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Truckerstreik in Vancouver, Kanada

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  • #16
    AW: Truckerstreik in Vancouver, Kanada

    Solange die Unternehmer sich aber gegenseitig kaputt machen anstatt gemeinsam für höhere Frachtpreise und gegen Billigunternehmer vorzugehen, solange brauch man als Fahrer nicht zu glauben das ein reiner FahrerStreik etwas bringen würde.Wo kein Geld kann man auch keine Lohnerhöhungen erwarten.Ich rede nicht von Speditionen die nix an Geld rausrücken und in die eigene Tasche wirtschaften.Sondern von den Spedis die gerne gute Löhne zahlen würden wenn sie nicht durch Billigfrächter kaputt gemacht werden würden. Und wenn diese Unternehmer sich gemeinsam mit den Fahrern bei der Politik und der Gesellschaft drastisch Gehör verschaffen würden,vielleicht (aber auch nur vielleicht) käme man dann mal weiter.

    Erst mal müssten die Billigunternehmer vom Markt oder zumindest eingeschränkt werden,dann müssten erst mal ein paar Gesetzesänderungen durchgesetzt werden, etc damit dann erst mal vernünftige Frachtpreise auf den Markt kommen,dann steigen auch die Löhne (jedenfalls bei fairen Unternehmen).
    Sei immer wie du bist und verrate dich nicht selber!:)

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    • #17
      AW: Truckerstreik in Vancouver, Kanada

      Hallo! :)

      @ Norway:
      Ich kann verstehen, dass du reagierst, wie du reagierst – ich war auch schon mehr als ein Mal der "Depp", weil ich bei Vorgesetzten angesprochen habe, was vorher im Kreis der Kollegen besprochen wurde. Das fing schon zu Schulzeiten an, als mein Vater Elternsprecher war. Bei uns stand das Telefon nicht mehr still, weil sich ständig Eltern beschwerten, wie schlimm die neue Lehrerin doch wäre. Sie hätte ja praktisch eine persönliche Fehde mit fast allen Schülern. Als mein Vater das angesprochen hat, war der "Rückhalt" weg und alle hatten gar kein Problem mehr mit der Lehrerin. Für die anderen Kinder hatte sich das Problem auch erledigt, die Lehrerin hatte ab da nur noch einen Feind: mich. Gott-sei-Dank hat sie irgendwann den Fehler gemacht mir einen Verweis zu geben für etwas, das passierte, als ich gar nicht in der Schule war. Der Arzt, von dem ich die Krankmeldung hatte, hatte sich im Datum vertan, sie schrieb den Verweis und der Arzt korrigierte seine Krankmeldung… und sowohl er als auch alle seine Angestellten versicherten an Eides statt, wie es so schön heißt, dass ich zu der Zeit in der Praxis war. Die Strafversetzung folgte auf dem Fuß. :D


      @ Topic

      Zuerst mal Glückwunsch den kanadischen Truckern. Ich finde es auch toll, dass sie ihre Aktion uns dargelegt haben.
      Vielen Dank auch für das Video!

      Es ist schön zu sehen, dass man etwas erreichen kann, wenn man zusammenhält.
      Aber ich denke, die haben deutschen Fahrern gegenüber einige Vorteile:

      Erstens

      Ganz offensichtlich haben die Kanadier die Achillesferse im System gefunden und ausgeschalten, nämlich den Hafen mit herausragender Bedeutung. Eine solche Achillesferse haben wir in Deutschland nicht. Was, wenn wir den Hafen Hamburg "lahm legen" würden und ähnliche Forderungen stellen und durchsetzen würden? Sicher würde das erstmal die Wirtschaft treffen. Bei entsprechendem Zusammenhalt wäre das wahrscheinlich möglich. Doch damit würden die Kosten nur für den Hafen Hamburg steigen. Früher oder später würde man auf andere Häfen ausweichen. Oder man würde versuchen noch mehr Güter aus dem Hafen mit der Bahn oder dem Binnenschiff raus zu fahren. Und dann ist wieder nichts gewonnen. Ja, in Nordamerika gibt es auch noch mehr Häfen. Die Entfernungen sind da aber deutlich größer, die Warenströme weniger "verdichtet" als bei uns in Europa und so hat der LKW weniger Konkurrenz durch andere Transportmittel.

      Zweitens

      Aufbau der Trucking-Industrie in Kanada.
      Es gibt in Kanada meines Wissens nach deutlich mehr Owner/Operator (also "selbstfahrende Unternehmer") als in Deutschland. Ich könnte mir gut vorstellen, dass genau von denen die Initiative ausging. Denn die haben nicht zu verlieren. Die werden sich ja wohl kaum selbst feuern und durch einen anderen Fahrer ersetzen, weil sie striken. Und wenn sie vorher nicht leben konnten von ihrem Verdienst, dann können sie eben nur gewinnen.
      Umgekehrt: Wenn ein Fahrer hier bei einem Fuhrunternehmen arbeitet, wo Arbeitsklima, Arbeitsbedingungen und Gehalt stimmen, dann würde er mit einem Streik einem Arbeitgeber schaden, der das eventuell gar nicht verdient hat.

      Drittens

      Weniger ausländische Konkurrenz.
      Zum Einen können Arbeitgeber gar nicht einfach Fahrer aus Billiglohnländern einstellen und fahren lassen, weil die Fahrer keine Arbeitsgenehmigung bekommen. Die meisten Firmen in D können das. Wenn sie keinen Fahrer aus D finden, dann nehmen sie einen aus West-Sibirien, wenn es sein muss. Zum Anderen hat Kanada nur einen Nachbar, die USA. Auch nicht unbedingt das klassische Billiglohnland, auch die haben Fahrermangel, gerade im Fernverkehr und ich weiß nicht, ob zB ein Texaner unbedingt in Kanada LKW fahren will (ob sich das für ihn rechnet). Wie es mit den Arbeitsgenehmigungen aussieht, kann ich nicht beurteilen.
      In Bulgarien betrug in 2008 der durchschnittliche Brutto-Monatsverdienst 306 €. Kaufkraftbereinigt im Verhältnis zu Deutschland 644 €. [Quelle: Statista.com] Das nenne ich ein Billiglohnland. Verdient ein Trucker von dort rund 600 Euro und damit die selbe Kaufkraft in der Heimat wie ein deutscher Fahrer, der 1200 Euro verdient, verdient der Bulgare für die dortigen Verhältnisse fast schon fürstlich. Er wird sich sicher weigern seinen Job zu riskieren, nur weil wir deutschen mit unserer Situation unzufrieden sind.


      Viertens

      Nur für Hafen-Trucker?
      So wie ich das Video verstanden habe, wurde der Stundenlohn nur für die erreicht, die im Hafen laden wollen.
      Das heißt, dass die Trucker, die "den ganzen Rest" transportieren, in die Röhre schauen. Es wurden also nicht "die kanadischen Trucker" aktiv, sondern ein Teil von ihnen. Würde man also hier zum Beispiel den Hafen Hamburg blockieren und durchsetzen, dass alle, die dort laden einen gewissen Stundenlohn zu bekommen haben, dann hätten nur die etwas davon, die dort auch laden.
      Das kann man ja auf die Spitze treiben und einige wenige Fahrer die Container aus dem Hafen holen und "nebendran" auf ein Zwischenlager stellen zu lassen. Dort übernimmt dann ein Fahrer, der noch weniger verdient als vorher, weil ja die hohen Kosten für den ersten Fahrer irgendwie bezahlt werden müssen.

      In dem Zusammenhang will ich noch anmerken, dass die Trucker dort sich wegen der gemeinsamen Ladestelle relativ gut organisieren können. Es ist immer viel leichter sich zu hundert LKW, die da schon stehen, dazu zu stellen als mutterseelenallein auf irgend einem Parkplatz rumzulungern und einen auf Streikposten zu machen. Vor allem, wenn dann noch Streikbrecher vorbei fahren, die einen auslachen. Umgekehrt üben 100 Streikende auf einen potentiellen Streikbrecher einen ganz anderen Druck aus.


      Soooo… Viel geschwafelt…
      Das muss aber noch:
      Wäre unsere Firmenstruktur anders (mehr Owner/Operator oder andererseits mehr große Unternehmen wie in Frankreich), wären Streiks besser zu organisieren.
      Wir haben außerdem eine mit Kanada nicht vergleichbare Länderstruktur in der EU, die uns vergleichbare Aktionen deutlich schwerer macht. Werden nämlich deutsche Unternehmen zu teuer, springen einfach Unternehmen aus dem Ausland ein, vor allem im Fernverkehr, aber auch im "Nahverkehr" kann man das schon beobachten (Container-Trucker, die an Inlandshäfen stationiert sind, zum Beispiel).
      Also alles Aussichtslos? Nein! Wir müssten nur anders vorgehen. Streik bringt uns meines Erachtens erstmal nicht weiter. Wenn, dann müsste man bei großen Firmen anfangen und getreu dem kanadischen Vorbild zum Beispiel die "Global Player" bestreiken (einen nach dem anderen) und sagen: So lange wir nicht diesen oder jenen Lohn bekommen, laden wir bei dir nicht mehr. Das geht aber nicht nur durch deutsche Fahrer. Das geht auch nicht, wenn zum Beispiel Holländer, Belgier, Luxemburger, Österreicher und Franzosen noch mitmachen. Das müssten dann schon alle machen. Und das ist schwer zu organisieren.
      Ich denke daher, dass wir eine viel schwerere und langwierigere Aufgabe vor uns haben. Wir müssten uns zum Beispiel dafür stark machen, dass europäische Vorschriften, die da und eindeutig sind, umgesetzt werden. Und das zusammen mit unseren Arbeitgebern! Zum Beispiel habe ich gehört, dass bei der BASF in Ludwigshafen eine Firma mit weißen Tankzügen mit rotem Schriftzug in Kleinbuchstaben lädt. Die soll osteuropäische Fahrer haben, die angeblich in der Nacht von Sonntag auf Montag mit dem Bus "herangekarrt" werden. Da müsste man erreichen, dass die jedes mal kontrolliert werden, ob sie ihre Anfahrt als Arbeitszeit nachgetragen haben. Dazu müssten wir Fahrer uns an die Kontrollorgane wenden. Organisiert und in Massen. Die müssen in einer Flut von Briefen ersticken! Aber keine E-Mails. E-Mails wirken da nicht. Die sind viel zu leicht gelöscht. Kommt aber der Postbote mit 7,5-Tonner und karrt die Briefe palletiert ins Haus, dann fällt das auf. Passiert nichts, könnte eine Interessenvertretung Klage einreichen – warum auch immer, ich bin kein Anwalt.

      Ich will das nicht weiter ausführen. Aber viele, viele kleine Nadelstiche setzen eben. Am Anfang wird nicht viel passieren. Es wird wirken wie ein Kampf gegen Windmühlen. Aber je mehr man wird, jeder einzelne Kollege, den man überzeugt, erhöht den Druck im System. Und irgendwann ist man vielleicht so weit, dass mehr möglich ist. Doch auch hier gilt: Dauerhaft Erfolg kann man eigentlich nur haben, wenn man die Fahrer vieler Länder vereinigt.

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