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  • #16
    Vielen Dank für Eure "Hallo"s!

    Ich konnte mich ein wenig einlesen - es gefällt mir gut hier bei Euch!

    Zitat von Xchanger Beitrag anzeigen
    ...also noch ein IT-ler, EX-Soldat und Münsterländer.
    Um die Liste zu vervollständigen, müsste ich noch den KFZ-Meister hinzufügen, der einer der Hauptgründe für meine Zeit bei der Bundeswehr war.

    Zitat von Norway Beitrag anzeigen
    Moin aus dem Norden. Bei Sattelkipper und Münsterland mußte ich kurz an meinen Ex-Chef denken, da bin ich gleich ganz blass um die Nase geworden. Nur beim E 55 etc passte es nicht mehr. Der hat dieses hässliche große Coupe von AMG aber menschlich ne Tragödie auf zwei Beinen. Na ist ein anderes Thema, zeigte aber das der Rheinländer (also ich) und der Westfale (also er) nicht zusammen können.
    Irgendwie scheinen diese AMG-Kisten zum Standard-Repertoire im Baugewerbe zu gehören. Naiv, wie ich bin, wäre ich von Defender, Pajero und ähnlichen Eimern ausgegangen, die dort ihre Dienste verrichten würden.

    Eigentlich komme ich aus Düsseldorf, habe es mir aber während meiner BW-Zeit im Münsterland gemütlich gemacht. Hier ist alles etwas ruhiger, und wenn ich allein an die Parkplatz-Situation denke...

    Kieskutsche fahren war aber wieder im Raum Düsseldorf. Naja, bei mir ist halt alles ein wenig komplizierter...


    Zitat von Norway Beitrag anzeigen
    Und an dieser Stelle sei bemerkt, ich bin ein absoluter PC Idiot und freue mich das ich ne Telnr. habe die ich anrufen kann. Respekt, wer dieses Thema beherrscht!
    Hihi - wenn Du wüsstest, wie ICH mich manchmal fühle...

    Zur bevorstehenden Fahrerei ist noch alles offen. Herausgehört habe ich, dass es um Brücken geht, die von Greven nach Bremen gebracht werden sollen. Dort soll getauscht werden und dann wieder zurück nach Greven. Nach ersten Youtube-Videos hege ich einen Heidenrespekt vor den Präzisions-Jongleuren am Volant bzw. habe schon guten Bammel vor der Rangiererei.

    Auch würde ich meine Arbeit gerne in Rechnung stellen dürfen, was eine Erweiterung meines Gewerbescheins voraussetzt. Hier geht es um eine Entscheidung der Clearing-Stelle (LVA?), ob Scheinselbständigkeit vorliegt, oder ob ich fahren darf. Was ich diesbezüglich herauslesen konnte, sind nicht alle Begründungen unbedingt nachvollziehbar...

    Es kommt also noch viel auf mich zu: Lenk- und Ruhezeiten, Fahrerkarte, Unternehmerkarte, Soft- und Hardware dazu, "Fahren lernen" - und nicht nur vorwärts(!), Ab- und Aufbrücken lernen, Fahrzeugtechnik auffrischen, Bedienung austüfteln... Doch das alles gerne in den Fachabteilungen des Forums hier.

    Mal sehen, was wird!

    :36_1_72[1]:
    Viele Grüße

    Michael


    Man sollte sich im wahren Leben öfter begegnen, wie Brummi-Fahrer auf einer engen Landstraße:

    Mit Respekt und Abstand!

    Kommentar


    • #17
      Es geht weiter:

      Werte Fahrerkollegen!

      Ich wünsche Euch ein frohes Fest "gehabt zu haben" und einige, ruhige Tage im Kreise Eurer Lieben verbracht zu haben.

      Ich bin das oben angesprochene Arrangement eingegangen, welches ich seit über drei Monaten aufrecht halte. Vereinbart waren sechs Stunden an zwei bis drei Tagen pro Woche zur Aushilfe.

      Glücklicherweise werde ich von Gliederzügen, Wechselbrücken und ähnlichem Werks verschont und durfte mich mit einem MAN-Sattelzug anfreunden.

      Gleich vorweg mein Dank an alle Mitstreiter, Lageristen, Disponenten und Chefs, denen ich bislang begegnen durfte: Alle haben mich schalten und walten lassen, wie es mir möglich war. Niemand hetzte oder spottete bei meinen ersten Rangierereien. Das brachte Ruhe in meine Arbeit, selbstvertrauen und schließlich einen gar nicht mal so schlechten "Fahrer" - wenn ich mich schon so nennen darf...

      Leider mache ich meinen Job offensichtlich zu gut: Ich verhalte mich ordentlich bei Vorgesetzten, Kunden und Kollegen, habe noch nichts kaputt gefahren, fahre besonnen und vorsichtig, melde Mängel, helfe hier und dort mit, wie ich kann und gelassen werde. Aus den sechs Stunden wurden ganze Schichten, mal ein Samstag, hin und wieder eine Nachtschicht, dann ganze Wochen, denen bald Wochen nahtlos folgten - ich kann halt nur schlecht "Nein!" sagen. Im Oktober waren es dann 240 Stunden "nebenbei"...

      Und aus einer Freunschaft wurde eine sattelfeste Beziehung...

      Nun sitze ich je nach Auftrag zwischen 12 und 15 Stunden hinter dem Steuer. Bei 63km/h raste ich den Autopiloten ein - schneller zahlt mir im Zweifel eh niemand. Sollte sich also jemand durch mich ausgebremst fühlen, bitte ich um Nachricht (Lichthupe reicht mir) - ich mache dann nach Möglichkeit Platz ;-) Nach Feierabend und am Wochenende besuche ich meine eigenen Kunden.

      Es gibt zwar hin und wieder eine Abwechslung, doch bediene ich in der Regel nur zwei Kunden. Bei dem einen Kunden fahre ich nur etwa 100 bis 150km, dafür aber gut 8 bis 12 mal an die Rampe. Bei dem anderen Kunden fahre ich 480km, wobei hier der Fokus auf Präzisions-Rangieren steht und 12 mal umgesattelt wird. Auch wird hier oft kurvenreiche Schmalspur gefahren: Bei Gegenverkehr muss die Fahrbahnbegrenzung überfahren werden, sonst verhaken sich die Außenspiegel, einige Abschnitte können nur mit max. 25km/h durchfahren werden, da sonst das Fahrwerk zu weit ausfedert und die Kiste ins Kippen gerät.

      Die Highlights sind für mich jedesmal die Rangierarbeiten, die beim zweitgenannten Kunden anfallen - auch bei schlechter Sicht.

      Doch stören die isolierte Fahrerei, das langweilige Schleichen auf den Landstraßen, mangelnde Versorgungsmöglichkeiten, Toiletten gibt's nur bei den Kunden, die Radiosender haben anscheinend nur eine Playlist, die über Wochen wieder und wieder abgespult wird. Den Highlights folgen die Kurbeleien an den Stützen zum Umsatteln, das Abgurten und Sichern der neuen Ladung. Wie die Katze auf dem Kaktus.

      Ablenkung bietet die eingehende Analyse diverser Flati: Eingangsdruck, entstehender Schalldruck, Frequenz am Flatterventil, Variation der Melodie, Gehalt und Schwere in der Umgebung, Geschmack und Abgang...

      Schade ist's um die schöne Zeit, die ich sonst anderweitig gut nutzen könnte. Tatsächlich gibt es gerade beim erstgenannten Kunden teils erhebliche Wartezeiten von mehreren Stunden, doch kann ich diese Zeit nicht nützlich verbringen. Ich verlasse das Haus morgens um fünf und bin abends - je nach Kunde - zwischen 19 und 22 Uhr wieder zu Hause.

      Duschen, essen, bubu machen. Hin und wieder genieße ich die Würze eines kalten Bieres.

      Ich muss schon sagen: Dafür muss man geboren sein! Meine Hochachtung für diejenigen, die das tagtäglich, jahrein und jahraus leisten!

      Und das zu einem Hungerlohn: Es scheint sich etabliert zu haben, einem ausgewachsenen Mann für 12 Stunden täglich die Verantwortung über 40 Tonnen zu übergeben und ihm dies mit schlappen 2.000 Euro brutto zu vergüten. Schlimm wird's erst wirklich, wenn man herausbekommt, wie in anderen Firmen gearbeitet wird: Einheimsen von EU-Mitteln, um hier die Preise zu unterwandern, niedriger Lohn, dafür Spesen, etc... Wenn in der Opel-Bochum-Diskussion schon öffentlich erwähnt wird, dass Kosten für Transporte nicht ins Gewicht fallen und somit in keiner Planungsrechnung auftauchen...

      Beeindruckt bin ich von unseren "Alten": "Oppa" ist Baujahr 1939, Hannes(*) ist 71 und nach seiner Herz-OP gerade erst zurück und schon wieder hinter dem Steuer. Bei einem stellte ich mich beim Abladen als neuer Kollege vor, da mir das Kennzeichen bekannt war: "Hallo, ich bin der Michael und fahre zur Aushilfe. Wir haben ein ähnliches Kennzeichen und ich glaube, dass wir Kollegen sind." - "Ich bin 70, gestern war meine letzte Chemo. Mir fehlen einige Meter Darm, der halbe Magen und die Bauchspeicheldrüse ist auch raus - mir geht's gut. Ich heiße Fritz(*), hallo!" - wortwörtlich! Dieser große Mann ist mal aus seinem LKW geklettert und kam zu meinem Auto herüber, um mich per Handschlag zu begrüßen. Das hat mich beeindruckt. Seither hüpfe ich schneller aus meiner Kiste, als er es schaffen könnte. Das passiert mir nicht noch ein mal!

      (*) Namen geändert...

      Die eigentlichen "Alten" sind auch topp: Bescheiden (ich kenne die Gehaltsabrechnungen ;-) ), umgänglich, verständnisvoll, mahnen zur Schleichfahrt. Mängel an den Fahrzeugen wollen gemeldet sein, dann werden sie auch zügig umfänglich abgestellt. Zahlungen kommen pünktlich, eine eigene Werkstatt wird unterhalten.

      Ich habe schnell und viel lernen müssen: Das Fahren wieder im eigentlichen Sinne, Ab- und Aufsatteln mit Luftfederung, Rangieren, Gurten. Das Ab- und Aufladen geschieht auch ohne Staplerschein geschickt mit dem Kommissionierer: Drei Paletten quer und ab geht die Post! - die Berufsgenossenschaft sollte das aber eher nicht wissen...

      Auch scheinen sich diverse Ranglisten etabliert zu haben, die man kennen sollte:

      1. "Echter" Fernfahrer
      2. wöchentlich zu Hause
      3. täglich zu Hause
      4. Teilzeitfahrer
      5. Nebenjob- und Aushilfsfahrer

      Auch bei den Fahrzeugen:

      1. Gliederzug
      2. Sattelzug
      3. Standard-LKW, solo mit Plane/Spriegel
      4. LKW und Züge der guten, alten Klasse "3"
      5. Kleintransporter mit Anhänger
      6. Kleintransporter ohne Anhänger
      7. Kombi-PKW

      Wie auch bei dem Transportgut:

      1. Schwertransport
      2. Gefahrgut
      3. Baumstamm- und Schüttguttransporte
      4. Krimskrams
      5. Paletten dicht an dicht im Koffer

      Ich belege also die Plätze 5, 2 und 4/5 - und befinde mich somit am unteren Ende der Ansehens-Reihe.

      Dabei scheint das hier die Königsklasse zu sein:


      (Fernab der Heimat, Gliederzug mit Gefahrgut... Quelle: Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Trucks_and_Bus_Company)

      Oder der hier:


      (Spielbergs erster(!) Spielfilm "Duell" - Quelle: Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Duell_(Film)

      Die Dämmerung kämpfte sich silbern durch die verbliebenen Winternebel der letzten Nacht während mein nimmersatter MAN stoisch die Fahrbahnmarkierungen der Landstraße fraß. Oben im Wipfel eines kahlen Baumes saß ein recht beleibter Greifvogel, sodass sich der dünne Zweig, auf dem er sich festkrallte, beträchtlich bog, und beobachtete offensichtlich sein baldiges Mittagessen am Boden. Ich ließ kurz alle Sorgen fallen, lauschte dem dumpfen Dröhnen des schweren Diesels unter mir, versuchte, mit der einfachen Intelligenz des Vogels zu sehen, atmete tief durch das geöffnete Fenster und verspürte ein leichtes Kribbeln im Bauch.

      Ist das das Gefühl der Freiheit?

      Zum Abschluss vielleicht noch einen echten Klassiker für Euch:



      Sound auf volle Pulle! Schon die Scheibenwischer sind ein Genuss für sich!

      Einen zweiten Teil findet Ihr, wenn das Video zu Ende ist...
      Viele Grüße

      Michael


      Man sollte sich im wahren Leben öfter begegnen, wie Brummi-Fahrer auf einer engen Landstraße:

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      • #18
        Die Scheibenwischer sind der Hammer !:rofl2[1]::rofl2[1]:

        Toller Beitrag , den ich auch gleich mal bewerte !
        Kein Bier für Schröter



        Gruß Lutz

        Der Waldgeist

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        • #19
          Eine interressante Sichtweise.....und gut geschrieben.

          Leben ist das was passiert,
          während man eifrig dabei ist andere Pläne zu machen
          .....

          LG Marion

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          • #20
            Liest sich wirklich gut......wenn du magst kannst du auch gerne von Zeit zu Zeit ein Paar Ehrfahrungs und Tourenberichte unter dem Forum Mit dem Brummi unterwegs einstellen......kommen mit Sicherheit auch ein paar Interessante Geschichten dabei raus.
            Sei immer wie du bist und verrate dich nicht selber!:)

            Kommentar


            • #21
              Tolle Fotos und ein heisses Video. Wer sich etwas wundern sollte,warum der Fahrer offensichtliches etwas hilflos in seinem Getriebe rumrührt - hier mal ein Video,das einem die Nackenhaare aufstellen läßt bei dem Gedanken,heute mit so etwas unterwegs zu sein,denn die meisten kommen ja schon nicht mit einem Getriebe zurecht ;-) :

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              • #22
                Vielen Dank für Eure Worte!

                Leider ist die Zeit doch recht knapp geworden, was sich auch in meiner Aktivität hier auswirkt.

                Eigentlich wollte ich ja ganz woanders hin, doch jetzt helfe ich erst mal da, wo ich helfen kann und offensichtlich auch gebraucht werde.

                Alles Weitere kann sich ja noch ergeben.

                Allerdings hege ich die Befürchtung, bei dem geschilderten Aufwand die eigentlich gesteckten Ziele aus der Reichweite zu verlieren, wie auch Kunden, Freunde und Verwandte vernachlässigt werden.

                Nicht, dass sich das Ganze zu einer Hassliebe entwickelt - dabei habe ich doch sooo viele Hobbys, denen ich mich gerne widmen würde...
                Viele Grüße

                Michael


                Man sollte sich im wahren Leben öfter begegnen, wie Brummi-Fahrer auf einer engen Landstraße:

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