Auf der Autobahnraststätte Hockenheimring-West parken Lkws oft kreuz und quer - Viele finden keinen Stellplatz für die Nacht
Die Hockenheimer Raststätte an der A 6 ist oft voll belegt. Foto: Lenhardt.
Von Harald Berlinghof
Hockenheim. Wer zu spät kommt, guckt in die Röhre. "So bis 15 oder 16 Uhr ist es hier noch ok. Wenn du später ankommst, wird es eng. Oft sind dann nur noch die eigentlich nicht erlaubten Stellplätze frei", sagt Wilfried Hoffmann. Er hat seinen 40-Tonner, der mit Auflieger an die 16 Meter lang ist, auf dem Standstreifen an der Autobahnraststätte Hockenheimring-West an der A 6 abgestellt. Seit er 20 Jahre alt ist, ist Hoffmann Fernfahrer. "Es ist immer schlimmer geworden mit dem Abstellen der Lastwagen", erzählt er. Nicht nur in Hockenheim, sondern entlang des gesamten Autobahnnetzes.
Es ist 19 Uhr, ein ganz normaler Werktag auf der Rastanlage. Den ganz normalen Wahnsinn der Parkplatzsuche auf Autobahnraststätten haben die meisten Fahrer schon hinter sich. Dicht an dicht mit 40 bis 50 Zentimeter Abstand stehen die Lkw. Auf den ausgewiesenen Stellplätzen, aber auch auf dem Standstreifen in der Raststättendurchfahrt - und quer auf den Pkw-Parkplätzen. Ein Laster belegt etwa zehn von ihnen. Viele, die rechtzeitig da waren und einen Platz ergatterten, haben die Vorhänge zugezogen und liegen in der Koje. Immer früher beginnen sie mit ihrer neunstündigen Fahrschicht, um rechtzeitig auf einer der Raststätten anzukommen und dem Stress der Parkplatzsuche zu entgehen. Um drei Uhr morgens losfahren, dann neun Stunden lang Kilometer fressen. Zwischendurch ein bis drei Stunden Ladezeit und die vorgeschriebenen Ruhezeiten. Am Nachmittag erreicht man dann den angepeilten Rastplatz. Um diese Zeit hat man noch eine Chance. Wer keinen Abstellplatz findet, muss notgedrungen wieder Gas geben und zur nächsten Raststätte oder einem einfachen Parkplatz weiterfahren. Dort gibt es allerdings keine Toiletten und keine Waschmöglichkeit. Nach einer langen Fahrt eigentlich unzumutbar. Und doch müssen viele auf solche Parkplätze ausweichen. Wenn dort nicht auch schon alles voll ist.
Die Suche nach einem Abstellplatz bleibt den Fahrern auch dann nicht erspart, wenn sie die zugelassene Lenkzeit von neun Stunden überschritten haben. "Da bleibt dir gar nichts anderes übrig. Irgendwie muss man ja zu einem Platz kommen", sagt ein Fahrer aus Heidenheim mit einer dicken Zigarre im Mundwinkel. Thomas Alexander aus der Pfalz steht mit seinem Brummi weit in die Ausfahrt der Raststätte hinein. Er ist der letzte Lkw in der langen Reihe, die auf dem Seitenstreifen entlang der Durchfahrt stehen. Glücklich ist er nicht mit seinem Platz. Zehn Meter entfernt rasen die Autos mit 100 oder 130 Sachen vorbei. Der Lärm ist ohrenbetäubend. "Wo ich jetzt stehe, besteht die Gefahr, dass mich die Polizei wegschickt. Und wenn nicht, dann ist es an dieser Stelle so laut, dass ich heute Nacht kaum ein Auge zutun werde", meint er. Wenn die Polizeistreife einen Lkw weiterschickt, obwohl seine Lenkzeit überschritten ist, erhält der Fahrer eine Bescheinigung darüber - falls er noch einmal in eine Lenkzeitkontrolle gerät.
Eine Alternative für viele Lkw-Fahrer wäre, die Autobahn zu verlassen. "Das kann man nur machen, wenn man die Strecke öfter fährt und sich ein wenig auskennt. Aber in den meisten Industrie- und Gewerbegebieten in Deutschland gibt es ein Abstellverbot für Lkw. Außerdem gibt es dort auch keine Waschgelegenheiten", erklärt Alexander.
Die romantische Vorstellung, dass die Fahrer abends noch gemeinsam auf der Raststätte grillen und ein Bierchen trinken, ist auch Vergangenheit. "Das gibt’s nicht mehr", sagt Hoffmann. "Schau’ dir doch mal die Nummernschilder an, dann weißt du warum. Die Kollegen kommen aus Polen, Bulgarien, Litauen, Belgien oder Slowenien. Die meisten sprechen gar kein Deutsch." Da sei der Kontakt schwierig. "Außerdem sind alle müde."
QUELLE: https://www.rnz.de/nachrichten/metro...id,460042.html
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