Desaster mit Ansage: Elektro-Lkw mit Oberleitung entpuppen sich als teurer Flop

Wie Straßenbahnen sollten LKWs an Oberleitungen durch das Land fahren: Diese Idee hat sich aber jetzt als Unsinn erwiesen. Viele Experten zweifelten bereit 2019 am Sinn der Technik. 190 Millionen Euro wurden bislang versenkt – und die erste Strecke wohl bald abgerissen.

Vor genau 100 Jahren – 1923 – wurde die erste dieselelektrische Lokomotive gebaut. Entwickelt wurde sie in Russland, zusammengebaut von der Maschinenfabrik Esslingen in Baden-Württemberg. Das Prinzip, die wirkungsvolle elektrische Kraftübertragung mit einem Dieselmotor zu kombinieren, hatte vor allem einen Vorteil: Man benötigte keine Oberleitung wie bei rein elektrischen Lokomotiven. Das Konzept wurde zum vollen Erfolg. Noch heute fahren in vielen Ländern mit extrem großen Streckennetzen wie den USA die meisten Lokomotiven dieselelektrisch.

Elektro-LKW mit Oberleitung sollten Diesel-LKWs überlegen sein

Umso skurriler erscheint da das Prinzip des Oberleitungs-LKW, wie es seit einigen Jahren in Deutschland erprobt wird: Ähnlich wie Straßenbahnen oder E-Lokomotiven docken die E-Lastwagen mit ihren Stromabnehmern an die Oberleitung an, um dann mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen statt mit Dieselantrieb zu fahren. Den Diesel brauchen sie aber wieder, sobald sie die Strecke verlassen. Die Hybrid-Fahrzeuge sind damit technisch deutlich komplexer als eine normale dieselelektrische Lokomotive. Der einzige Zweck der Technologie ist die – theoretisch – bessere CO2-Bilanz durch den eingesparten Dieselkraftstoff. Drei Teststrecken wurden dafür in Deutschland gebaut: An der A5 zwischen Frankfurt am Main und Darmstadt, an der A1 zwischen Lübeck und Reinfeld (Schleswig-Holstein) und an der B462 im Murgtal bei Rastatt (Baden-Württemberg).

Scania/ Fotografie-Schepp

190 Millionen Euro für drei Teststrecken

Viele Experten sahen die Technik stets äußerst kritisch. Daimler-Truck-Chef Martin Daum hatte schon im Oktober 2021 dem Konzept, dass Hybrid-Lkws durch Oberleitungen mit Energie versorgt werden, eine deutliche Absage erteilt: „Wir dürfen uns nicht verzetteln und weiterhin alle möglichen Entwicklungspfade verfolgen. Oberleitungen bräuchten eine flächendeckende, europaweite Infrastruktur über abertausende Kilometer. Die damit verbundenen Planungsverfahren wären hochkomplex, langwierig und mit großer Unsicherheit behaftet. Damit ist diese Technologie praktisch nicht realisierbar. Starre Oberleitungen würden Spediteuren zudem das nehmen, was für sie bei ihren täglichen Transportaufträgen so wichtig ist: Flexibilität. Politische Entscheider sollten deshalb keine weiteren Mittel in teure Pilotanlagen investieren. Zeit und Geld sind kostbar und werden an anderer Stelle dringend gebraucht.“

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