Lagerbildung statt Globalisierung

Die Corona-Pandemie und der Krieg in der Ukraine sorgen in der weltweiten Transport- und Logistikbranche für ein Umdenken. Nach einer Studie der Beratungsgesellschaft PwC gibt es eine Tendenz zur „Deglobalisierung“.

In der Logistik- und Transportbranche mehren sich die Zeichen einer Umkehrung der Globalisierung der Weltwirtschaft. Das zeigen Ergebnisse einer aktuellen Studie der Marktforschungsgesellschaft Price Waterhouse Coopers.

China dreht Engagements zurück

Fusionen und Übernahmen im Transportsektor sind laut den Experten von PwC ein Gradmesser für die internationale Verflechtung in der Weltwirtschaft. Besonders China hat in den vergangenen Jahrzehnten eine zunehmende Rolle bei der Beherrschung der Warenströme und ihrer Transportwege gespielt.

Ein Trend, der sich nun umzukehren scheint: Im ersten Halbjahr 2022 waren chinesische Logistikunternehmen nur an 15 Prozent aller weltweiten Übernahmen und Zusammenschlüsse beteiligt, der niedrigste Stand seit zehn Jahren. „Tendenzen zur Deglobalisierung lassen sich bereits beobachten“, so PwC-Partner André Wortmann. Zudem bestehe die Gefahr, dass sich ein Gegengewicht zu den westlichen Ländern unter chinesischer und russischer Führung bilden könnte. „In der Folge könnten westliche Transport- und Logistikfirmen zurückhaltender werden, wenn es um Deals oder Investitionen in China geht.“

Die Studie verzeichnet zudem in allen Regionen eine rückläufige Tendenz zu strategischen Allianzen und Joint Ventures in der Branche. Sie finden laut PwC nur noch vereinzelt und bezogen auf bestimmte Sektoren wie autonome Fahrzeuge oder alternative Treibstoffe statt.

Mögliche „Ostblockbildung“

Laut der Studie, die PwC zusammen mit ihrer Strategieberatung Strategy& durchgeführt hat, wird der Rückgang der Transaktionsaktivitäten mit chinesischer Beteiligung zwar auch auf die anhaltende Covid-19-Krise in China zurückgeführt. Allerdings wird darin auch von einer „Besorgnis über eine mögliche Ostblockbildung unter chinesischer und russischer Führung“ gesprochen.

Dieses Szenario geht davon aus, dass der Krieg in der Ukraine noch länger anhält und zu lang anhaltenden Sanktionen gegen Russland führt. Es unterstellt auch, dass die Welt vor einer längeren Phase wirtschaftlicher Unsicherheit und geringeren Handelsaktivitäten steht.

Zahl und Volumen der Transaktionen rückläufig

In der Logistik- und Transportwirtschaft ist die Konzentrationswelle nach dem Rekord vom vergangenen Jahr insgesamt zurückgegangen. Der Studie zufolge wurden in diesem Sektor weltweit zwischen Januar und Juni insgesamt 129 Transaktionen im Gesamtwert von knapp 126 Milliarden US-Dollar angekündigt. Dabei sticht ein Megadeal heraus: Der Finanzkonzern Blackstone und die italienische Benetton-Gruppe wollen für 52 Milliarden Dollar die Mehrheit an der italienischen Atlantia übernehmen. 2021 gab es laut PwC in der Branche weltweit 322 Transaktionen im Gesamtwert von rund 219 Milliarden Dollar.

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