Sechs Mann des Unternehmens sind am Montagabend am Müllkraftwerk-Gleis, um die letzte Etappe einer langen Reise zu erledigen (Hintergrund).

Kurz nach 19 Uhr steigen die Fahrer Jens Heßbacher und Marco Stab in ihre Kabinen an den Enden des über 55 Meter langen Gespanns. Rinza und seine Kollegen sind per Funk verbunden, weisen ein. Die Polizei ist zur Begleitung da. Es geht los. Im Schneckentempo um die 90-Grad-Kurve an Tor 3 des Müllkraftwerks Richtung Alustraße. Schon da wird es eng. Die beiden Zugmaschinen können in kleinstem Radius rangieren, alle Achsen sind lenkbar. Gummi radiert über den Asphalt. Mal steht die hintere Zugmaschine im spitzen Winkel zur Last und drückt sie ums Eck, dann wird vorne langsam gezogen. Es erscheint wie Zeitlupe, und geht angesichts des gewaltigen Gewichts doch überraschend schnell.

Die knapp 400 Meter bis zur Dachelhofer Straße geht es geradeaus. Kein Problem. An der Kreuzung haben Arbeiter dicke Stahlplatten über die Böschungen gelegt. In einer „normal“ gefahrenen Kurve käme das Gespann nie um die Ecke Richtung ehemaliges Bayernwerk. Rinza weist das Gespann in die Fichtenstraße, der Trafo schrubbt an Ästen entlang. Zuschauer lassen sich das Spektakel nicht entgehen. „Den möchte ich nicht fahren,“ sagt ein Dachelhofer, „und ich war Berufskraftfahrer.“ Zentimeterweise wird rangiert, bis die (noch) hintere Zugmaschine auch in der Fichtenstraße steht. „Fahrtrichtungswechsel“ tönt es durch die Funkgeräte. Was Heck war, ist jetzt Front. Der Trafo schwebt wenige Zentimeter über der Grasnarbe. Das Eck ist geschafft. Bis zur Einmündung in die Zufahrtsstraße zum Gewerbegebiet Bayernwerk geht es jetzt wieder verhältnismäßig flott – mit maximal 10 Kilometern pro Stunde.

Dort wird’s nochmal eng. Weit ausholend ist die vordere Zugmaschine schon um die Kurve, die hintere muss zentimetergenau rangieren, die Last ums Eck drücken. Die Zugmaschine steht genau zwischen den Leitplanken, nur noch wenige Handbreit sind Platz. Die Räder an den 13 Achsen werden maximal eingeschlagen, Gummi schrubbt über den Asphalt, es knarzt. Einen halben Meter vor, andersrum einschlagen, wieder einen halben Meter zurück, wieder einschlagen. Schließlich ist die auch diese Kurve geschafft. Bis ins Umspannwerk ist sind es nur noch ein paar Meter. Gut eine Stunde hat der Transport bis hierher gedauert. Im Gelände heißt es erneut ums Eck rangieren. Geschafft.

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