26. Juni 2018
Das Platooning - Projekt von DB Schenker, MAN Truck & Bus sowie der Hochschule Fresenius startet in die heiße Phase. Seit Montag, 25. Juni 2018, können Autofahrer auf der A 9 (München – Nürnberg) erleben, wie zwei digital vernetzte LKW - Züge im Abstand von nur 15 m im Konvoi fahren. Vorerst sind auf der rund 145 km langen Strecke Testfahrten mit Leer-LKWs zwischen zwei Schenker - Niederlassungen geplant. Ab Mitte August werden die Fahrzeuge im Linienverkehr drei bis vier Mal täglich fahren und Getränke, Papier, industrielle Massengüter sowie weiteres Stückgut transportieren.
„LKW -Fahrer wird Logistikfachkraft“
Für Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer ist dieses Vorhaben, das mit 2 Mio. EUR Fördergeldern unterstützt wird, ein „visionäres Projekt“, welches dem Straßengüterverkehr den Weg in eine „automatisierte und vernetzte Zukunft“ ebnet. „Mit Platooning können Logistikprozesse entlang der gesamten Supply Chain noch sicherer, effizienter und umweltfreundlicher werden“, betonte der CSU - Politiker beim Start in der DB Schenker - Niederlassung Neufahrn nördlich von München. Der LKW-Fahrer könne so zur modernen Logistikfachkraft im Digital-Truck werden; Scheuer hofft, dass solche Projekte auch gegen den Fahrermangel helfen. „Wir müssen Jugendlichen wieder Bock auf den ‚Bock‘ machen“, sagte der Minister.
Auch für Christian Haas, habilitierter Leiter des Instituts für komplexe Systemforschung an der Hochschule Fresenius, wird die Digitalisierung zu völlig neuen Anforderungen für die Logistikbeschäftigten führen. Die Frankfurter Hochschule begleitet das Projekt mit neurophysiologischen und psychosozialen Untersuchungen der Fahrer. „Wir wollen wissen, was während eines Platoons in deren Gehirn vorgeht“, bringt Haas das Ziel dieser Untersuchungen auf den Punkt. Im Fokus stehen die Fahrer des hinteren Fahrzeugs. Im Platoon müssen sie die Hände am Steuer behalten, sollen aber nicht ins Fahrgeschehen eingreifen: Beim Bremsen, Beschleunigen und Lenken folgt ihr Lkw immer den Fahrmanövern des Führungsfahrzeugs. Während der Touren tragen sie Spezialbrillen tragen, welche per Eyetracking Pupillenbewegungen und Blickverhalten aufzeichnen. Außerdem haben sie Kopfbedeckungen, die mit 32 EEG - Elektroden ausgerüstet sind. Alle Daten werden drahtlos auf den Laptop des Fresenius - Mitarbeiters übertragen, welcher auf dem Beifahrersitz mitfährt.
Mit Platooning könne der Kraftstoffverbrauch um bis zu 10 Prozent reduziert werden, hofft Alexander Doll. „Vor allem für Touren, bei denen genaue Zeitfenster einzuhalten sind, ist das ‚Fahren im Windschatten‘ hilfreich“, sagte der DB-Vorstand für Güterverkehr und Logistik.
Außerdem beanspruchen die LKW weniger Platz auf den Straßen und entlasten die Infrastruktur. Doll kündigte an, dass Platooning nach einem erfolgreichen Abschluss des Projekts so schnell wie möglich auch für Kundenverkehre eingesetzt werden soll.
Quelle: https://www.dvz.de/rubriken/test-tec...uf-der-a9.html
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