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Gruß
Klaus
Lkw-Fahrer spricht über seinen Beruf, Lohn und (fehlende) Wertschätzung
In Sachsen-Anhalt fehlen Lkw-Fahrer. Neben schwierigen Arbeitsbedingungen und Überalterung trägt auch das schlechte Berufsbild zum Fahrermangel bei. Spediteure fordern deshalb ein Umdenken in der Gesellschaft. Darüber hat MDR SACHSEN-ANHALT vergangene Woche berichtet. Daraufhin gab es viele Rückmeldungen und Fragen von Nutzern, die Lkw-Fahrer Dean Kockel beantwortet.
Spediteure in Sachsen-Anhalt suchen dringend nach Lkw-Fahrern. Darüber hat MDR SACHSEN-ANHALT im Artikel "Wie Sachsen-Anhalts Spediteure um neue Lkw-Fahrer kämpfen" berichtet. Auf den Artikel gab es zahlreiche Reaktionen von Lesern: zum Beispiel, dass Lkw-Fahrer zu wenig verdienen würden und zu wenig Wertschätzung erfahren. Die Nutzer-Fragen hat MDR SACHSEN-ANHALT Dean Kockel gestellt, Lkw-Fahrer vom Kraftfahrerkreis Halle-Leipzig.
MDR SACHSEN-ANHALT: Die Spediteure sagen, dass Lkw-Fahrer nicht zu schlecht bezahlt werden. Wie schätzen Sie das ein?
Dean Kockel: Ich sag mal, wenn die Unternehmer ein bisschen tiefer in die Tasche greifen und etwas besser bezahlen würden, hätten sie auch kein Fahrer-Problem. Es würden sich einige bestimmt anders entscheiden, wenn sie entsprechend entlohnt werden und die Arbeitsbedingungen dementsprechend wären, die auch für die Fahrer angemessen sind.
Wie ist die durchschnittliche Bezahlung?
Also die durchschnittliche Bezahlung kann man schlecht ausrechnen, da wir immer noch ein Ost-West-Gefälle haben. Und ich sage mal, je weiter man Richtung Osten kommt, desto niedriger werden die Löhne. Das Problem ist einerseits der Grundlohn, also der entsprechende Stundenlohn. Dann kommen da die Spesen hinzu, was dann am Ende ein gesamtes Gehalt ausmacht. Allerdings muss man dann darauf achten: Die Spesen werden später nicht für die Rente mit angerechnet. Da zählt nur der reine Grundlohn, welcher im Arbeitsvertrag manifestiert ist. Die Spesen selber sind eine freiwillige Abgabe der Arbeitgeber an die Arbeitnehmer. Und die sind unterschiedlich. Es gibt Speditionen, die zahlen einen gewissen Standard, und den Rest muss sich der jeweilige Arbeitnehmer dann über die Lohnsteuer wieder zurückholen.
Einige Nutzer meinen, dass sie keine Spesen bekommen. Ist das üblich?
Üblich ist es nicht. Es ist eigentlich eher selten. Die meisten Unternehmen zahlen Spesen. Es ist aber keine Pflicht.
Einige Spediteure akquirieren einen Teil ihrer Fahrer aus Polen. Wie sehen Sie diese Entwicklung?
Bei mir im Unternehmen arbeiten bis zu 50 Prozent mittel- und osteuropäische Kollegen. Die arbeiten allerdings nach dem Prinzip, dass sie drei Wochen fahren und dann eine Woche Zuhause sind. Die fahren das auch gerne. Die meisten deutschen Fahrer sind am Wochenende lieber Zuhause. Es ist unterschiedlich. Es ist immer eine Gratwanderung, was die Kollegen von ihrer Mentalität her lieber haben.
Diskutiert wurde auch, ob die Schiene eine Alternative für Lkw-Fahrer wäre. Also, dass sie zum Beispiel zum Zugführer umgeschult werden und der Transport von der Straße weg verlagert wird. Ist das eine ernsthafte Option?
Also ich gehe mal davon aus, wer gerne Lkw fährt, möchte das auch weiterhin tun. Die andere Problematik ist, dass die Schiene momentan noch zu unzuverlässig ist. Ich habe gerade noch mit jemandem gesprochen, der sagte, dass sie auf die Schiene umsatteln wollten. Sie haben vier Waggons bei der Bahn versucht in Anspruch zu nehmen. Einer ist unpünktlich angekommen, alle drei weitere mussten auf Suchanfrage noch gefunden werden. Und: Nicht jede Firma hat irgendwo einen Gleisanschluss, wo man sagen kann: "Gut, okay, das fährt man mit der Schiene." Es gibt Firmen, die haben einen Gleisanschluss, da könnte man das machen. Aber der größte Teil sitzt irgendwo in Gewerbegebieten und da führt kein Gleis irgendwo lang. Und demzufolge ist der letzte Meter immer noch mit einem Lkw zu fahren.
Der Job des Lkw-Fahrers hat bei einigen Menschen ein schlechtes Images. Erleben Sie das auch so?
Der Fahrer als solcher ist in anderen Ländern teilweise besser anerkannt als in Deutschland. Das ist wirklich ein großes Problem. Die Wertschätzung hängt aber immer damit zusammen, wie sich die Fahrer öffentlich darstellen. Ich sage mal, wenn ein Fahrer mit Jogginghose und irgendwelchen Sandalen in eine Firma kommt, in der Sicherheitsanforderungen gefragt sind – das geht einfach nicht. Eine andere Sache ist, wie sich die Kollegen im täglichen Verkehr auf der Straße verhalten. Mit den Elefanten-Rennen, mit Überholmanövern, die dann kilometerweit dauern, bei denen sich die Pkw-Fahrer natürlich dahinter ärgern. Das ist nicht gut für unser Image. Es gibt den Paragraf eins der Straßenverkehrsordnung, der heißt: "Vorsicht, gegenseitige Rücksichtnahme". Und den sollten sich alle, die im Straßenverkehr irgendwo zugange sind, zu Herzen nehmen. Es betrifft nicht nur die Lkw-Fahrer, es betrifft gleichermaßen auch die Pkw-Fahrer.
Wie könnte man Lkw-Fahrern mehr Wertschätzung entgegenbringen?
Sich einfach mal in die Lage eines Lkw-Fahrers versetzen. Was muss der jetzt machen? Wie weit muss er jetzt ausholen? Wir als Lkw-Fahrer müssen alle fünf Jahre Schulungen machen. Wenn jeder Pkw-Fahrer alle fünf Jahre mal irgendwo so eine kleine Auffrischung kriegt, was sich über die Jahre hinweg geändert hat – die Lkws haben sich teilweise verändert, sind größer geworden, brauchen mehr Platz. Früher waren kürzere Gespanne unterwegs und weniger Verkehr. Und wenn man dann gegenseitig ein bisschen aufeinander eingehen würde, zum Beispiel, wenn man sagt: "Mensch, der hat es nicht so einfach. Ich lasse den mal durch" – das spielt da in die Wertschätzung ein bisschen mit rein.
Was könnte in Sachen Wertschätzung seitens der Spediteure helfen?
Wenn die Spediteuren selber, wenn mal etwas gut gelaufen ist, sagen: "Kollege, das hast du gut gemacht. Das hat super geklappt. Danke." Das würde manchmal schon weiterhelfen. Und auch das Gespräch suchen, mit den Fahrern selber und horchen: "Was ist denn die Meinung der Fahrer?"
Quelle mit Kommentaren: https://www.mdr.de/sachsen-anhalt/lk...tml#kommentare
In Sachsen-Anhalt fehlen Lkw-Fahrer. Neben schwierigen Arbeitsbedingungen und Überalterung trägt auch das schlechte Berufsbild zum Fahrermangel bei. Spediteure fordern deshalb ein Umdenken in der Gesellschaft. Darüber hat MDR SACHSEN-ANHALT vergangene Woche berichtet. Daraufhin gab es viele Rückmeldungen und Fragen von Nutzern, die Lkw-Fahrer Dean Kockel beantwortet.
Spediteure in Sachsen-Anhalt suchen dringend nach Lkw-Fahrern. Darüber hat MDR SACHSEN-ANHALT im Artikel "Wie Sachsen-Anhalts Spediteure um neue Lkw-Fahrer kämpfen" berichtet. Auf den Artikel gab es zahlreiche Reaktionen von Lesern: zum Beispiel, dass Lkw-Fahrer zu wenig verdienen würden und zu wenig Wertschätzung erfahren. Die Nutzer-Fragen hat MDR SACHSEN-ANHALT Dean Kockel gestellt, Lkw-Fahrer vom Kraftfahrerkreis Halle-Leipzig.
MDR SACHSEN-ANHALT: Die Spediteure sagen, dass Lkw-Fahrer nicht zu schlecht bezahlt werden. Wie schätzen Sie das ein?
Dean Kockel: Ich sag mal, wenn die Unternehmer ein bisschen tiefer in die Tasche greifen und etwas besser bezahlen würden, hätten sie auch kein Fahrer-Problem. Es würden sich einige bestimmt anders entscheiden, wenn sie entsprechend entlohnt werden und die Arbeitsbedingungen dementsprechend wären, die auch für die Fahrer angemessen sind.
Wie ist die durchschnittliche Bezahlung?
Also die durchschnittliche Bezahlung kann man schlecht ausrechnen, da wir immer noch ein Ost-West-Gefälle haben. Und ich sage mal, je weiter man Richtung Osten kommt, desto niedriger werden die Löhne. Das Problem ist einerseits der Grundlohn, also der entsprechende Stundenlohn. Dann kommen da die Spesen hinzu, was dann am Ende ein gesamtes Gehalt ausmacht. Allerdings muss man dann darauf achten: Die Spesen werden später nicht für die Rente mit angerechnet. Da zählt nur der reine Grundlohn, welcher im Arbeitsvertrag manifestiert ist. Die Spesen selber sind eine freiwillige Abgabe der Arbeitgeber an die Arbeitnehmer. Und die sind unterschiedlich. Es gibt Speditionen, die zahlen einen gewissen Standard, und den Rest muss sich der jeweilige Arbeitnehmer dann über die Lohnsteuer wieder zurückholen.
Einige Nutzer meinen, dass sie keine Spesen bekommen. Ist das üblich?
Üblich ist es nicht. Es ist eigentlich eher selten. Die meisten Unternehmen zahlen Spesen. Es ist aber keine Pflicht.
Einige Spediteure akquirieren einen Teil ihrer Fahrer aus Polen. Wie sehen Sie diese Entwicklung?
Bei mir im Unternehmen arbeiten bis zu 50 Prozent mittel- und osteuropäische Kollegen. Die arbeiten allerdings nach dem Prinzip, dass sie drei Wochen fahren und dann eine Woche Zuhause sind. Die fahren das auch gerne. Die meisten deutschen Fahrer sind am Wochenende lieber Zuhause. Es ist unterschiedlich. Es ist immer eine Gratwanderung, was die Kollegen von ihrer Mentalität her lieber haben.
Diskutiert wurde auch, ob die Schiene eine Alternative für Lkw-Fahrer wäre. Also, dass sie zum Beispiel zum Zugführer umgeschult werden und der Transport von der Straße weg verlagert wird. Ist das eine ernsthafte Option?
Also ich gehe mal davon aus, wer gerne Lkw fährt, möchte das auch weiterhin tun. Die andere Problematik ist, dass die Schiene momentan noch zu unzuverlässig ist. Ich habe gerade noch mit jemandem gesprochen, der sagte, dass sie auf die Schiene umsatteln wollten. Sie haben vier Waggons bei der Bahn versucht in Anspruch zu nehmen. Einer ist unpünktlich angekommen, alle drei weitere mussten auf Suchanfrage noch gefunden werden. Und: Nicht jede Firma hat irgendwo einen Gleisanschluss, wo man sagen kann: "Gut, okay, das fährt man mit der Schiene." Es gibt Firmen, die haben einen Gleisanschluss, da könnte man das machen. Aber der größte Teil sitzt irgendwo in Gewerbegebieten und da führt kein Gleis irgendwo lang. Und demzufolge ist der letzte Meter immer noch mit einem Lkw zu fahren.
Der Job des Lkw-Fahrers hat bei einigen Menschen ein schlechtes Images. Erleben Sie das auch so?
Der Fahrer als solcher ist in anderen Ländern teilweise besser anerkannt als in Deutschland. Das ist wirklich ein großes Problem. Die Wertschätzung hängt aber immer damit zusammen, wie sich die Fahrer öffentlich darstellen. Ich sage mal, wenn ein Fahrer mit Jogginghose und irgendwelchen Sandalen in eine Firma kommt, in der Sicherheitsanforderungen gefragt sind – das geht einfach nicht. Eine andere Sache ist, wie sich die Kollegen im täglichen Verkehr auf der Straße verhalten. Mit den Elefanten-Rennen, mit Überholmanövern, die dann kilometerweit dauern, bei denen sich die Pkw-Fahrer natürlich dahinter ärgern. Das ist nicht gut für unser Image. Es gibt den Paragraf eins der Straßenverkehrsordnung, der heißt: "Vorsicht, gegenseitige Rücksichtnahme". Und den sollten sich alle, die im Straßenverkehr irgendwo zugange sind, zu Herzen nehmen. Es betrifft nicht nur die Lkw-Fahrer, es betrifft gleichermaßen auch die Pkw-Fahrer.
Wie könnte man Lkw-Fahrern mehr Wertschätzung entgegenbringen?
Sich einfach mal in die Lage eines Lkw-Fahrers versetzen. Was muss der jetzt machen? Wie weit muss er jetzt ausholen? Wir als Lkw-Fahrer müssen alle fünf Jahre Schulungen machen. Wenn jeder Pkw-Fahrer alle fünf Jahre mal irgendwo so eine kleine Auffrischung kriegt, was sich über die Jahre hinweg geändert hat – die Lkws haben sich teilweise verändert, sind größer geworden, brauchen mehr Platz. Früher waren kürzere Gespanne unterwegs und weniger Verkehr. Und wenn man dann gegenseitig ein bisschen aufeinander eingehen würde, zum Beispiel, wenn man sagt: "Mensch, der hat es nicht so einfach. Ich lasse den mal durch" – das spielt da in die Wertschätzung ein bisschen mit rein.
Was könnte in Sachen Wertschätzung seitens der Spediteure helfen?
Wenn die Spediteuren selber, wenn mal etwas gut gelaufen ist, sagen: "Kollege, das hast du gut gemacht. Das hat super geklappt. Danke." Das würde manchmal schon weiterhelfen. Und auch das Gespräch suchen, mit den Fahrern selber und horchen: "Was ist denn die Meinung der Fahrer?"
Quelle mit Kommentaren: https://www.mdr.de/sachsen-anhalt/lk...tml#kommentare
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