E-Highway: Unterwegs mit dem Hybrid-Lkw

Detlev Gramkow betätigt die Zündung und man hört – nichts. Kein brummender Motor, keine lauten Geräusche. Beim Start greift der Wagen ausschließlich auf den E-Antrieb zurück und bewegt sich dann ganz leise über die Straße. Fast elegant rollt er in Richtung Autobahn. Gramkow fährt derzeit den einzigen Hybrid-Lkw in Schleswig-Holstein – im Testbetrieb. Optisch unterscheidet sich der rote Wagen mit der Aufschrift „Spedition Bode“ kaum von anderen Lkw. Dass er anders ist, merkt man aber spätestens, wenn man einmal mitgefahren ist.

Projekt mit Startschwierigkeiten

Täglich rollt der Lkw jetzt zwischen Lübeck und Reinfeld (Kreis Stormarn) hin und her. Dabei hatte das Projekt E-Highway anfangs einige Probleme. Eigentlich hätte die Stromtrasse über der Autobahn schon im September fertig sein sollen, doch ein Gutachter empfahl damals, den E-Highway noch nicht in Betrieb zu nehmen. Der Grund: Die Schweißnähte an den Strommasten waren nicht in Ordnung. Dann der nächste Rückschlag im Dezember: Stromleitungen und Lkw standen zwar parat, doch bei den ersten Testfahrten gab es Probleme mit der Verbindung zwischen Lkw und der Stromtrasse, erläutert Detlev Gramkow während der Fahrt. „Anfangs hatten wir ein paar Schwierigkeiten, weil der Stromabnehmer nicht immer oben geblieben ist.“ Doch mittlerweile läuft es. Wie ein Geweih sitzt der sogenannte Pantograf oben auf dem Lkw und lädt den integrierten Akku über die Stromtrasse.

Bundesweite Pilotphase in Hessen nicht ohne Kritik

Weiter geht’s auf der A1 unter den Strommasten, die ein bisschen aussehen wie Oberleitungen bei der Bahn. Den Strom darf der Spediteur während der Testphase kostenlos nutzen, den Lkw mietet er. Begeistert hält Detlev Gramkow das große Lenkrad des Lkw fest. Er freut sich über das Testprojekt, das insbesondere dem Umweltschutz und der Vermeidung von Lärmbelästigung zu Gute kommen soll. „Wir müssen irgendwo anfangen und es ist gut, wenn so ein Projekt mal ausprobiert wird“, meint Gramkow. Etwas verärgert reagiert er, als er auf die scharfe Kritik angesprochen wird, die das Projekt E-Highway in Hessen bekommt. Dort wurde vor einiger Zeit die erste Stromtrasse in Deutschland in Betrieb genommen. Der Bund der Steuerzahler kritisierte, dass dafür zu viel Geld ausgegeben worden sei. In Hessen wurden, wie auch in Schleswig-Holstein, mehr als 14 Millionen Euro für den Bau des E-Highways bezahlt. Einen Unfall mit den Oberleitungen hat es in Hessen auch schon gegeben. Stellenweise war die Autobahn über Stunden gesperrt, weil sich ein Spanngurt in den Oberleitungen verfing. Solche Zwischenfälle gab es in Schleswig-Holstein bislang noch nicht.

Weitere Hybrid-Lkw für Schleswig-Holstein

Angekommen in Lübeck ist inzwischen alles erledigt und die Ware abgeliefert. Also geht es in der Gegenrichtung zurück zur Spedition nach Reinfeld. Gerade wenn Gramkow durch Ortschaften fährt, schaltet er auf den leisen Elektromotor. Oft beliefern die Lkw Supermärkte. Da diese nachts angefahren werden, ist es gut, wenn die Wagen keinen Lärm machen, sagt Gramkow. Wenn sein Lkw ausschließlich elektrisch und ohne Oberleitung fährt, schafft er eine Strecke von gut 13 Kilometern. Doch schon die nächsten Hybrid-Lkw sollen laut Gramkows Spedition Bode deutlich weiter kommen. Im Laufe des Jahres will sie noch vier weitere elektrisch betriebene Lastwagen kaufen. Der nächste soll bereits im Frühjahr in Betrieb genommen werden und einen Akku besitzen, mit dem man mehr als 50 Kilometer weit fahren kann. Auf der Autobahn werden die Wagen dann immer noch mit Diesel unterstützt, sagt Hybrid-Lkw Fahrer Detlev Gramkow, als er den Wagen auf das Gelände der Spedition lenkt. Noch ein kurzes Gespräch mit dem Auftraggeber, dann ist für heute Feierabend. Das Pilotprojekt mit dem E-Highway ist vorerst bis 2022 angesetzt. Detlef Gramkow will bis zum Ende dabei bleiben.

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