Ausstand für viele
Delegation der Streikenden von Riesa-Nudeln in Berlin, um ein Zeichen gegen miese Gehälter vor allem im Osten zu setzen
Sie haben keine Lobby, und in den Medien sind sie unterrepräsentiert: Niedriglöhner. Viele Beschäftigte des ostdeutschen Nudelmarktführers Teigwaren Riesa gehören dazu. Die unterste Lohngruppe in dem Unternehmen wurde vom Mindestlohn von zwölf Euro eingeholt, wie die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) am Montag erinnerte. Viele Beschäftigte, vor allem Frauen in der Verpackungsabteilung, erhielten derzeit nur einen Stundenlohn von 12,51 Euro. »Zum Teil handelt es sich um Beschäftigte, die seit 20 Jahren für den Betrieb arbeiten, sagte am Mittwoch NGG-Gewerkschaftssekretär Olaf Klenke im Gespräch mit jW. Wie ihnen geht es Millionen in der BRD. Sie leiden überdurchschnittlich unter der Inflation.
Lohnmauer einreißen
Auch im Westen gibt es sie, betonte der NGG-Sekretär für den Landesbezirk Ost. Aber in Ostdeutschland sind davon besonders viele betroffen. Hier erhält fast jeder dritte Beschäftigte einen Lohn unterhalb der Niedriglohnschwelle. 2021 lag diese für Vollzeitbeschäftigte bei 2.344 Euro im Monat, wie aus der Mitteilung der NGG am Montag hervorging. Bei einer 40-Stunden-Woche entspricht das einem Stundenlohn von 13,50 Euro. Von der Erhöhung des Mindestlohns auf zwölf Euro im Oktober waren in einigen Regionen Ostdeutschlands vier von zehn Beschäftigten betroffen.
Ungewöhnlich ist Armut von Lohnabhängigen also nicht. Ungewöhnlich an diesem Tatbestand ist nur der lange Streik der Arbeiter von Riesa-Nudeln. Mittlerweile befinden sie sich in der fünften Woche im Ausstand. Am Mittwoch fuhr eine Delegation von 40 Beschäftigten von Riesa nach Berlin ans Brandenburger Tor – stellvertretend für alle mies bezahlten Lohnabhängigen. Ihre Botschaft: »Die Niedriglohnmauer einreißen«. Unterstützung erfuhren sie unter anderem von Lieferando-Kollegen, dem Betriebsrat von Bahlsen und von Beschäftigten des Sana-Klinikums in Berlin, berichtete Klenke. Letztere befinden sich derzeit ebenfalls in einer Tarifauseinandersetzung und streiken diese Woche deshalb zum zweiten Mal.
Während die Sana-Kollegen sich bundesweit mit dem Krankenhauskonzern anlegen, scheinen die Nudelproduzenten im sächsischen Riesa innerhalb des Mutterkonzerns Gold-Alb wieder einmal allein zu kämpfen. Die Unternehmerfamilie Freidler aus Baden-Württemberg betreibt dort zwei weitere Nudelbetriebe. Da es dort weder einen Betriebsrat noch einen Tarifvertrag gibt, haben die Kollegen in Riesa wenig Einblick in die dortigen Verhältnisse. Vor ein paar Jahren habe die Lohnlücke zu den anderen Betrieben 15 bis 17 Euro betragen, erklärte Klenke.
Konzern mauert
Freidler weigert sich bislang, auf die Lohnforderung der Beschäftigten einzugehen. Sie verlangen, dass ihr Stundenlohn sofort um einen Euro erhöht wird und im nächsten Jahr um einen weiteren. Trotz drastischer Streikfolgen ist das Unternehmen bisher nicht bereit,
darüber zu verhandeln. Und offenbar auch nicht bereit, dazu Stellung zu beziehen. Jedenfalls nicht bis jW-Redaktionsschluss am Mittwoch.
Ein Grund für den Starrsinn der Freidlers dürfte sein, dass die etwa 140 Beschäftigten und die 30 bis 40 Leiharbeiter und Leiharbeiterinnen von Riesa für das Unternehmen sehr profitabel sind. Über die Coronazeit habe das Unternehmen mit der Nudelproduktion laut Gewerkschaft zuletzt ein Rekordjahr eingefahren.
Delegation der Streikenden von Riesa-Nudeln in Berlin, um ein Zeichen gegen miese Gehälter vor allem im Osten zu setzen
Sie haben keine Lobby, und in den Medien sind sie unterrepräsentiert: Niedriglöhner. Viele Beschäftigte des ostdeutschen Nudelmarktführers Teigwaren Riesa gehören dazu. Die unterste Lohngruppe in dem Unternehmen wurde vom Mindestlohn von zwölf Euro eingeholt, wie die Gewerkschaft Nahrung, Genuss, Gaststätten (NGG) am Montag erinnerte. Viele Beschäftigte, vor allem Frauen in der Verpackungsabteilung, erhielten derzeit nur einen Stundenlohn von 12,51 Euro. »Zum Teil handelt es sich um Beschäftigte, die seit 20 Jahren für den Betrieb arbeiten, sagte am Mittwoch NGG-Gewerkschaftssekretär Olaf Klenke im Gespräch mit jW. Wie ihnen geht es Millionen in der BRD. Sie leiden überdurchschnittlich unter der Inflation.
Lohnmauer einreißen
Auch im Westen gibt es sie, betonte der NGG-Sekretär für den Landesbezirk Ost. Aber in Ostdeutschland sind davon besonders viele betroffen. Hier erhält fast jeder dritte Beschäftigte einen Lohn unterhalb der Niedriglohnschwelle. 2021 lag diese für Vollzeitbeschäftigte bei 2.344 Euro im Monat, wie aus der Mitteilung der NGG am Montag hervorging. Bei einer 40-Stunden-Woche entspricht das einem Stundenlohn von 13,50 Euro. Von der Erhöhung des Mindestlohns auf zwölf Euro im Oktober waren in einigen Regionen Ostdeutschlands vier von zehn Beschäftigten betroffen.
Ungewöhnlich ist Armut von Lohnabhängigen also nicht. Ungewöhnlich an diesem Tatbestand ist nur der lange Streik der Arbeiter von Riesa-Nudeln. Mittlerweile befinden sie sich in der fünften Woche im Ausstand. Am Mittwoch fuhr eine Delegation von 40 Beschäftigten von Riesa nach Berlin ans Brandenburger Tor – stellvertretend für alle mies bezahlten Lohnabhängigen. Ihre Botschaft: »Die Niedriglohnmauer einreißen«. Unterstützung erfuhren sie unter anderem von Lieferando-Kollegen, dem Betriebsrat von Bahlsen und von Beschäftigten des Sana-Klinikums in Berlin, berichtete Klenke. Letztere befinden sich derzeit ebenfalls in einer Tarifauseinandersetzung und streiken diese Woche deshalb zum zweiten Mal.
Während die Sana-Kollegen sich bundesweit mit dem Krankenhauskonzern anlegen, scheinen die Nudelproduzenten im sächsischen Riesa innerhalb des Mutterkonzerns Gold-Alb wieder einmal allein zu kämpfen. Die Unternehmerfamilie Freidler aus Baden-Württemberg betreibt dort zwei weitere Nudelbetriebe. Da es dort weder einen Betriebsrat noch einen Tarifvertrag gibt, haben die Kollegen in Riesa wenig Einblick in die dortigen Verhältnisse. Vor ein paar Jahren habe die Lohnlücke zu den anderen Betrieben 15 bis 17 Euro betragen, erklärte Klenke.
Konzern mauert
Freidler weigert sich bislang, auf die Lohnforderung der Beschäftigten einzugehen. Sie verlangen, dass ihr Stundenlohn sofort um einen Euro erhöht wird und im nächsten Jahr um einen weiteren. Trotz drastischer Streikfolgen ist das Unternehmen bisher nicht bereit,
darüber zu verhandeln. Und offenbar auch nicht bereit, dazu Stellung zu beziehen. Jedenfalls nicht bis jW-Redaktionsschluss am Mittwoch.
Ein Grund für den Starrsinn der Freidlers dürfte sein, dass die etwa 140 Beschäftigten und die 30 bis 40 Leiharbeiter und Leiharbeiterinnen von Riesa für das Unternehmen sehr profitabel sind. Über die Coronazeit habe das Unternehmen mit der Nudelproduktion laut Gewerkschaft zuletzt ein Rekordjahr eingefahren.
Haltet aus!
Zeigt den Freidlers, der raffgierigen Bourgeoisie wo der der Hammer hängt.
Beschäftigte von Teigwaren Riesa protestieren am Brandenburger Tor
Mit einer Demonstration in Berlin sollen höhere Löhne durchgesetzt werden. Der Bundesarbeitsminister schickt ein Grußwort.
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