Beim Kerweumzug blieb kein Auge trocken

Eine osteuropäische Lastwagen-Olympiade, eine zu lange Brücke und ein Promi-Platzverweis

Bammental. Mitten in den Sommerferien wird in der Elsenztalgemeinde Kerwe gefeiert. Und so war auch dieses Mal Schwitzen angesagt, als gestern beim Kerweumzug insgesamt drei Mal die Kerwereden der Reilser Kerweborscht und der Altstadt-Kerweborscht die Besucher im Oberdorf, am Rathausplatz und in Reilsheim zum Lachen brachten. Dabei nahmen Kerwebürgermeister Lukas Beck von den Reilser Kerweborscht und Kerwepfarrer Michael Mende von den Altstadt-Kerweborscht sowie die Reilser Babbelstubb wieder kein Blatt vor den Mund. Sie sahen sich vielmehr in der Pflicht investigativer Journalisten, um Missgeschicke und Verfehlungen bekannter und weniger bekannter Zeitgenossen an die Öffentlichkeit zu bringen.

Für Lacher sorgte zum Beispiel die osteuropäische Lkw-Olympiade samt Wettbewerb der Brummi-Fahrer unter dem Motto „Wer am weiteste falschrum in die Baustell neifahre kann“. „Bommedal isch aller Laschter Ende!“, befand Kerwepfarrer Michael Mende dazu. Überhaupt waren die Geschehnisse rund um die Baustelle in der Industriestraße das große Thema bei den Kerweborscht. So auch die neue Fußgängerbrücke, die um 50 Zentimeter zu lang geraten war und mit der Kettensäge verkürzt werden musste.

Doch es gab noch mehr: Vom Fußballspiel des Nachwuchses auf der Liegewiese des Waldschwimmbades mit Trainer Julian Nagelsmann und Manager Alexander Rosen vom Fußball-Bundesligisten TSG 1899 Hoffenheim berichtete die Babbelstubb. „Awwer unser Bademeschder hot denne ohne Videobeweis die rot Kart gezeigt und sie des Platzes verwiesen. Der hot die net erkannt. Vor lauder Zorn hot der Nagelsmann am negschde Tag in Leipzig unnerschriewe.“

Eine Geschichte zum Schmunzeln hatten die Altstadt-Kerweborscht mit dem „Maisbiber“ notiert, die auch auf dem Kerwewagen etwas hermachte: Das Ordnungsamt ließ sich von einem Jagdpächter nämlich nicht davon überzeugen, dass der Biber und nicht die Wildsau der Verursacher des Ackerschadens sei – „unn so must bezahle sella arme Monn“

Nachzulesen war alles Berichtenswerte in den bebilderten Kerwezeitungen, in denen fleißig geblättert wurde. Passend zu den Kerwethemen sangen die Reilser Bachstelzen gut gelaunt die Kerwehits. „Rostina, die Genagelte“ hieß in diesem Jahr die Kerweschlumpel der Reilsheimer Kerweborscht. Die Altstadt-Kerweborscht präsentierten ihre Schlumpel mit dem Namen „E. Rasco“ in Anlehnung an die zum Weihnachtsmarkt vom Tennisverein servierte Kartoffelsuppe aus der Büchse: „Hausgemachtes uffgerisse – so wurde alle Gäscht beschisse.“

In der Oberdorfstraße standen Bänke für das Publikum bereit, was mit „Ah, des find ich super“ vom Kerwepublikum kommentiert wurde. Most und Apfelsaft wurden ausgeschenkt, am Rathausplatz wurden edle Tropfen kredenzt und auch die Geschäfte waren geöffnet. Die Reilser Kerweborscht meinten es richtig gut mit ihrem Publikum und verteilten Weißwürste und Brezeln.

Bei Gerda Mende hatte man sich in der Oberdorfstraße zuvor versammelt, die Angelbachtaler Guggemusik stimmte die Akteure ein und dann ging’s los: Die Jugend lief voraus und schwenkte Fahnen, ein edles Ross schloss sich an und es folgten die Motivwagen, die Kerweborscht und die Kerwemusik vom Musikverein Feuerwehrkapelle, die auf einem Wagen mitrollte.

Am Rathausplatz holte sich die Babbelstubb Bürgermeister Holger Karl auf den Wagen. Mit Strohhut ertrug er die Sommerhitze und so manchen Reim auf seine Kosten – etwa über die Reilser Wappentiere, also die Gänse. „Doch Holger Karl hot bestimmt, unser Genosse, die Reilser Grenzpatrouille wird in Ruh gelosse!“

Quelle dieses Artikels klick hier : Rhein – Neckar – Zeitung