1982: da war ich 20 Jahre alt und hatte schon damals unbändiges Reisefieber in mir.
Also beschloß ich eines Tages, meinen Urlaub in Sizilien zu verbringen. Auto hatte ich zum damaligen Zeitpunkt gerade nicht. Was bietet sich also besseres an, als trampen.
Von einem Kumpel ließ ich mich auf die nächste Autobahnraststätte fahren (irgendwo Nähe Kaiserslautern) fahren, stellte mich dort an die Ausfahrt und hielt mein Schild hoch.
Zunächst stand auf meinem Schild das nächste Etappenziel drauf (München), aber das schien nur wenige zu beeindrucken. Deshalb kam ich auch ziemlich schleppend voran. Aber nach etlichen Stunden als Autogast und auf Rasthöfen war ich dann tatsächlich an einer Raststätte in München.
Dort malte ich mir dann das nächste Schild Richtung Österreich (ich hatte Innsbruck draufstehen) und die Zockelei ging weiter. An einem weiteren Rasthof traf ich dann ein Tramper-Pärchen, die mir dann den ultimativen Tip gaben:
"Schreib doch einfach drauf, wo du hinwillst!" (...damals habe ich übrigens nach der Methode gelernt, nicht mehr um den heißen Brei zu reden :-) )
Also hab ich ganz kackfrech Palermo draufgemalt!
Was danach kam, ist bis heute mein unvergesslichstes Erlebnis. Leider gibts davon kein Bildmaterial, weil ich gar keinen Foto dabei hatte (....und weil man damals noch nicht so aufs fotografieren fixiert war...)
Irgendwann kam ein LKW-Fahrer aus Italien auf mich zu und winkte mich in seinen Truck. Er zeigte auf mein schild und signalisierte mir mit "Daumen hoch" und irgendwelcher wirren Gestik, daß er mich nach Italien mitnimmt.
Auf dieser ersten Etappe hielten wir gefühlte 20x an Raststätten an und es gab ständig Espresso und kleine Snacks.
An einer Raststätte im Norden Italiens hielt er dann an, ging zu einem Kollegen und redete mit dem.
Der Kollege winkte mich dann heran und beide erklärten mir, daß ich ab sofort mit ihm weiterfahre.
"Klasse!", dachte ich und hab ich vielmals bedankt und bin dann zum Kollegen reingehüpft.
Mit "Händen und Füßen" erklärte der mir dann, er habe nur eine kurze Strecke, was mir aber wohl weiterhelfen würde.
Mir egal - Hauptsache ich komme vorwärts!
Während der Fahrt funkte der Fahrer dann mit italienischen Kollegen, was die im übrigen ständig machten. Ich fand die Kommunikation Klasse (Handys gabs ja noch nicht) und alle waren immer auf dem laufenden.
Der Knaller kam dann an einer Raststätte. Mein Fahrer fuhr an einen anderen LKW ran und erklärte mir, ich solle nebenan einsteigen. Zuerst dachte ich, der schmeisst mich raus oder irgendeine andere, krumme Nummer läuft hier.
Die beiden konnten mir aber verständlich machen, daß dies meine Weiterfahrt ist.
Na denn, ab zum nächsten....
Auch dieser Fahrer funkte wie wild herum und ich schnappte die Worte "Sicilia" und "Palermo" auf. Auch er hielt dann an einer Raststätte, traf sich dort mit einem Kollegen zum Kaffee und erklärte mir, dies sei jetzt mein neuer Chauffeur.
Mein neuer "Chauffeur" konnte etwas deutsch und erklärte mir nun, daß hier eine Art "competizione/Wettbewerb" läuft, wie schnell ich wohl in Palermo ankommen würde.
Tatsächlich: die Nummer hatte sich per Funk herumgesprochen und so organisierten die Fahrer untereinander meine Weiterfahrt!
Absolut abgefahren!
Schlussendlich hat mich dann ein Fahrer eines Lieferwagens in Palermo, mitten in der Stadt abgesetzt und mir ein kleines Hotel gezeigt, wo ich als Touri gefahrlos nächtigen kann.
Auf dem Heimweg im Zug saß ich dann fast die ganze Zeit mit einem Sizilianer im Abteil, der bei Opel arbeitete und der mir erklärte, dies sei eben die italienische Mentalität.
Kurzum:
Das war für mich das prägendste Erlebnis in meiner Jugend und war schuld daran, das ich bis heute Pauschalreisen hasse und immer nach eigenen Routen Ausschau halte.
Gruß aus Wiesbaden....
joe
Also beschloß ich eines Tages, meinen Urlaub in Sizilien zu verbringen. Auto hatte ich zum damaligen Zeitpunkt gerade nicht. Was bietet sich also besseres an, als trampen.
Von einem Kumpel ließ ich mich auf die nächste Autobahnraststätte fahren (irgendwo Nähe Kaiserslautern) fahren, stellte mich dort an die Ausfahrt und hielt mein Schild hoch.
Zunächst stand auf meinem Schild das nächste Etappenziel drauf (München), aber das schien nur wenige zu beeindrucken. Deshalb kam ich auch ziemlich schleppend voran. Aber nach etlichen Stunden als Autogast und auf Rasthöfen war ich dann tatsächlich an einer Raststätte in München.
Dort malte ich mir dann das nächste Schild Richtung Österreich (ich hatte Innsbruck draufstehen) und die Zockelei ging weiter. An einem weiteren Rasthof traf ich dann ein Tramper-Pärchen, die mir dann den ultimativen Tip gaben:
"Schreib doch einfach drauf, wo du hinwillst!" (...damals habe ich übrigens nach der Methode gelernt, nicht mehr um den heißen Brei zu reden :-) )
Also hab ich ganz kackfrech Palermo draufgemalt!
Was danach kam, ist bis heute mein unvergesslichstes Erlebnis. Leider gibts davon kein Bildmaterial, weil ich gar keinen Foto dabei hatte (....und weil man damals noch nicht so aufs fotografieren fixiert war...)
Irgendwann kam ein LKW-Fahrer aus Italien auf mich zu und winkte mich in seinen Truck. Er zeigte auf mein schild und signalisierte mir mit "Daumen hoch" und irgendwelcher wirren Gestik, daß er mich nach Italien mitnimmt.
Auf dieser ersten Etappe hielten wir gefühlte 20x an Raststätten an und es gab ständig Espresso und kleine Snacks.
An einer Raststätte im Norden Italiens hielt er dann an, ging zu einem Kollegen und redete mit dem.
Der Kollege winkte mich dann heran und beide erklärten mir, daß ich ab sofort mit ihm weiterfahre.
"Klasse!", dachte ich und hab ich vielmals bedankt und bin dann zum Kollegen reingehüpft.
Mit "Händen und Füßen" erklärte der mir dann, er habe nur eine kurze Strecke, was mir aber wohl weiterhelfen würde.
Mir egal - Hauptsache ich komme vorwärts!
Während der Fahrt funkte der Fahrer dann mit italienischen Kollegen, was die im übrigen ständig machten. Ich fand die Kommunikation Klasse (Handys gabs ja noch nicht) und alle waren immer auf dem laufenden.
Der Knaller kam dann an einer Raststätte. Mein Fahrer fuhr an einen anderen LKW ran und erklärte mir, ich solle nebenan einsteigen. Zuerst dachte ich, der schmeisst mich raus oder irgendeine andere, krumme Nummer läuft hier.
Die beiden konnten mir aber verständlich machen, daß dies meine Weiterfahrt ist.
Na denn, ab zum nächsten....
Auch dieser Fahrer funkte wie wild herum und ich schnappte die Worte "Sicilia" und "Palermo" auf. Auch er hielt dann an einer Raststätte, traf sich dort mit einem Kollegen zum Kaffee und erklärte mir, dies sei jetzt mein neuer Chauffeur.
Mein neuer "Chauffeur" konnte etwas deutsch und erklärte mir nun, daß hier eine Art "competizione/Wettbewerb" läuft, wie schnell ich wohl in Palermo ankommen würde.
Tatsächlich: die Nummer hatte sich per Funk herumgesprochen und so organisierten die Fahrer untereinander meine Weiterfahrt!
Absolut abgefahren!
Schlussendlich hat mich dann ein Fahrer eines Lieferwagens in Palermo, mitten in der Stadt abgesetzt und mir ein kleines Hotel gezeigt, wo ich als Touri gefahrlos nächtigen kann.
Auf dem Heimweg im Zug saß ich dann fast die ganze Zeit mit einem Sizilianer im Abteil, der bei Opel arbeitete und der mir erklärte, dies sei eben die italienische Mentalität.
Kurzum:
Das war für mich das prägendste Erlebnis in meiner Jugend und war schuld daran, das ich bis heute Pauschalreisen hasse und immer nach eigenen Routen Ausschau halte.
Gruß aus Wiesbaden....
joe
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