Den Speditionen gehen die Lkw-Fahrer aus
Spediteure klagen über Fahrermangel: "Die guten Fahrer sind im Job, die anderen fahren uns die Lastwagen kaputt oder beschädigen die Ladung."
Speditionen und Handelsunternehmen schlagen Alarm: Weil nicht mehr genug Lkw-Fahrer zur Verfügung stehen, müssen Lastwagen in ihren Depots bleiben und die Versorgung von Industrie und Verbrauchern gerät ins Stocken.
"Wir finden keine Fahrer mehr", sagte Andreas Jedamzik, Vorstand des neuen Vereins Pro Lkw. "Die guten Fahrer sind im Job, die anderen fahren uns die Lastwagen kaputt oder beschädigen die Ladung."
Um den Bedarf der Logistik-Branche zu decken, müssten jährlich rund 25.000 neue Lkw-Fahrer ausgebildet werden. Tatsächlich ist es nur ein Zehntel. Sie durchlaufen eine anspruchsvolle dreijährige Ausbildung, die mit einer Prüfung vor der IHK abgeschlossen wird.
"Das ist für viele Interessenten nicht zu schaffen", sagte Jedamzik. Zudem seien die Ausbildungskapazitäten der Betriebe zu gering. Auch die Beschäftigung von ausländischen Fahrern sei kein Ausweg, weil entweder die Qualifikation zu gering sei oder die Arbeitsbedingungen in den Heimatländern besser. Das Problem werde sich noch verschärfen, weil dem Lkw-Verkehr in den kommenden Jahren 50 Prozent Wachstum vorhergesagt werde und es ohnehin weniger junge Menschen gebe.
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Auch der Miteigentümer und Chef der Spedition Dachser , Bernhard Simon, beklagt ein Problem bei den Lkw-Fahrern. Es gebe immer weniger Soldaten, die bei der Bundeswehr ihren Lkw-Führerschein machten. "Der Fahrermangel ist für uns ein Problem. Es fehlt einfach der Berufsnachwuchs von der Bundeswehr", sagte Simon "Welt Online". Die Speditionsbranche müsse den Beruf attraktiver machen und in Schulen dafür werben.
Ein Hauptproblem sei das schlechte Image des Berufs, noch vor der Bezahlung. "Viele denken, Lkw-Fahrer seien so eine Art Hilfsarbeiter; sie werden oft nicht sehr freundlich empfangen", sagte Jedamzik, der im Hauptberuf den Fuhrpark eines niedersächsischen Holzgroßhändlers managt.
Von der früheren Trucker-Romantik sei ohnehin nicht viel geblieben; die Touren sind eng getaktet und mit modernster Technologie bis auf die Minute berechnet. Dazu kommt die relativ bescheidene Bezahlung: Bei einem Tariflohn von 9,61 Euro pro Stunde kommen die Fahrer auf ein Monatseinkommen von rund 1800 Euro brutto.
"Wir wollen das als Unternehmen gemeinsam mit den Fahrern verändern", sagte der Vereinsvorstand. In einem ersten Schritt sei die Ausbildungsvergütung erhöht und vereinheitlicht worden. Um den Fahrern auch höhere Löhne zahlen zu können, müssten jedoch auch die Frachtpreise steigen. "Transport ist in Deutschland zu billig, auch im Vergleich zu vielen anderen Ländern", sagte Jedamzik. Um die Attraktivität des Berufs zu erhöhen und das Image zu verbessern, plant der neue Verein Pro Lkw nun Aktivitäten wie Facebook-Seiten oder Kinowerbung.
dpa/woz
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