Macht ist träge. Hat man sie erst einmal errungen, bleibt sie, wenn man sie festhält. Man muss sie verteidigen, sicher, aber wer sich dabei geschickt anstellt, dem kann sie lange sicher sein. Regierungschefs, Unternehmensbosse und Vermögende wissen das. Auch das Kräfteverhältnis in der internationalen Politik gehorcht üblicherweise diesem ungeschriebenen Gesetz. So kommt es, dass manche Staaten jahrzehntelang Einfluss, Status und Vorteile genießen, während andere das Nachsehen haben. Stürzt die Welt aber in eine globale Krise, dann können die gewohnten Mechanismen der Machtausübung urplötzlich außer Kraft gesetzt werden. Dann verschieben sich die Gewichte mitunter rasant, werden die Karten binnen Wochen oder Monaten neu gemischt. So einen Moment erleben wir gerade. Wir sind Zeugen einer globalen Machtverschiebung, die unser Leben und das unserer Kinder und Enkel prägen wird: Wir erleben den rasanten Aufstieg Chinas und den Abstieg der USA.
Schon viele Bücher sind über diesen Prozess geschrieben und viele Reden gehalten worden, denn die Entwicklung ist natürlich erstens nicht neu und verläuft zweitens nicht linear. Den Trend kann jeder sehen, der nicht die Augen verschließt. Nach dem Ende des Kalten Krieges dominierte Amerika als einzige verbliebene Supermacht den Globus und konnte seine Interessen nach Belieben durchsetzen: die Nato-Osterweiterung, Feldzüge im Nahen Osten und am Hindukusch, den Export seiner Populärkultur und vor allem die Architektur des internationalen Finanzsystems, nebst WTO und IWF. Der Dollar wurde zum Schmiermittel der Weltwirtschaft, und amerikanische Firmen kosteten dieses Privileg ausgiebig aus – ob in Washington, Dubai oder Tokio. Das amerikanische Imperium dominierte die Welt.
Doch wie das so ist mit Imperien: Sie steigen auf, aber sie fallen auch wieder. Amerika ist keinesfalls am Ende, aber es hat seine Macht überdehnt. Verschleuderte Billionen im sinnlosen Irakkrieg. Verkämpfte sich jahrelang in Afghanistan, um am Ende doch wieder den Taliban die Macht zu überlassen. Vor allem aber haben die amerikanischen Eliten das Gespür für das richtige Maß verloren. Superreiche wurden mit immer neuen Steuervergünstigungen gepäppelt, Investmentbanken aus jeglicher Kontrolle entlassen, Arbeiter, Arme und Minderheiten in die Not getrieben. Das Ergebnis war ein Desaster, das Amerikas Gesellschaft verwüstete: Erst die Immobilien-, dann die Finanz- und schließlich die Schuldenkrise stürzten Millionen Haushalte in die Armut, verschärften den Gegensatz zwischen Armen und Reichen, ließen ganze Städte und Landstriche veröden, schürten die größte Drogenepidemie unserer Zeit – und bereiteten so vor knapp vier Jahren einem ordinären Scharlatan den Weg ins Weiße Haus. "Great again" versprach er Amerika wieder zu machen, stattdessen erschöpft sich seine Präsidentschaft in einer beispiellosen Abfolge von Lügen, Chaos und Versagen.
Auf der anderen Seite des Globus beobachtet man die Turbulenzen in den USA sehr aufmerksam – und nutzt sie eiskalt aus: Jahrelang haben die Strategen in Peking am Wiederaufstieg ihrer Nation gearbeitet. In ihren Augen ist China die natürliche Weltmacht Nummer eins, war es immer schon, jahrtausendelang. Der zeitweilige Niedergang infolge des europäischen Kolonialismus wird nur als Phase temporärer Schwäche angesehen, die es schnell zu überwinden gilt. Längst haben die Politbürokader einen strategischen Plan geschmiedet, dem sie alle wirtschaftlichen und diplomatischen Aktivitäten unterordnen: Bis zum hundertjährigen Staatsjubiläum im Jahr 2049 will China zur Wirtschaftsweltmacht aufsteigen, untermauert von globalem, politischem und militärischem Führungsanspruch. Gegenwärtig spricht wenig dagegen, dass ihnen das gelingt.
Ein solcher Plan erfordert Hingabe, Ausdauer und Geduld. Stein auf Stein setzen die Machtbaumeister um Staatschef Xi Jinping aufeinander, konzipieren Millionenstädte, fördern gigantische Fabriken, unterwerfen Hunderte von Millionen Menschen einem totalitären Überwachungssystem, pflanzen Häfen, Eisenbahnlinien und Handelsstützpunkte rund um den Globus und, wenn nötig, manipulieren sie auch mal ihre Währung. Das Grundprinzip ihrer Politik ist einfach: Alles, was Chinas Macht hilft, wird gemacht. Und alles, was ihr im Wege steht, wird mit allen Mitteln bekämpft. Ob Bürgerrechtler in Hongkong, Minderheiten in Xinjiang, Handelsgesetze in Europa – oder eben ein Weltmachtrivale in Washington. Bisher machten Xi und seine Leute das meist behutsam, fast leise, während sie sich zugleich auf Staatsbesuchen und Gipfeltreffen konziliant gaben. Denn bisher rangen die Chinesen nur mit Amerika – jetzt aber haben sie ihre Chance erkannt, auf dem Weg zu ihrem Ziel einen großen Schritt nach vorn zu machen. Sie nutzen das Corona-Schlamassel und Donald Trumps Führungsschwäche aus, um brachial ihren Einfluss auszudehnen: Der Kampf um die Weltmacht hat begonnen.
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Schon viele Bücher sind über diesen Prozess geschrieben und viele Reden gehalten worden, denn die Entwicklung ist natürlich erstens nicht neu und verläuft zweitens nicht linear. Den Trend kann jeder sehen, der nicht die Augen verschließt. Nach dem Ende des Kalten Krieges dominierte Amerika als einzige verbliebene Supermacht den Globus und konnte seine Interessen nach Belieben durchsetzen: die Nato-Osterweiterung, Feldzüge im Nahen Osten und am Hindukusch, den Export seiner Populärkultur und vor allem die Architektur des internationalen Finanzsystems, nebst WTO und IWF. Der Dollar wurde zum Schmiermittel der Weltwirtschaft, und amerikanische Firmen kosteten dieses Privileg ausgiebig aus – ob in Washington, Dubai oder Tokio. Das amerikanische Imperium dominierte die Welt.
Doch wie das so ist mit Imperien: Sie steigen auf, aber sie fallen auch wieder. Amerika ist keinesfalls am Ende, aber es hat seine Macht überdehnt. Verschleuderte Billionen im sinnlosen Irakkrieg. Verkämpfte sich jahrelang in Afghanistan, um am Ende doch wieder den Taliban die Macht zu überlassen. Vor allem aber haben die amerikanischen Eliten das Gespür für das richtige Maß verloren. Superreiche wurden mit immer neuen Steuervergünstigungen gepäppelt, Investmentbanken aus jeglicher Kontrolle entlassen, Arbeiter, Arme und Minderheiten in die Not getrieben. Das Ergebnis war ein Desaster, das Amerikas Gesellschaft verwüstete: Erst die Immobilien-, dann die Finanz- und schließlich die Schuldenkrise stürzten Millionen Haushalte in die Armut, verschärften den Gegensatz zwischen Armen und Reichen, ließen ganze Städte und Landstriche veröden, schürten die größte Drogenepidemie unserer Zeit – und bereiteten so vor knapp vier Jahren einem ordinären Scharlatan den Weg ins Weiße Haus. "Great again" versprach er Amerika wieder zu machen, stattdessen erschöpft sich seine Präsidentschaft in einer beispiellosen Abfolge von Lügen, Chaos und Versagen.
Auf der anderen Seite des Globus beobachtet man die Turbulenzen in den USA sehr aufmerksam – und nutzt sie eiskalt aus: Jahrelang haben die Strategen in Peking am Wiederaufstieg ihrer Nation gearbeitet. In ihren Augen ist China die natürliche Weltmacht Nummer eins, war es immer schon, jahrtausendelang. Der zeitweilige Niedergang infolge des europäischen Kolonialismus wird nur als Phase temporärer Schwäche angesehen, die es schnell zu überwinden gilt. Längst haben die Politbürokader einen strategischen Plan geschmiedet, dem sie alle wirtschaftlichen und diplomatischen Aktivitäten unterordnen: Bis zum hundertjährigen Staatsjubiläum im Jahr 2049 will China zur Wirtschaftsweltmacht aufsteigen, untermauert von globalem, politischem und militärischem Führungsanspruch. Gegenwärtig spricht wenig dagegen, dass ihnen das gelingt.
Ein solcher Plan erfordert Hingabe, Ausdauer und Geduld. Stein auf Stein setzen die Machtbaumeister um Staatschef Xi Jinping aufeinander, konzipieren Millionenstädte, fördern gigantische Fabriken, unterwerfen Hunderte von Millionen Menschen einem totalitären Überwachungssystem, pflanzen Häfen, Eisenbahnlinien und Handelsstützpunkte rund um den Globus und, wenn nötig, manipulieren sie auch mal ihre Währung. Das Grundprinzip ihrer Politik ist einfach: Alles, was Chinas Macht hilft, wird gemacht. Und alles, was ihr im Wege steht, wird mit allen Mitteln bekämpft. Ob Bürgerrechtler in Hongkong, Minderheiten in Xinjiang, Handelsgesetze in Europa – oder eben ein Weltmachtrivale in Washington. Bisher machten Xi und seine Leute das meist behutsam, fast leise, während sie sich zugleich auf Staatsbesuchen und Gipfeltreffen konziliant gaben. Denn bisher rangen die Chinesen nur mit Amerika – jetzt aber haben sie ihre Chance erkannt, auf dem Weg zu ihrem Ziel einen großen Schritt nach vorn zu machen. Sie nutzen das Corona-Schlamassel und Donald Trumps Führungsschwäche aus, um brachial ihren Einfluss auszudehnen: Der Kampf um die Weltmacht hat begonnen.
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Da wird klar aufgezeigt wie wichtig in diesem Kampf der Imperien, ein vereintes Europa wäre.
Ein Europa mit Russland. Es wird Zeit, dass die EU wieder auf Russland zu geht. Putin hatte in der damaligen Reede im Bundestag der EU die Hand gereicht, aber sie wurde leider von den USA hörigen Vasallen, manche nennen sie auch "Atlantiker", ausgeschlagen.
Wenn wir den Großmächten etwas entgegenstellen wollen und vor allem China, geht es nur mit einem starken unabhängigen Europa
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