Lkw-Boom: Wie ein Spediteur aus Herbrechtingen damit umgeht

In den kommenden Jahren wird der Güterverkehr auf den Straßen weiter zunehmen, trotz der Klimaziele. Wie ein Spediteur aus Herbrechtingen darauf reagiert.

Der Güterverkehr auf deutschen Straßen nimmt immer weiter zu. Laut einer Prognose des Bundesverkehrsministeriums könnten bis 2051 rund 50 Prozent mehr Lkw auf den Straßen unterwegs sein als heute. Die Zunahme merkt auch Spediteur Thomas Schwarz aus Herbrechtingen (Kreis Heidenheim). Allein in den letzten Jahren hat sich die Lkw-Flotte des Unternehmens von 100 auf 300 Fahrzeuge verdreifacht.

Lang-Lkw als Lösung gegen zunehmenden Schwerlastverkehr?

Ein Baustein für weniger Güterverkehr auf den Straßen könnten nach Darstellung des Spediteurs sogenannte Lang-Lkw sein. Diese können deutlich mehr Waren transportieren, dürfen allerdings in Deutschland je nach Typ nur auf bestimmten Routen fahren. Die müssen vorher angemeldet und von den Ländern genehmigt werden.

„Wir sehen in dem Lang-Lkw einen Baustein. […] Dort, wo wir die einsetzen, können wir mit zwei Lang-Lkw drei herkömmliche Fahrten ersetzen.“

Thomas Schwarz, Spedition Schwarz aus Herbrechtingen

Spediteur Schwarz hat acht solcher Lang-Lkw im Einsatz. Außerdem hat er rund 150 Lang-Lkw eines anderen Typs, die von dieser Regelung ausgenommen sind. Komplett ersetzen können diese die herkömmlichen Lkw laut Schwarz aber nicht.

Transport von Gütern: Die Verkehrswende fordert auch im Lieferverkehr Anpassungen. (Foto: Spedition Schwarz Herbrechtingen)
Lang-Lkw wie dieser könnten laut Spediteur Schwarz ein Baustein für weniger Verkehr auf der Straße sein.

Klimaneutraler Gütertransport als Alternative?

Er hofft bis spätestens 2030 auf Wasserstoff-Lkw, mit denen Güter auch auf längeren Strecken klimaneutral transportiert werden können. Denn aktuell seien Lastwagen mit alternativen Antriebsmethoden wie Elektrobatterien bei ihm nur auf kurzen Strecken im Einsatz.

Kritik: Zu wenig Güterverkehr auf der Schiene

Auch für den Güterverkehr auf der Schiene geht die Prognose von einem Zuwachs bis 2051 aus. Rund 30 Prozent mehr sollen es werden. Das seien im Vergleich zur Straße zu wenig, meint Matthias Lieb vom Verkehrsclub Deutschland, vor allem im Hinblick auf die Klimaziele.

Als einen Grund für den vergleichsweise geringen Zuwachs auf der Schiene nennt er Versäumnisse in der Planung, beispielsweise auf der Neubaustrecke Ulm-Wendlingen. Die Bahnstrecke sei noch steiler gebaut worden als die Geislinger Steige und damit für den Güterverkehr ungeeignet. Trotz Milliarden an Kosten könne man so keine Verlagerung des Güterverkehrs auf die Schiene herbeiführen, bekräftigt der Landesvorsitzende des Verkehrsclubs.

Winfried Hermann: Prognose ist „kein Naturgesetz“

Für Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Herrmann (Grüne) zeugt die Prognose des Bundesverkehrsministeriums von „fehlendem politischen Gestaltungswillen“. Für ihn sei der vorhergesehene Lkw-Boom vielmehr ein Signal, schnell umzusteuern. Das soll durch den Ausbau der Schieneninfrastruktur und der Wasserstraßen geschehen, so Herrmann weiter. Nur so könne man die Klimaschutzziele erreichen, zu denen sich Deutschland verpflichtet hat.

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