Sieben Monate lang fahren Tina und Jakob Haeusgen mit ihrem ausgebauten Lkw durch die Länder der ehemaligen Seidenstraße. Ihr auffälliges Gefährt ist komfortabel - aber nicht immer von Vorteil.
Seidenstrasse.jpg
"Aloisius" ist 8,5 Meter lang, 3,75 Meter hoch und wiegt rund 13 Tonnen. Er ist grau, gemütlich und zuverlässig. Das sagen jedenfalls die Besitzer, Jakob und Tina Haeusgen. Aloisius ist ein ausgebauter Lkw, mehr noch: ein Expeditionsmobil, das das Münchner Ehepaar schon weit gebracht hat.
Im Februar brachen die Haeusgens aus ihrer bayerischen Heimat auf. Über Südosteuropa ging es in die Türkei. Von dort nach Iran, Aserbaidschan, Usbekistan, durch Tadschikistan, Kirgisien und Kasachstan - immer entlang der Seidenstraße, der ehemaligen Handelsroute in Zentral- und Ostasien.
Ende Juli ist es soweit: Aloisius rollt durch das Niemandsland zwischen der russischen und der mongolischen Grenze. Die Mongolei war ein lange ersehntes Ziel der Haeusgens, und mit ein Grund, warum sie sich für diesen Roadtrip entschieden haben.
"Wir sind überglücklich, fasziniert, begeistert. Und furchtbar genervt", schreiben sie auf ihrem Blog. Denn als sie am rostigen Tor des mongolischen Grenzpostens ankommen, ist es verschlossen. Mittagspause. "An den Grenzübergängen ist es immer aufregend", sagt Jakob Haeusgen. "Meistens kann man einen ganzen Tag einplanen. Das ist oft anders organisiert - wenn überhaupt - als wir Europäer es von zu Hause kennen."
Es komme immer ein bisschen darauf an, wie die Grenzbeamten gelaunt sind. "Da spielt uns unser Auto natürlich oft in die Karten", sagt der 44-Jährige. "Die meisten sind begeistert und wollen Selfies machen, vor dem Auto, im Auto, hinter dem Auto - und vergessen darüber, dass sie uns eigentlich kontrollieren wollten." Wenn es gut läuft.
"Manchmal halten sie uns aber auch für einen normalen Lkw, der Waren transportiert, und dann ist es schwierig, klarzumachen, dass wir eigentlich nur reisen", sagt die 43-jährige Tina Haeusgen. "Besonders, wenn niemand ein Wort Englisch spricht." Man müsse lernen, freundlich und gelassen zu bleiben, Ruhe zu bewahren - Tugenden, die einem auch zu Hause helfen könnten.
Oder wenn die Grenzbeamten gerade Mittagspause machen, obwohl sich vor dem Tor bereits eine lange Autoschlange gebildet hat. Zwei Stunden müssen die Haeusgens warten, bis die Grenze wieder öffnet. Als sie schließlich auf mongolischen Boden fahren, sind sie schon wieder überrascht: Keine Löcher, keine Wellen, sondern eine Teerstraße erwartet sie. Zumindest für ein paar Kilometer können sie aufs Gas drücken, Aloisius fährt ruhig dahin.
"So eine Reise auf der Seidenstraße will gut und von langer Hand geplant sein", sagt Jakob Haeusgen. "Einfach mal losfahren funktioniert nicht."
Die Haeusgens geben Tipps für eine Seidenstraße-Reiseplanung:
Reisezeiten beachten: In Iran ist es etwa zwischen Juni und September sehr heiß, der Pamir Highway in Tadschikistan zwischen Oktober und April wegen Schnee nicht passierbar. Viele Länder entlang der Seidenstraße erleben extrem heiße Sommer und eisig kalte Winter mit teils viel Schnee.
Gute Routenplanung: Die Länder sind teils riesig und weitläufig, Sehenswürdigkeiten liegen oft fernab der großen Straßen.
Visa rechtzeitig beantragen: Einige Visa unbedingt von zu Hause aus beantragen (z.B. Iran oder Russland). Das ist einfacher und spart unterwegs viel Zeit und Nerven.
Sonderfall Visum Turkmenistan: Die typische Route entlang der Seidenstraße führt von Iran durch Turkmenistan nach Usbekistan und weiter. Hierfür bietet Turkmenistan lediglich ein fünftägiges Transitvisum an. Dieses zu bekommen, gleicht einer Lotterie - auch die Haeusgens hatten Pech. Daher unbedingt Alternativrouten planen (entweder über Aserbaidschan und per Fähre über das Kaspische Meer oder Afghanistan).
Pass kopieren und laminieren: Oft muss man seinen Reisepass irgendwo hinterlegen; hier hilft es, laminierte Kopien dabei zu haben, um das Original nicht aus den Händen geben zu müssen.
Kraftstoffversorgung: In manchen Ländern ist der Verkauf von Diesel an Privatpersonen offiziell verboten. In Iran ist Diesel aufgrund der derzeitigen Sanktionen rationiert. Normales Benzin ist oft nur mit 80 Oktan erhältlich, Additive hilfreich. Die Qualität des Diesels ist in allen zentralasiatischen Ländern eher schlecht.
Genügend Bargeld: Kreditkarten und EC-Karten funktionieren oft nicht.
Sehr gut und üppig ausgestattete Reiseapotheke: Die medizinische Versorgung ist oft schlecht.
Zolldokumente für das Auto: Für Iran benötigt man ein "Carnet des Passages", erhältlich beim ADAC.
Kleiderordnung und religiöse Gepflogenheiten beachten: In Iran ist etwa das Kopftuch für Frauen Pflicht.
Reisegeschwindigkeit: In vielen Ländern sind die Straßen derart schlecht, dass 150 Kilometer am Tag schon viel sind.
Internet: In allen Ländern (außer Iran) bekommt man problemlos Sim-Karten für das Telefon. In einigen Ländern müssen VPN-Programme installiert werden, um es nutzen zu können.
Der gesammte Bericht ist zu lang für dieses Forum. Aber er ist hier zu finden. http://www.spiegel.de/reise/fernweh/...a-1238657.html
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"Aloisius" ist 8,5 Meter lang, 3,75 Meter hoch und wiegt rund 13 Tonnen. Er ist grau, gemütlich und zuverlässig. Das sagen jedenfalls die Besitzer, Jakob und Tina Haeusgen. Aloisius ist ein ausgebauter Lkw, mehr noch: ein Expeditionsmobil, das das Münchner Ehepaar schon weit gebracht hat.
Im Februar brachen die Haeusgens aus ihrer bayerischen Heimat auf. Über Südosteuropa ging es in die Türkei. Von dort nach Iran, Aserbaidschan, Usbekistan, durch Tadschikistan, Kirgisien und Kasachstan - immer entlang der Seidenstraße, der ehemaligen Handelsroute in Zentral- und Ostasien.
Ende Juli ist es soweit: Aloisius rollt durch das Niemandsland zwischen der russischen und der mongolischen Grenze. Die Mongolei war ein lange ersehntes Ziel der Haeusgens, und mit ein Grund, warum sie sich für diesen Roadtrip entschieden haben.
"Wir sind überglücklich, fasziniert, begeistert. Und furchtbar genervt", schreiben sie auf ihrem Blog. Denn als sie am rostigen Tor des mongolischen Grenzpostens ankommen, ist es verschlossen. Mittagspause. "An den Grenzübergängen ist es immer aufregend", sagt Jakob Haeusgen. "Meistens kann man einen ganzen Tag einplanen. Das ist oft anders organisiert - wenn überhaupt - als wir Europäer es von zu Hause kennen."
Es komme immer ein bisschen darauf an, wie die Grenzbeamten gelaunt sind. "Da spielt uns unser Auto natürlich oft in die Karten", sagt der 44-Jährige. "Die meisten sind begeistert und wollen Selfies machen, vor dem Auto, im Auto, hinter dem Auto - und vergessen darüber, dass sie uns eigentlich kontrollieren wollten." Wenn es gut läuft.
"Manchmal halten sie uns aber auch für einen normalen Lkw, der Waren transportiert, und dann ist es schwierig, klarzumachen, dass wir eigentlich nur reisen", sagt die 43-jährige Tina Haeusgen. "Besonders, wenn niemand ein Wort Englisch spricht." Man müsse lernen, freundlich und gelassen zu bleiben, Ruhe zu bewahren - Tugenden, die einem auch zu Hause helfen könnten.
Oder wenn die Grenzbeamten gerade Mittagspause machen, obwohl sich vor dem Tor bereits eine lange Autoschlange gebildet hat. Zwei Stunden müssen die Haeusgens warten, bis die Grenze wieder öffnet. Als sie schließlich auf mongolischen Boden fahren, sind sie schon wieder überrascht: Keine Löcher, keine Wellen, sondern eine Teerstraße erwartet sie. Zumindest für ein paar Kilometer können sie aufs Gas drücken, Aloisius fährt ruhig dahin.
"So eine Reise auf der Seidenstraße will gut und von langer Hand geplant sein", sagt Jakob Haeusgen. "Einfach mal losfahren funktioniert nicht."
Die Haeusgens geben Tipps für eine Seidenstraße-Reiseplanung:
Reisezeiten beachten: In Iran ist es etwa zwischen Juni und September sehr heiß, der Pamir Highway in Tadschikistan zwischen Oktober und April wegen Schnee nicht passierbar. Viele Länder entlang der Seidenstraße erleben extrem heiße Sommer und eisig kalte Winter mit teils viel Schnee.
Gute Routenplanung: Die Länder sind teils riesig und weitläufig, Sehenswürdigkeiten liegen oft fernab der großen Straßen.
Visa rechtzeitig beantragen: Einige Visa unbedingt von zu Hause aus beantragen (z.B. Iran oder Russland). Das ist einfacher und spart unterwegs viel Zeit und Nerven.
Sonderfall Visum Turkmenistan: Die typische Route entlang der Seidenstraße führt von Iran durch Turkmenistan nach Usbekistan und weiter. Hierfür bietet Turkmenistan lediglich ein fünftägiges Transitvisum an. Dieses zu bekommen, gleicht einer Lotterie - auch die Haeusgens hatten Pech. Daher unbedingt Alternativrouten planen (entweder über Aserbaidschan und per Fähre über das Kaspische Meer oder Afghanistan).
Pass kopieren und laminieren: Oft muss man seinen Reisepass irgendwo hinterlegen; hier hilft es, laminierte Kopien dabei zu haben, um das Original nicht aus den Händen geben zu müssen.
Kraftstoffversorgung: In manchen Ländern ist der Verkauf von Diesel an Privatpersonen offiziell verboten. In Iran ist Diesel aufgrund der derzeitigen Sanktionen rationiert. Normales Benzin ist oft nur mit 80 Oktan erhältlich, Additive hilfreich. Die Qualität des Diesels ist in allen zentralasiatischen Ländern eher schlecht.
Genügend Bargeld: Kreditkarten und EC-Karten funktionieren oft nicht.
Sehr gut und üppig ausgestattete Reiseapotheke: Die medizinische Versorgung ist oft schlecht.
Zolldokumente für das Auto: Für Iran benötigt man ein "Carnet des Passages", erhältlich beim ADAC.
Kleiderordnung und religiöse Gepflogenheiten beachten: In Iran ist etwa das Kopftuch für Frauen Pflicht.
Reisegeschwindigkeit: In vielen Ländern sind die Straßen derart schlecht, dass 150 Kilometer am Tag schon viel sind.
Internet: In allen Ländern (außer Iran) bekommt man problemlos Sim-Karten für das Telefon. In einigen Ländern müssen VPN-Programme installiert werden, um es nutzen zu können.
Der gesammte Bericht ist zu lang für dieses Forum. Aber er ist hier zu finden. http://www.spiegel.de/reise/fernweh/...a-1238657.html
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