Ifeu veröffentlicht Fahrplan für O-Lkw-Einführung bis 2030

Für einen erfolgreichen Markthochlauf des Oberleitungssystems in Deutschland fordert das Institut für Energie- und Umweltforschung gezielte Unterstützung durch die Bundesregierung in drei Phasen.

Heidelberg. Das Institut für Energie- und Umweltforschung (Ifeu) in Heidelberg skizziert in einer jetzt veröffentlichten „Roadmap für die Einführung eines Oberleitungs-Lkw-Systems in Deutschland“ den Weg für einen erfolgreichen Markthochlauf bis 2030. Die Autoren zeigen nach eigenen Angaben, dass der Aufbau eines Basisnetzes auf 3000 bis 4000 Kilometer stark befahrener Autobahnabschnitte einen hohen Anteil an elektrischer Fahrleistung durch Oberleitungs-Lkw erlaubt. „Am Wichtigsten ist nun der zügige Aufbau einer größeren Pilotstrecke. So können wertvolle Erfahrungen mit O-Lkw im Fernverkehr gesammelt und damit der Aufbau einer Basis-Oberleitungsinfrastruktur vorbereitet werden“, erklärt Studienleiter Julius Jöhrens.

Die Politik soll den Markt gezielt schaffen

In der aktuellen Pilotphase werden Oberleitungs-Lkw laut dem Ifeu von vielen Akteuren im Transportmarkt noch nicht als leistungsfähige und kostengünstige Klimaschutztechnologie wahrgenommen. Deshalb fordern die Wissenschaftler, dass der Bund den Markthochlauf in drei Phasen fördert. Zunächst sollte Regierung klarstellen, welche Rolle das System künftig bei der Erreichung von Klimaschutzzielen spielen soll und die Bekanntheit der Technik durch den Aufbau eines großen Pilotvorhabens von mindestens 100 Kilometer Länge steigern.

Im nächsten Schritt sollte sie in fünf bis sieben Jahren mit dem koordinierten Netzausbau in Deutschland beginnen, in der abgestimmt Investitionen von Fahrzeugbetreibern, Herstellern und des Staats als Infrastrukturanbieter getätigt werden sollten. Das Ifeu schlägt diesbezüglich die Errichtung einer O-Lkw-Infrastruktur auf geeigneten Autobahnabschnitten mit einer sinnvollen Länge von etwa 3000 bis 4000 Kilometern vor.

Im dritten Schritt – der Konsolidierungsphase etwa ab 2030 – sollten dann Modelle gefunden werden, um die staatliche Vorfinanzierung der Oberleitungs-Infrastruktur sukzessive auf eine Nutzerfinanzierung umzustellen. „Eine frühzeitige Koordination des Netzausbaus mit den europäischen Nachbarn ist zwar wünschenswert, sollte jedoch nicht zur Voraussetzung für ein entschiedenes Voranschreiten in Deutschland gemacht werden“, sagt Jöhrens.

Die Technik steht weitgehend bereit

Aktuell laufen allein in Deutschland drei Feldversuche, die das Bundesumweltministerium finanziert. In Hessen (A5) und Schleswig-Holstein (A1) sind seit Anfang 2020 jeweils 5 Kilometer Autobahn elektrifiziert, in Baden-Württemberg sollen Anfang 2021 4 Kilometer auf einer Bundesstraße (B462) in den Oberleitungsbetrieb gehen. „Technisch haben wir es hier bereits mit einem weit entwickelten System zu tun, bei dem sich deutsche Firmen stark engagieren.“, sagt Jöhrens.

Bereits im März 2020 wies das ifeu in einer Studie darauf hin, dass Oberleitungs-Lkw nach erfolgreicher Systemeinführung im Fernverkehr auf den Hauptachsen der Dieseltechnologie wirtschaftlich überlegen sein könnten. Zu welchen Kosten die Oberleitungs-Lkw im Markt angeboten werden, hängt demnach aber wesentlich davon ab, wie attraktiv die Politik diesen Markt macht: Hohe Stückzahlen und eine Vielzahl von Fahrzeuganbietern könnten die Preise nach 2030 deutlich absenken.

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