Lkw-Fahrer kämpfen mit der Parkplatznot: Raststätten an der A 45, A 44 und A 1 laufen abends über. Der Ausbau kommt dem Bedarf nicht nach.
Es gibt zu wenig Lkw-Parkplätzen an den Autobahnen. Und wer badet es am Ende aus? Polizisten, Lkw-Fahrer und gewöhnliche Autofahrer. Jeden Tag ab 17 Uhr laufen die Raststätten über – in Lichtendorf an der A1 bei Schwerte oder am Haarstrang an der A 44 bei Werl. Opfer sind die Fahrer. Und für den ADAC steht der Schuldige fest.
Im Kampf um die letzten freien Plätze läuten die Fahrer die letzte Runde ein. Gesetzliche Vorschriften zwingen sie, Ruhe- und Lenkzeiten einzuhalten. Stillstand heißt ihr Ziel. Aber wohin mit dem schweren Gerät auf Rädern?
„Es ist grausam“, sagt Peter Meintz, Pressesprecher vom ADAC Westfalen, „die Fahrer müssen dieses Problem aussitzen.“ Aus der Sicht des 62-Jährigen haben Politik und Straßenbauverwaltung in NRW versagt. Der Ausbau hält mit dem steigenden Bedarf an Lkw-Stellplätzen wegen des stetig wachsenden Güterverkehrs auf der Straße nicht mit. „Und Opfer dieses Versagens sind die Lkw-Fahrer, die nichts anderes machen, als ihrer Arbeit nachzugehen.“ Verzweifelt versuchten sie am Ende des Tages, in Ruhe irgendwo eine Pause zu machen. Und wo parken sie? „In ihrer Not sogar auf dem Standstreifen der Autobahn oder den Einfahrten von Raststätten“, sagt Meintz, „so groß ist der Druck. Damit bringen sie sich und andere Verkehrsteilnehmer in Gefahr.“
Lkw-Fahrer sind die OpferDass über Nacht nicht mehr Stellplätze vom Himmel fallen, ist Meintz bewusst. „Das Planungsrecht ist ein tief demokratischer Prozess, der alle Interessen abwägt. Und wir wissen alle, das dauert.“ Der ADAC-Vertreter spricht sich für ein beschleunigtes Verfahren bei Neubau oder Erweiterung von Lkw-Stellflächen aus. „Es muss nicht immer Jahre dauern.“
Aktuell gibt es in NRW 6750 ausgewiesene Lkw-Parkplätze auf bewirtschafteten und unbewirtschafteten Anlagen, 449 mehr als im Vorjahr. 400 weitere sollen nach Angaben von Straßen NRW noch in diesem Jahr freigegeben werden. Nicht genug. Das weiß Bernd Löchter, Sprecher von Straßen NRW, auch: „Laut aktueller Prognose fehlen bis 2025 in NRW etwa 4000 Lkw-Stellplätze.“
Parkverbot im GewerbegebietSo werden die Brummifahrer weiter in Gewerbe- und Wohngebieten ihr Glück suchen. „Das wird immer schwieriger, weil die Kommunen das verhindern wollen und Halteverbotsschilder aufstellen“, sagt Wolfgang Westermann, Vorsitzender des Bundes Deutscher Berufs-Kraftfahrer in Wuppertal. Er fordert, endlich mehr Geld in die Hand zu nehmen und ausreichenden Parkraum für die Branche zu schaffen. „Ich hätte Angst, nachts auf dem Standstreifen einer Autobahn zu schlafen.“
Das geht offenbar nicht jedem Fernfahrer so. „Es gibt wenige uneinsichtige Vertreter, die beim Anblick der Polizei ihre Gardine im Führerhaus wieder zuziehen und weiter schlafen wollen“, sagt Kim Freigang, Sprecher der Dortmunder Polizei, die für die Autobahnen im Regierungsbezirk Arnsberg zuständig ist. „Dann greifen wir ein und erteilen einen Platzverweis.“
Freigang sieht auch Fehlverhalten der Fahrer. „Sie wissen, wie eng es am frühen Abend wird. Das ist jeden Tag das gleiche Spiel. Sie haben es in der Hand, ihre Fahrt selbst zu disponieren. Es sind Profis auf der Straße.“ Autohöfe würden wie Pilze aus dem Boden schießen und seien eine Alternative.
Gleichwohl sehe die Polizei das wilde Parken mit Sorge. Freigang: „Wo soll diese Entwicklung denn hingehen, wenn immer mehr Unternehmen ihr Lager auf der Straße rollen lassen? Die Kontrolle der Lenk- und Ruhezeiten durch die Polizei sei notwendig. „Wir sind quasi die Betriebsräte, die dafür sorgen, dass die Mitarbeiter die notwendigen Pausen einhalten.“
Quelle dieses Artikels klick hier : Westfalen Post
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