Zug fährt mit Tempo 80 auf festgefahrenen Lkw
(12) Von Anita Pöhlig 20. Januar 2010, 14:36 Uhr
Beim Zusammenstoß einer Regionalbahn mit einem Lkw sind in Braunschweig 16 Menschen verletzt worden, darunter drei schwer. Laut Polizei hatte sich der Fahrer des Lasters im Gleisbett festgefahren, als er eine Abkürzung nehmen wollte. Der Triebwagen der Bahn wurde aus den Schienen gerissen.
Bild 1 von 9
Beim Zusammenstoß eines Lastwagens mit einem Regionalzug im Braunschweiger Stadtteil Rüningen sind drei Menschen schwer verletzt worden.
Weiterführende Links
Der unglaubliche Leichtsinn eines Lastwagenfahrers hat in Braunschweig 58 Menschen in Riesengefahr gebracht. Ein Regionalzug fuhr gegen 7.30 Uhr auf den Lkw, der samt Anhänger kurz hinter einem Bahnübergang auf den Schienen steht. Drei Fahrgäste werden schwer und 13 leicht verletzt, vielen steckt der Schock in den Gliedern. Im Zug sitzen etliche Berufsschüler.
„In dem Moment des Aufpralls wusste ich, dass man sterben kann“, sagt Meltem Aykar. Die 39-Jährige aus Salzgitter hat zwar nur ein paar Prellungen abbekommen, doch ihr Zittern lässt ihren Schreck erahnen.
Auslöser des Unglücks ist ein 53 Jahre alter Lastwagenfahrer aus Northeim. Er will 30 Tonnen Weizen an eine Getreidemühle im Braunschweiger Stadtteil Rüningen liefern. Weil ein parallel zu den Schienen verlaufender Zufahrtsweg noch mit einem Tor verschlossen ist, sucht er eine verbotene Abkürzung über die Schienen Richtung Werksgelände. „Auf den Bahnschienen blieb er mit seinem Fahrzeug stecken“, sagt Bundespolizeisprecher Uwe Borchers. Der Mann läuft in die Mühle, um Hilfe zu holen. Doch der Zug kommt bereits mit etwa 80 Stundenkilometer angefahren, eine Notbremsung kann den Zusammenstoß nicht verhindern. 50 Meter wird der Lkw mitgerissen.
#ad_grid_channel_0 { display:none; }
Auf einer großen Fläche mischen sich Schnee und Weizen, dazwischen liegen die abgerissenen blauen Ladeklappen und andere Wrackteile des Lastwagens. „Ich habe vorn gesessen und geschlafen, auf einmal bin ich durch die Luft geflogen“, erzählt die 18-jährige Mandy. „Es hat einen unheimlichen Rums gegeben, dann hat es doll gewackelt und alle haben geschrien“, ergänzt ihre 20 Jahre alte Freundin Dana. Die beiden angehenden Tierarzthelferinnen erleiden leichte Verletzungen und werden in der Kantine der Mühle von einem Arzt versorgt.
Andere Fahrgäste kommen in umliegende Krankenhäuser, die meisten müssen nur ambulant behandelt werden. Drei Schwerverletzte werden stationär behandelt. „Die meisten Unfallopfer waren sehr gefasst“, sagt Manfred Brandes, Einsatzleiter der Feuerwehr Braunschweig. Sie werden psychologisch betreut.
„Als die Feuerwehr kurze Zeit nach dem Aufprall eintrifft, haben bis auf zwei schwer Verletzte alle den Zug schon verlassen und sich auf der Straße gesammelt“, sagt Feuerwehrleiter Michael Hanne. Der 42-jährige Zugführer bleibt körperlich unverletzt, da er unter Schock steht, kann er zunächst aber nicht vernommen werden. Nachdem er den Lastwagen gesehen hatte, soll der Bahnfahrer noch aufgesprungen und seine Fahrgäste gewarnt haben.
Bei dem Unglück entgleist der vordere Zugwagen und rutscht über eine Böschung auf ein Feld. Er hat Totalschaden. Für seine Bergung wurde für den Nachmittag ein 160-Tonnen-Schienenkran aus Fulda erwartet. Der zweite Wagen bleibt auf den Schienen. Der Lastwagen wird von einem 100-Tonnen-Straßen-Kran geborgen. „Bis die Unfallstelle frei ist, wird es wohl noch einige Zeit dauern“, sagt Einsatzleiter Brandes. Da auch mehrere hundert Liter Diesel ausgelaufen sind, muss auch Erdreich abgetragen werden.
Die Höhe des Schadens ist noch nicht bekannt. „Dass einer wissentlich auf das Gleisbett fährt und so einen Unfall verursacht, das habe ich noch nicht gehört“, sagt eine Sprecherin der Bahn. Wann die Strecke wieder freigegeben wird, ist noch unklar.
Themen
Meltem Aykar will sich noch überlegen, ob sie in der nächsten Woche wieder mit den Zug nach Braunschweig fährt. „In den Nachrichten sieht man die Bilder von Unglücken und denkt immer, so etwas kann einem nicht passieren“, sagt die Mutter zweier Kinder. „Wir hatten einen Schutzengel“, schiebt sie nach.
(12) Von Anita Pöhlig 20. Januar 2010, 14:36 Uhr
Beim Zusammenstoß einer Regionalbahn mit einem Lkw sind in Braunschweig 16 Menschen verletzt worden, darunter drei schwer. Laut Polizei hatte sich der Fahrer des Lasters im Gleisbett festgefahren, als er eine Abkürzung nehmen wollte. Der Triebwagen der Bahn wurde aus den Schienen gerissen.
Bild 1 von 9
Beim Zusammenstoß eines Lastwagens mit einem Regionalzug im Braunschweiger Stadtteil Rüningen sind drei Menschen schwer verletzt worden.
Weiterführende Links
Der unglaubliche Leichtsinn eines Lastwagenfahrers hat in Braunschweig 58 Menschen in Riesengefahr gebracht. Ein Regionalzug fuhr gegen 7.30 Uhr auf den Lkw, der samt Anhänger kurz hinter einem Bahnübergang auf den Schienen steht. Drei Fahrgäste werden schwer und 13 leicht verletzt, vielen steckt der Schock in den Gliedern. Im Zug sitzen etliche Berufsschüler.
„In dem Moment des Aufpralls wusste ich, dass man sterben kann“, sagt Meltem Aykar. Die 39-Jährige aus Salzgitter hat zwar nur ein paar Prellungen abbekommen, doch ihr Zittern lässt ihren Schreck erahnen.
Auslöser des Unglücks ist ein 53 Jahre alter Lastwagenfahrer aus Northeim. Er will 30 Tonnen Weizen an eine Getreidemühle im Braunschweiger Stadtteil Rüningen liefern. Weil ein parallel zu den Schienen verlaufender Zufahrtsweg noch mit einem Tor verschlossen ist, sucht er eine verbotene Abkürzung über die Schienen Richtung Werksgelände. „Auf den Bahnschienen blieb er mit seinem Fahrzeug stecken“, sagt Bundespolizeisprecher Uwe Borchers. Der Mann läuft in die Mühle, um Hilfe zu holen. Doch der Zug kommt bereits mit etwa 80 Stundenkilometer angefahren, eine Notbremsung kann den Zusammenstoß nicht verhindern. 50 Meter wird der Lkw mitgerissen.
#ad_grid_channel_0 { display:none; }
Auf einer großen Fläche mischen sich Schnee und Weizen, dazwischen liegen die abgerissenen blauen Ladeklappen und andere Wrackteile des Lastwagens. „Ich habe vorn gesessen und geschlafen, auf einmal bin ich durch die Luft geflogen“, erzählt die 18-jährige Mandy. „Es hat einen unheimlichen Rums gegeben, dann hat es doll gewackelt und alle haben geschrien“, ergänzt ihre 20 Jahre alte Freundin Dana. Die beiden angehenden Tierarzthelferinnen erleiden leichte Verletzungen und werden in der Kantine der Mühle von einem Arzt versorgt.
Andere Fahrgäste kommen in umliegende Krankenhäuser, die meisten müssen nur ambulant behandelt werden. Drei Schwerverletzte werden stationär behandelt. „Die meisten Unfallopfer waren sehr gefasst“, sagt Manfred Brandes, Einsatzleiter der Feuerwehr Braunschweig. Sie werden psychologisch betreut.
„Als die Feuerwehr kurze Zeit nach dem Aufprall eintrifft, haben bis auf zwei schwer Verletzte alle den Zug schon verlassen und sich auf der Straße gesammelt“, sagt Feuerwehrleiter Michael Hanne. Der 42-jährige Zugführer bleibt körperlich unverletzt, da er unter Schock steht, kann er zunächst aber nicht vernommen werden. Nachdem er den Lastwagen gesehen hatte, soll der Bahnfahrer noch aufgesprungen und seine Fahrgäste gewarnt haben.
Bei dem Unglück entgleist der vordere Zugwagen und rutscht über eine Böschung auf ein Feld. Er hat Totalschaden. Für seine Bergung wurde für den Nachmittag ein 160-Tonnen-Schienenkran aus Fulda erwartet. Der zweite Wagen bleibt auf den Schienen. Der Lastwagen wird von einem 100-Tonnen-Straßen-Kran geborgen. „Bis die Unfallstelle frei ist, wird es wohl noch einige Zeit dauern“, sagt Einsatzleiter Brandes. Da auch mehrere hundert Liter Diesel ausgelaufen sind, muss auch Erdreich abgetragen werden.
Die Höhe des Schadens ist noch nicht bekannt. „Dass einer wissentlich auf das Gleisbett fährt und so einen Unfall verursacht, das habe ich noch nicht gehört“, sagt eine Sprecherin der Bahn. Wann die Strecke wieder freigegeben wird, ist noch unklar.
Themen
Meltem Aykar will sich noch überlegen, ob sie in der nächsten Woche wieder mit den Zug nach Braunschweig fährt. „In den Nachrichten sieht man die Bilder von Unglücken und denkt immer, so etwas kann einem nicht passieren“, sagt die Mutter zweier Kinder. „Wir hatten einen Schutzengel“, schiebt sie nach.
Kommentar