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Jahrhundertgift PFAS: Wie verseucht ist Deutschland?

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  • Jahrhundertgift PFAS: Wie verseucht ist Deutschland?

    Es war einer der größte Einsätze der Kieler Feuerwehren seit Jahrzehnten: 2009 brannte eine Abfüllanlage für Paraffin am Ufer des Nord-Ostsee-Kanals, mehrere Tanks waren explodiert. Das Feuer wurde gelöscht, doch der Löschschaum, der damals eingesetzt worden ist, war wohl giftig: Das zeigen Bodenproben, die ein Panorama-Reporter unlängst an der Stelle des Brandes genommen hat. Das Ergebnis der Labor-Analyse des Fraunhofer-Instituts: Der Boden könnte mit PFAS verseucht sein, auch noch knapp 14 Jahre nach dem Brand. Die Chemikalien steckten offenbar im Löschschaum. Weitere Testungen sind wohl notwendig.​

    Wenn PFAS einmal in die Umwelt gelangt, dann bleibt es dort

    Bei den sogenannten PFAS, per- und polyflourierte Chemikalien, handelt es sich eine Gruppe von mehr als 10.000 künstlich hergestellten Stoffen. PFAS sind wasser-, fett- und schmutzabweisend und werden fast überall eingesetzt: Nicht nur in Löschschaum, sondern auch in Regenjacken und beschichteten Pfannen, in Kettenfett, Zahnseide, Burgerpapier, Kosmetik oder Ski-Wachs. Die Stoffe kommen in der Natur nicht vor und können weder durch Wasser, noch durch Licht oder Bakterien zeitnah abgebaut werden.

    Das heißt: Je mehr PFAS produziert werden und in die Umwelt gelangen, desto mehr reichern sie sich an, und könnten Tiere und Menschen krank machen. Es wird verdächtigt, Krebs zu verursachen, unfruchtbar zu machen und das Immunsystem zu schwächen. Und wenn es einmal in die Umwelt gelangt, dann bleibt es dort. Für sehr lange Zeit.

    Weiter...

    An mehr als 1.500 Orten lässt sich in Deutschland das Jahrhundertgift PFAS nachweisen. Das Problem ist damit viel größer, als bisher bekannt war. Auf einer interaktiven Karte sind die nachgewiesenen PFAS-Belastungen verzeichnet.



    Intelligenz ohne Weisheit ist Dummheit

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  • #2
    Gift in Wärmepumpen

    ​Mit ihrer Wärmepumpen-Offensive fordert die Bundesregierung gleich zwei Gegner heraus: den Klimawandel und Wladimir Putin, von dessen Erdgas man sich lange abhängig gemacht hat. In den vergangenen Jahren haben sich immer mehr Menschen in Deutschland für dieses Heizsystem entschieden, ab 2024 sollen pro Jahr 500.000 neue dazukommen. Sechs Millionen bis 2030 - das ist jedenfalls das Ziel.

    Dafür ziehen Politik und Wirtschaft an einem Strang: Die Wärmepumpe soll ein Erfolg werden. Doch es gibt ein großes Aber: Grund dafür ist ein Streit um das sogenannte Kältemittel, dem Herzstück jeder Pumpe.

    Jahrhundertgift PFAS im Kältemittel

    Das Kältemittel ist entscheidend für die Wirksamkeit einer Wärmepumpe: Es fließt in einem Kreislauf, nimmt Wärme von außen auf, wird dann komprimiert - und dadurch erhitzt. Die gewonnene Wärme gibt es anschließend an das Heizsystem des Hauses ab. Kühlt es schließlich ab, beginnt der Kreislauf von vorne.

    Das Problem: In den meisten Fällen beinhaltet das Kältemittel heute künstliche Gase der Stoffgruppe der Per- und Polyfluoralkysubstanzen (PFAS). Diese F-Gase werden für so giftig und schwer abbaubar erachtet, dass sie in Europa bereits in wenigen Jahren komplett verboten sein sollen. Auch wenn sich das Kältemittel in Wärmepumpen eigentlich in einem geschlossenen Kreislauf befindet, kann es dennoch zum Austritt kommen. Vor allem bei der Entsorgung.

    Es geht auch ohne PFAS - doch die Lobby wehrt sich

    Das Gift soll also auch aus den Pumpen raus. Doch dagegen gibt es Widerstand, vor allem vom Bundesverband Wärmepumpen (BWP) - allerdings mit fragwürdigen Argumenten. Dutzende interne Dokumente, die zwischen Regierung und Industrie ausgetauscht wurden und die Panorama vorliegen, zeigen: Es ist ein Lehrstück über Lobbyismus.

    Das Haupt-Argument der Lobby: Ohne F-Gase seien die Klimaziele nicht zu erreichen - weil es Wärmepumpen quasi nur mit diesen giftigen Gasen geben kann. Aber stimmt das auch? Nicht wirklich: Fast alle großen Pumpenhersteller haben mittlerweile Pumpen mit natürlichen Kältemitteln im Angebot, also ohne PFAS. Besonders beliebt ist Propan, das Gas, das man etwa vom Grill im Garten kennt. Es ist umweltfreundlich und quasi unbegrenzt verfügbar.

    Wärmepumpen auch mit Propan betreibbar

    Der BWP sieht allerdings ein Sicherheitsrisiko: Propan könne sich relativ leicht entzünden, heißt es. Das bestreitet auch niemand. Aber ist die Gefahr tatsächlich so groß, dass Propan als Kältemittel zu gefährlich ist? Clemens Dankwerth forscht in Freiburg an Propan-Wärmepumpen. Mit seinem Team vom Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) hat er gerade einen Effizienzrekord aufgestellt: Seine neue Pumpe braucht nicht mehr Propan als ein Campingkocher. "In den letzten zwei, drei Jahren sind schon einige Wärmepumpen auf den Markt gekommen, die außen aufgestellt werden und Propan als Kältemittel nutzen", sagt Dankwerth im Panorama-Interview. "Und in Zukunft, in den nächsten zwei, drei Jahren wird es auch Propan Wärmepumpen gehen, die im Inneren von Häusern aufgestellt werden."

    Die Botschaft des Forschers ist eindeutig: Schon heute kann fast jedes Ein- und Zweifamilienhaus mit Propangas beheizt werden - und das quasi gefahrlos. Denn bei einem Haus mit Garten kann eine Wärmepumpe mit entsprechender Heizleistung im Freien quasi immer problemlos installiert werden. Beschränkungen durch Sicherheitsbestimmungen gibt es in solchen Fällen kaum.

    Lobbyschlacht geht weiter

    Trotzdem bremst der BWP weiter: Man müsse über die technische Machbarkeit sprechen, man müsse über die Herstellungskapazitäten reden. 500.000 neue Wärmepumpen pro Jahr seien ambitioniert. Es drängt sich der Verdacht auf, dass es einigen Herstellern im Verband vor allem darum geht, ihre Wärmepumpentechnologie mit den PFAS-Kältemitteln noch so lange wie möglich abverkaufen zu können.

    Vor allem angesichts der Tatsache, dass längst sogar Gegenwind aus der eigenen Branche kommt: Die Wärmepumpenversorgung sei durch den Umstieg auf natürliche Kältemittel in keiner Weise gefährdet, betonte der Vertreter eines der größten Hersteller erst unlängst auf einem Branchentreffen Für kleine und mittelgroße Häuser könne man in kürzester Zeit auf natürliche Kältemittel vollständig umsteigen. Es geht also ein Riss durch die Branche.

    Wie der Streit ausgehen wird, ist ungewiss. Ein erster Vorschlag der Behörden sieht für das PFAS in Wärmepumpen recht kurze Übergangsfristen vor. Schon bald beginnen die Konsultationen zum Verbotsverfahren. Wofür sich die EU-Kommission und die Mitgliedsstaaten am Ende entscheiden werden, ist ungewiss. Klar ist wohl nur: Die Lobbyschlacht geht weiter.

    Wärmepumpen gelten als wichtiger Hebel gegen Klimawandel und Abhängigkeit von Gas-Importen. Doch in vielen Geräten schlummert das Jahrhundertgift PFAS - für manche ein notwendiges Übel.






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