Die gesamte Truppe der Niederlande soll in die Bundeswehr eingebunden werden
Die deutsche ist sich mit der niederländischen Armee schon einig. Gibt die Politik grünes Licht, geht es im April los mit der „Tiefenintegration“.
Die Zusammenarbeit der Bundeswehr mit dem Königlichen Heer erreicht eine neue Stufe. Zwar wurde das deutsch-niederländische Korps im nordrhein-westfälischen Münster schon im Jahr 1995 aufgestellt. Und neun Jahre später wurde die 11. Luftbewegliche Brigade der niederländischen Armee in die deutsche Division Schnelle Kräfte eingebunden – eine weitere Brigade folgte.
Jetzt kommt der nächste Schritt, der ein Meilenstein ist. Zurück geht das auf ein kaum wahrgenommenes Treffen der Generäle beider Länder Anfang Dezember in Dresden. Dort unterzeichneten der deutsche Heeresinspekteur Alfons Mais und sein niederländisches Pendant Martin Wijnen eine „Army Vision“, eine Art Fahrplan dafür, wie es gemeinsam weitergehen soll. Die Tagesspiegel-App Aktuelle Nachrichten, Hintergründe und Analysen direkt auf Ihr Smartphone. Dazu die digitale Zeitung. Hier gratis herunterladen.
„Der völkerrechtswidrige Angriff Russlands auf die Ukraine“, teilte die Bundeswehr damals mit, „hat das Umdenken beschleunigt, die militärische Verteidigungsbereitschaft Europas als gemeinsame Aufgabe anzugehen.“ Daher hätten sich beide Landstreitkräfte „zu einer Tiefenintegration entschlossen“.
Konkret geht es um Vorhaben, die nicht sofort spektakulär wirken: Die Zahl an Austauschoffizieren wird erhöht. Vorschriften werden weiter angeglichen, damit der Mechaniker des einen auch am Gerät des anderen Landes herumschrauben darf. In der Ukraine zeigte sich, dass die gemeinsam gelieferten Panzerhaubitzen 2000 im eigenen Betrieb so angepasst worden waren, dass sie nicht miteinander kommunizieren konnten.
Nun sollen, wie ein Sprecher des Heeres dem Tagesspiegel sagte, „künftig öfter identische oder mindestens kompatible Landsysteme gekauft werden, sodass die Interoperabilität der beiden Heere noch weiter verbessert werden kann“. Dasselbe gilt für Doktrinen und Konzepte.
Die ganz neue Qualität liegt darin begründet, dass nun zum 1. April auch die 13. leichte Brigade des niederländischen Heeres in die 10. Deutsche Panzerdivision eingebettet wird. Das ist für Deutschland, aber mehr noch für die Niederlande ein historischer „Meilenstein“, wie das „NRC Handelsblad“ in dieser Woche schrieb, weil „demnächst alle niederländischen Brigaden einer deutschen Division unterstellt sind“.
Keine zwei anderen Nato-Staaten kooperierten so eng, da nun „die großen Gefechtsverbände der deutschen und niederländischen Landstreitkräfte vollständig zusammengeführt werden“.
„Viele Menschen realisieren noch gar nicht, wie einzigartig das ist, was wir hier tun.“ Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Den Haag bestätigte dem Tagesspiegel auf Anfrage, dass es sich um eine korrekte Darstellung der Pläne handele. „Wir haben viele Jahre gemeinsam geübt und zusammen Einsätze durchgeführt“, sagte der Sprecher unter Hinweis darauf, dass beispielsweise auch die Bundeswehrpräsenz in Litauen mit den niederländischen Kräften abgestimmt ist: „Das ist jetzt der nächste logische Schritt.“
Er verwies auch darauf, dass es sich nicht nur um eine Einbahnstraße handelt: So sei etwa auch eine deutsche Luftabwehreinheit in die niederländische Struktur integriert worden.
Während sich beide Armeen weitgehend einig sind, muss die Politik aber noch final grünes Licht geben für die weitreichenden Pläne. „Wenn unser Verteidigungsminister formal diese Entscheidung trifft, wird eine technische Vereinbarung aufgesetzt, die dann von den Ministern beider Länder unterzeichnet werden muss“, erklärte der Sprecher.
Mehr zum Thema Bundeswehr bei Tagesspiegel Plus:
Pistorius’ erste wichtige Aufgabe Wie schnell kann der Leopard-Nachschub organisiert werden? Debatte um Panzer Deutschland hat eine einzigartige historische Verantwortung, der Ukraine zu helfen „Rein militärisch wäre es sinnvoll“ Ist das skandinavische Modell ein Weg für die deutsche Wehrpflicht? Getrennt entschieden soll auch weiterhin darüber, ob die eigenen Soldatinnen und Soldaten in den Einsatz geschickt werden. „Wir glauben nicht, dass das zu einer europäischen Armee führen wird“, heißt es deshalb aus dem Haager Ministerium. Die Aufgabenteilung aber wird sich aber immer weiter ntensivieren, da die Niederlande beispielsweise nun schon seit vielen Jahren keine eigenen Panzer kaufen, sondern auf die Leopard-2-Einheiten der Bundeswehr vertrauen.
„Das ist der Weg zu einer europäischen Verteidigungsunion“, sagte die damalige Verteidigungsministerin und heutige EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen schon zum entsprechenden Abkommen von 2016 – das neue, das in diesem Frühjahr unterzeichnet werden soll, schildert ihn noch genauer aus.
Die deutsche ist sich mit der niederländischen Armee schon einig. Gibt die Politik grünes Licht, geht es im April los mit der „Tiefenintegration“.
Die Zusammenarbeit der Bundeswehr mit dem Königlichen Heer erreicht eine neue Stufe. Zwar wurde das deutsch-niederländische Korps im nordrhein-westfälischen Münster schon im Jahr 1995 aufgestellt. Und neun Jahre später wurde die 11. Luftbewegliche Brigade der niederländischen Armee in die deutsche Division Schnelle Kräfte eingebunden – eine weitere Brigade folgte.
Jetzt kommt der nächste Schritt, der ein Meilenstein ist. Zurück geht das auf ein kaum wahrgenommenes Treffen der Generäle beider Länder Anfang Dezember in Dresden. Dort unterzeichneten der deutsche Heeresinspekteur Alfons Mais und sein niederländisches Pendant Martin Wijnen eine „Army Vision“, eine Art Fahrplan dafür, wie es gemeinsam weitergehen soll. Die Tagesspiegel-App Aktuelle Nachrichten, Hintergründe und Analysen direkt auf Ihr Smartphone. Dazu die digitale Zeitung. Hier gratis herunterladen.
„Der völkerrechtswidrige Angriff Russlands auf die Ukraine“, teilte die Bundeswehr damals mit, „hat das Umdenken beschleunigt, die militärische Verteidigungsbereitschaft Europas als gemeinsame Aufgabe anzugehen.“ Daher hätten sich beide Landstreitkräfte „zu einer Tiefenintegration entschlossen“.
Konkret geht es um Vorhaben, die nicht sofort spektakulär wirken: Die Zahl an Austauschoffizieren wird erhöht. Vorschriften werden weiter angeglichen, damit der Mechaniker des einen auch am Gerät des anderen Landes herumschrauben darf. In der Ukraine zeigte sich, dass die gemeinsam gelieferten Panzerhaubitzen 2000 im eigenen Betrieb so angepasst worden waren, dass sie nicht miteinander kommunizieren konnten.
Nun sollen, wie ein Sprecher des Heeres dem Tagesspiegel sagte, „künftig öfter identische oder mindestens kompatible Landsysteme gekauft werden, sodass die Interoperabilität der beiden Heere noch weiter verbessert werden kann“. Dasselbe gilt für Doktrinen und Konzepte.
Die ganz neue Qualität liegt darin begründet, dass nun zum 1. April auch die 13. leichte Brigade des niederländischen Heeres in die 10. Deutsche Panzerdivision eingebettet wird. Das ist für Deutschland, aber mehr noch für die Niederlande ein historischer „Meilenstein“, wie das „NRC Handelsblad“ in dieser Woche schrieb, weil „demnächst alle niederländischen Brigaden einer deutschen Division unterstellt sind“.
Keine zwei anderen Nato-Staaten kooperierten so eng, da nun „die großen Gefechtsverbände der deutschen und niederländischen Landstreitkräfte vollständig zusammengeführt werden“.
„Viele Menschen realisieren noch gar nicht, wie einzigartig das ist, was wir hier tun.“ Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Den Haag bestätigte dem Tagesspiegel auf Anfrage, dass es sich um eine korrekte Darstellung der Pläne handele. „Wir haben viele Jahre gemeinsam geübt und zusammen Einsätze durchgeführt“, sagte der Sprecher unter Hinweis darauf, dass beispielsweise auch die Bundeswehrpräsenz in Litauen mit den niederländischen Kräften abgestimmt ist: „Das ist jetzt der nächste logische Schritt.“
Er verwies auch darauf, dass es sich nicht nur um eine Einbahnstraße handelt: So sei etwa auch eine deutsche Luftabwehreinheit in die niederländische Struktur integriert worden.
Während sich beide Armeen weitgehend einig sind, muss die Politik aber noch final grünes Licht geben für die weitreichenden Pläne. „Wenn unser Verteidigungsminister formal diese Entscheidung trifft, wird eine technische Vereinbarung aufgesetzt, die dann von den Ministern beider Länder unterzeichnet werden muss“, erklärte der Sprecher.
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Pistorius’ erste wichtige Aufgabe Wie schnell kann der Leopard-Nachschub organisiert werden? Debatte um Panzer Deutschland hat eine einzigartige historische Verantwortung, der Ukraine zu helfen „Rein militärisch wäre es sinnvoll“ Ist das skandinavische Modell ein Weg für die deutsche Wehrpflicht? Getrennt entschieden soll auch weiterhin darüber, ob die eigenen Soldatinnen und Soldaten in den Einsatz geschickt werden. „Wir glauben nicht, dass das zu einer europäischen Armee führen wird“, heißt es deshalb aus dem Haager Ministerium. Die Aufgabenteilung aber wird sich aber immer weiter ntensivieren, da die Niederlande beispielsweise nun schon seit vielen Jahren keine eigenen Panzer kaufen, sondern auf die Leopard-2-Einheiten der Bundeswehr vertrauen.
„Das ist der Weg zu einer europäischen Verteidigungsunion“, sagte die damalige Verteidigungsministerin und heutige EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen schon zum entsprechenden Abkommen von 2016 – das neue, das in diesem Frühjahr unterzeichnet werden soll, schildert ihn noch genauer aus.
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