Alltag

[Lutz]

Warum machst Du dann diesen Job? Ich bin Schreiner, welchen Job würdest Du wählen?

Weil ich Gärtnermeister war ( bzw. noch bin ) und damit keine Chance auf dem Arbeitsmarkt hätte ( 60 J )
Bin schon viele Jahre als Mietfahrer selbstständig und muss fahren bis ich aus der Türe falle , denn Rente bekomme ich mal diese gewaltige Summe von 560 Euronen - Geil oder ?
Zum Glück kann ich mir noch einigermaßen meine Touren aussuchen .

[Ich will Brummi fahren]

Okay das hört sich nicht gerade toll an. Ja solangsam wird mir der Job echt mies gemacht und ich glaube fast das ich es lasse. Würd ja sagen ich mach das mal 1 oder 2 Jahre aus Spaß. Dann kann ich immer noch weiterschauen, aber dann komme ich in meiner eigentlichen Branchen auch nicht mehr voran. Eigentlich ist mein Arbeitsmarkt gut aber jetzt gerade ist ein schlechter Zeitpunkt.

[M.P.U]

...richtig, man sitzt den ganzen Tag vorm Bett und schaut zum Fenster raus.

... der ...war gut! :D

[alterelch]

Mir steht der Job nach 30 Jahren bis zum Hals. Ich mache ihn noch weil mein kaputter Rücken und die durch den Job auf Baby Stärke geschrumpften Muskeln mir mit 50 nichts anderes mehr erlauben.

[Anaconda.44]

Warum machst Du dann diesen Job? Ich bin Schreiner, welchen Job würdest Du wählen?

Sicher macht es Spaß zu fahren, solange man es auch aus Spaß machen kann. Ich hab früher auch ab und zu mal ne Tour für nen befreundeten Unternehmer gefahren. Alle 2, 3 Monate mal nen Tag mit dem LKW rumkutschen ist schon lustig.

Der Spaß hört auf wenn man damit sein Geld verdienen muss und den Mist jeden Tag mindestens 12 Stunden am Bein hat. Könnte man vielleicht auch noch mit leben, wenn dann am Monatsende soviel auf dem Konto wäre dass man da einigermaßen gut von leben kann.
Aber das ist bei 95% der AG nicht der Fall, es reicht gerade zum ÜBERleben. Und wenn die Kohle nur so eben reicht um zu überleben damit man am nächsten Tag wieder in die Tretmühle gehen kann ist Schluss mit lustig.

Und nein, ich habe keine überzogenen Ansprüche, ich habe ne 60 qm Mietwohnung für 2 Personen und nen kleinen Hund, ich habe ein 14 Jahre altes Auto, noch nie nen Neuwagen gehabt und ich renne auch nur in Arbeitsklamotten rum und nicht in Designerklamotten. Ich gehe nicht in Restaurants, saufe nicht, nehme keine Drogen und renne nicht in den Puff.

Ich kann meine Miete, Steuern und Versicherung für meinen PKW zahlen, kaufe Lebensmittel und Sprit und dann ist Ende mit Geld.
Dafür arbeite ich mind. 12 Stunden am Tag, penne in einer Konservenbüchse, sehe meine Frau und meinen Hund meistens nur am WE
und zanke mich mit Dispo, Kunden und den Kontrolleti´s rum.

Und dann kommt jemand wie du, meint dass es einfacher ist so sein Geld zu verdienen und dass es mehr gibt...


Warum ich den Job mache? Weil ich zu alt und zu kaputt bin.
Ich bin Automechaniker, kann den Job aber seit 20 Jahren aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr machen.
Dann hab ich gelernt und mich zum MCSE weitergebildet, die Firma ist pleite gegangen. Dann viele Jahre selbstständig,
aufgrund von "hervorragenden Rahmenbedingungen" musste ich aufgeben bevor schlimmeres passierte.
Da man mit Ü-40 zu alt ist für die Branche, hab ich keinen Job mehr bekommen. Um nicht länger arbeitslos zu sein hab ich mich
wieder auf den Bock gesetzt.

[Ich will Brummi fahren]

Also ich wollte Dich oder euch nicht angreifen und damit sagen das ihr nichts tut für euer Geld. Ganz und gar nicht. Ich kenne das aus meiner Branche auch. Zu dem Beruf gehört auch viel mehr als viele Denken. Aber das bringt die Art der Arbeit mit. Man muss eben mehr können als ein LKW Fahrer das ist Fakt. Zudem ist er auch unterbezahlt. Ein junger Schreiner kann sich nicht mal ein Auto leisten oder etwas für seine Zukunft investieren. Bei euch ist das Problem ja eher die Arbeitsbedingungen. Dagegen kann man etwas tun und da seit nunmal ihr an der Reihe unteranderem. Nicht nur jammern auch etwas tun.
Ich wünsche euch jedenfalls das es mal wieder besser wird.

[M.P.U]

Ich kenne das aus meiner Branche auch. Zu dem Beruf gehört auch viel mehr als viele Denken. Aber das bringt die Art der Arbeit mit. Man muss eben mehr können als ein LKW Fahrer das ist Fakt. Zudem ist er auch unterbezahlt. Ein junger Schreiner kann....
Nicht nur jammern auch etwas tun.

Soll heißen, der Schreinerjob ist weitaus qualifizierter als der des LKW-Fahrers aber ähnlich unterbezahlt und wir Fahrer
sollten nicht nur jammern, sondern was tun und diese Erkenntnis fußt auf der Tatsache, daß der Autor dieses Textes
noch gar nicht richtig gefahren ist...seeehr spannend, das Ganze!

Was denn tun?
Vielleicht die LKWs quer zur Fahrtrichtung auf der Autobahn parken und revoltieren?

[Anaconda.44]

Also ich wollte Dich oder euch nicht angreifen und damit sagen das ihr nichts tut für euer Geld. Ganz und gar nicht. Ich kenne das aus meiner Branche auch. Zu dem Beruf gehört auch viel mehr als viele Denken. Aber das bringt die Art der Arbeit mit. Man muss eben mehr können als ein LKW Fahrer das ist Fakt. Zudem ist er auch unterbezahlt. Ein junger Schreiner kann sich nicht mal ein Auto leisten oder etwas für seine Zukunft investieren. Bei euch ist das Problem ja eher die Arbeitsbedingungen. Dagegen kann man etwas tun und da seit nunmal ihr an der Reihe unteranderem. Nicht nur jammern auch etwas tun.
Ich wünsche euch jedenfalls das es mal wieder besser wird.

Ich fühle mich nicht angegriffen.
Du suggerierst jedoch mit deinen Postings folgende Botschaft:
"Ihr habt relativ gut, ihr müsst zwar lange arbeiten aber die Arbeit ist nicht so schwer und ihr bekommt viel mehr Geld"
Das ist nur teilweise richtig. Die Zeiten wo man als Fahrer im Fernverkehr gut verdient hat, waren da. Sie sind aber lange vorbei.
Ich habe z.B. als ich ausgelernt hatte als Mechaniker 920 DM netto als Gesellengehalt. Ein Kumpel im Italienverkehr hatte zu der Zeit 3.500 DM netto. Nur hatte ich 3 Jahre lang gelernt und er hatte nur den Führerschein gemacht. Damals musstet du auch nicht laden oder abladen, Ladungssicherung hieß, man macht die Klappe zu. Das ist nun 30 Jahre her.

Mittlerweile bekommst Du dieses Gehalt aber nirgendwo mehr als Fahrer. Ein Kumpel ist 15 Jahre jünger als ich und der ist Mechaniker bei einer Citroen Bude. Der fängt um 8 Uhr an und geht um 17 Uhr nach hause, hat kein Theater und der hat genau 221 € weniger als ich. Dafür hab ich aber 100 bis 120 Stunden mehr als er, jeder Kontrolletti versucht einem ein Ticket zu verpassen, die Dispo nervt und viele Kunden behandeln einen wie Dreck. Ich schlafe bei -25° bis +35° in der Blechbüchse, im Sommer hats dann in der Hütte noch einiges mehr. Ich habe keine Dusche, muss auf beschissene Autobahnklo´s gehen, bescheuerte PKW Fahrer denken sie wären Nicki Lauda und schneiden dich wie blöde und wenn was passiert bin ich der Dumme.

Richtig, ich bekomme 221 € mehr als mein Kumpel. Aber was muss ich dafür in kauf nehmen und was muss ich mehr tun als er?
Und da ist jetzt noch gar nicht das Theater mit bescheißenden Chefs aufgezählt wo du deinen Kröten hinterherlaufen musst
und die dann Insolvenz anmelden und du in die Röhre guckst.
Will sagen, man kann sein Geld wesentlich entspannter verdienen als wir Kutscher. An den Arbeitsbedingungen wirst du oder ich nichts ändern. Damit muss man leben oder eben nicht.

Ich hab nun alles zu dem Thema gesagt, wenn Du für dich meinst das du dir das antun willst, bitte.
Vielleicht suchst du dir nen Kollegen in deiner Gegend, drückst ihm nen Schein in die Hand und bittest ihn dich mal ne Woche mitzunehmen, vielleicht bist du dann schlauer. ;)

Wenn Du Schreiner bist, hast du nen guten Beruf und vernünftige Arbeitszeiten. Auch wenn du ein paar Euro weniger bekommst, das wird mit den Jahren mehr wenn du gut bist. Wenn du ne Krampe bist, natürlich nicht. Aber dann wirst du auch als Fahrer nichts.

[Brummfussel]

Der Beruf ist so vielfältig wie kaum ein anderer.Mit "nur fahren" können,hat das schon lang nichts mehr zu tun.Und ich denke auch,nicht ohne Grund sieht man kaum Fahrer,die bis zur Rente fahren....und wenn,dann mit enormen gesundheitlichen Abstrichen.
Mir fällt auch nicht gleich ein anderer Beruf ein,in dem sich dein Arbeitsvolumen nur immer (oder zum größten Teil) um deine " tägliche Ruhezeit" dreht....natürlich um das Minimum.....und auch sonst alles auf die Minute genau geregelt,dokumentiert und geahndet wird.9 Stunden sind anderswo eventuell Arbeitszeit.Auf dem Laster packst du in eine 9ner Ruhezeit die Körperpflege,eventuelle Nahrungsaufnahme,soziale Kontakte und deinen Schlaf.....
Im laufe der Jahre ändert sich die Sichtweise auf diesen Beruf,selbst wenn man ihn mit Leidenschaft ausübt.

Meine Vorredner haben ja eigentlich schon alles gesagt.
Und so mancher wird auch mit Leidenschaft über diesen Beruf reden.Das eine schließt ja das andere nicht aus.

[Speedy79]

Also Vorteile in diesem Beruf (je nachdem was man fährt,und je nach Firmenmentalität) sehe ich schon.
Ich kann jetzt nur aus meiner derzeitigen persönlichen Sicht reden im Fernverkehr.
Ich habe eigentlich meine Ruhe. Kein Chef oder Disponent der mir ständig auf die Nerven geht. Klar gibt es auch mal andere Tage.Aber die halten sich in Grenzen.
Ich kann fahren wie ich will solange ich meine Touren schaffe. Wenn ein Termin platzt weil ich nix dafür kann dann ist das eben so.
Eigentlich bin ich so gesehen (fast) frei in der Art und Weise wie ich arbeite. Ich habe auf einiges (nicht alles) Einfluss und kann mitbestimmen bei vielen Sachen. Ich mag das selbstständige arbeiten und nicht wie ein Roboter stupide Befehle befolgen.

Also bisher mache ich den Job NOCH aus Leidenschaft gerne. Mag sein das sich meine Einstellung vielleicht irgendwann mal ändert......man soll ja niemals nie sagen.Also für mich persönlich wäre der Nahverkehr keine Alternative.....is mir zu stressig. Hatte mal ein Stellenangebot im Nahverkehr da wäre ich zwar jeden Tag zuhause gewesen, jeden Tag zwischen 10 und 20 Kunden und aber dann abends spät zuhause und abends so platt das ich von jedem Tag zuhause sein auch nix mehr gehabt hätte.
Und im Nahverkehr das ständige Be- und Entladen (je nach Job) würde mir auch auf den Zeiger gehen. Da ziehe ich lieber jeden Tag oder jeden zweiten Tag lieber einmal die Plane auf und lasse nen Stapler die Arbeit machen.Empfinde ich persönlich als angenehmer.