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    Sparpreis für 123 Euro? Keine ICE-Fahrt bei der Bahn darf teurer sein als eine Autofahrt

    Bis 2030 soll die Bahn doppelt so viele Fahrgäste transportieren, um das Klima zu retten. Das ist allein schon bei den Preisen eine Illusion, meint unser Kolumnist mit Bahncard.

    Klar, wir müssten idealerweise mehr Bahn und weniger Auto fahren. Das wäre gut fürs Klima und auch deutlich effizienter, als wenn alle alleine in einer motorisierten Blechkiste über den Asphalt brettern.

    Leider macht es uns die Bahn nicht leicht, muss ich als Fernpendler und Stammkunde mit Bahncard gestehen. Was schiefläuft und was die Bahn ändern müsste, schlägt mir persönlich bei jeder Fahrt von Berlin nach Mönchengladbach ins Gesicht.

    In Berlin ist meine Arbeit, in Mönchengladbach die Familie, die Fernbeziehung und die einzig wahre Borussia. Mit dem Auto schafft man die Strecke in fünf Stunden, mit der Bahn dauert es länger: von Tür zu Tür mindestens sechs Stunden. Allerdings hat die Bahn auch Vorteile: Die Fahrt ist nicht so anstrengend, sie ist sicherer und ich kann gleichzeitig arbeiten, zum Beispiel diese Kolumne schreiben. In der ersten Klasse bekommt man sogar Service am Sitzplatz, auf Wunsch auch Kaffee und französisches Frühstück. Man kann mal auch günstiger als mit dem Auto fahren, selbst erste Klasse, vorausgesetzt: Man bucht weit im Voraus, nimmt die Züge nicht zu Hauptverkehrszeiten, ist Besitzer wenigstens einer Bahncard 25 und jünger als 27 Jahre. Klingt eigentlich ganz gut, oder?

    Mönchengladbach–Berlin: Deutsche Bahn vs. VW Golf oder Tesla Model Y

    Nur sieht es in der Praxis anders aus. Das fängt schon beim Ticketpreis an. Je kurzfristiger die Buchung, je beliebter der Zug, je passender die Zeit, desto teurer die Tickets. Wer heute entscheidet, nächsten Freitag um 14 Uhr von Mönchengladbach nach Berlin zu reisen, zahlt mit dem „Super Sparpreis“ für die zweite Klasse 122,90 Euro – ohne Sitzplatz, ohne Service, ohne Stornomöglichkeit, mit Zugbindung. Mit Bahncard sind es 92,15 Euro. Erste Klasse mit Bahncard 25 und „Young-Tarif“: 124,40 Euro.

    Profitabel für die Bahn, ärgerlich für den Kunden, der das Auto stehen lassen will. Erst recht, wenn man zu zweit reist. Dafür gibt es keinen Rabatt, man zahlt schlicht das Doppelte: also bis zu 248,80 Euro – Rückfahrt natürlich noch nicht miteingerechnet.

    Zum Vergleich: Eine Fahrt von Mönchengladbach nach Berlin, sagen wir, mit einem VW Golf kostet bei heutigen Spritpreisen höchstens 75 Euro oder 37,5 Euro pro Person, wenn man zu zweit fährt. Wer Elon Musk glücklich macht und mit seinem schicken Elektroauto Tesla Model Y fährt, zahlt rund 60 Euro pro Fahrt für den Strom und etwas mehr Zeit fürs Warten an der Ladesäule. Natürlich muss man beim Auto auch Wartung, Versicherung und Verschleiß miteinrechnen; auf 250 Euro pro Fahrt kommt man mit den üblichen Modellen aber nicht

    Noch ärgerlicher sind die Mondpreise der Bahn, wenn auf sie kein Verlass ist. Dank Personalmangel sind regelmäßig WCs und Türen defekt, Mülleimer voll oder das Bordbistro nicht besetzt. Das Wlan an Bord funktioniert nur sporadisch, Telefonate und Videocalls werden alle paar Minuten unterbrochen. Wer zur Entschleunigung mal offline sein will, dem wird es in der Bahn leicht gemacht. Wer kommunizieren muss, braucht Nerven aus Stahl.

    2022 ist nur jeder dritte ICE pünktlich am Ziel angekommen

    Dazu ist 2022 nur jeder dritte ICE pünktlich am Ziel angekommen. Bei Zügen nach NRW ist es besonders schlimm. Die müssen nämlich durch das Nadelöhr in Hamm: Dort werden die ICEs aus Köln und Düsseldorf gekoppelt oder in anderer Richtung geteilt – aus zwei mach eins. Auf Twitter und Instagram ist Hamm ein Running Gag, weil das Koppeln meistens scheitert. Im besten Fall kommt es nur zur Verspätung; im schlimmsten Fall müssen Fahrgäste aus einem Zug in den anderen zusteigen. Dann entsteht ein chaotisches Wettrennen um die verbliebenen Sitzplätze. Wer mit Koffer unterwegs ist, hat zwar Geschwindigkeitsnachteile, kann den aber als Waffe einsetzen, um andere abzudrängen. Wer zu spät kommt, muss den Rest der Fahrt im Stehen oder auf dem Boden zubringen.

    Auch ein Klassiker: Man erfährt erst Minuten vor der Abfahrt, dass der ICE ganz ausfällt, vielleicht sogar erst am Gleis. Zwar darf man dann kostenfrei einen anderen Zug nehmen, allerdings ist die Sitzplatzreservierung futsch. Will man eine neue, kann man das nicht mal flott in der DB-App selber umbuchen, sondern muss ins chronisch überfüllte und unterbesetzte DB-Reisezentrum: Nummer ziehen und warten – wie beim Amt! Erstattungen für die Verspätung gibt es erst ab einer Stunde.

    Eine Million für den Ausredenmeister namens Richard Lutz

    Verantwortlich für die Misswirtschaft ist Bahnchef Richard Lutz. Seit 1994 ist er bei der Bahn, seit 2010 im Vorstand, seit 2017 Vorstandsvorsitzender. Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) kann sagen, er hat die Probleme von seinem Vorgänger Andi Scheuer geerbt – Lutz kann das nicht. Lutz verdient als Bahnchef fast eine Million Euro, hat 2022 rund zehn Prozent Gehaltserhöhung bekommen, um die Unzuverlässigkeit der Bahn im Tagesspiegel-Interview dann als „Luxusproblem“ zu bezeichnen. Das Schienennetz sei eben nicht darauf ausgelegt, dass so viele mit der Bahn reisen wollten, so Lutz. Dabei sollten sich die gesamten Personenkilometer im Nah- und Fernverkehr bis 2030 verdoppeln, sagt die Ampel-Regierung.

    Wie Wissing und Lutz das gelingen soll, ist noch deren Geheimnis. Der Investitionsstau liegt bei 50 bis 100 Milliarden Euro. Die Bahn hat 2022 eine Milliarde Euro Gewinn gemacht. Woher sollen die Investitionen also kommen? Aus dem Bundeshaushalt? Nötig wäre das, allerdings hat der FDP-Finanzminister Christian Lindner längst alle Ressorts zu Sparsamkeit und Kürzungen aufgerufen, um die Schuldenbremse ab 2024 wieder einzuhalten. Dazu hat Wissing eine Generalsanierung angekündigt, also werden in den nächsten Jahren immer wieder Hauptstrecken monatelang geschlossen. Das spricht eher für weniger als für mehr Verkehr.

    Das muss sich bei der Deutschen Bahn ändern

    Auf den ICEs klebt der Werbespruch „Deutschlands schnellster Klimaschützer“. Damit die Bahn auch Deutschlands beliebtester Klimaschützer wird, braucht es einen Kurswechsel. Wissing muss bei Lindner Milliarden für die Bahn besorgen, Bahnchef Lutz wiederum Zehntausende neue Mitarbeiter einstellen. Infrastruktur und Service müssen in Schuss gebracht werden.

    Außerdem: Die Bahn muss sich nicht betriebswirtschaftlich lohnen, sondern volkswirtschaftlich – und gesellschaftlich. Heißt: Statt Profit gehören Fahrgastzahlen und Qualität zu den obersten Zielen. Dafür müssen die Ticketpreise sinken und kundenfreundlicher werden. Schluss mit flexibler Preisgestaltung und etlichen Tarifen: Transparenz statt Tarifdschungel ist gefragt. Ein günstiger Preis wäre auch der beste Anreiz für mehr Nachfrage. Als Daumenregel: Keine ICE-Fahrt darf teurer sein, als dieselbe Strecke zu zweit mit dem Auto zu fahren.

    Der Bund kann sogar nachhelfen, indem er auf die sieben Prozent Mehrwertsteuer verzichtet, die heute auf Bahntickets anfallen. Wenn wir die Bahn nicht auf Vordermann bekommen, wäre das nicht nur peinlich für die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt, dann könnten wir auch alle anderen Klimaziele gleich an den Nagel hängen.
    Also alles wie immer.....
    Die wollen die Leute von der Autobahn holen, aber ohne Moos nichts los.
    Die DDR ging unter, weil das Volk aufstand. Die BRD geht unter, weil das Volk schläft.

    Wer Olivgrün wählt, wählt Verarmung, Masseneinwanderung und Krieg!

    In der internationalen Politik geht es
    nie um Demokratie oder Menschenrechte.
    Es geht um die Interessen von Staaten.
    Merken sie sich das, egal was man Ihnen im
    Geschichtsunterricht erzählt.
    Egon Bahr

  • #2
    Der kürzeste Witz:
    "Kommt ein ICE pünktlich in Frankfurt an..."

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