Diese "Actrose" ist größer als ich
Dies ist für all' meine lieben Freunde und auch Interessierten hier im Forum - endlich gibt's "Nachschlag" :clap:.... Die Arbeitswelt hat mich wieder, somit musste ich erstmal mit dem Schreiben warten
Ich habe die letzten Monate so einiges hinter mich gebracht: Im Juni habe ich den Sprung gewagt und mich in die tiefen Abgründe der beschleunigten Grundquali zur Berufskraftfahrerin begeben inkl. Führerschein C/CE, ADR (inkl. 1 und Tank) und Gabelstaplerschein - also volles Programm.
Um eine Frage für die Frauen hier vorwegzunehmen ... von Punkt zero innerhalb von 3 Monaten auch als Frau das alles hinzubekommen ist möglich! Verdammt anstrengend bei den vielen Infos, aber möglich! Wer beim PKW weiß, wo Motoröl aufgefüllt wird, bekommt beim LKW auch die kinematische Kette hin
Meine Beweggründe:
Zu allererst natürlich, um eine neue Arbeitsperspektive zu haben, raus aus der Arbeitslosigkeit, weg von stundenweisen Aushilfsjobs, weg von "Zwangshaft" zu Hause. Ich sage immer, die letzten Jahre habe ich zwar existiert, aber nicht gelebt. Ich hab trotz meiner anderen guten beruflichen Qualifikationen keine Chancen bekommen. Vor einigen Jahren sagte mir mein Arbeitsvermittler beim Jobcenter, ich solle mir mal in Ruhe Alternativen überlegen, welche Berufe mich sonst noch interessieren im Rahmen meiner gesundheitlichen Möglichkeiten. Meine Liste war letztendlich sehr kurz. Fast zeitgleich hat mich mein damaliger Partner, LKW Fahrer und durch Unfall berufsunfähig geworden, mit vids von SCANIA V8 infiziert und durfte auch schon mal Probesitzen. Ab da hab ich immer mehr gelesen, mal hier und mal dort und hab dann dieses brummionline Forum beehrt. Ich hab schon an anderer Stelle geschrieben, dass ich Dank der vielen Infos hier und auch gerade wegen den kritischen Meinungen mir ein genaues Bild machen konnte, ob ich diesen Beruf ausüben könnte oder nicht.
Mit großen Augen schaute mich mein Arbeitsvermittler an, als ich ihm meine Liste präsentierte ... nein, keine kleinen 3,5 Tonner, sondern 40 Tonner wollte ich fahren. Dann kam er mir damit um die Ecke, dass ich doch KOM, also Busse, fahren könnte. Nein, nein, das ging gar nicht, absolut nicht mein Ding. Da zu dem Zeitpunkt dem Jobcenter (angeblich) Fördergelder fehlten, wurde mein Jobwunsch erstmal auf Eis gelegt. Privat kam dann aber ein Umzug in anderes Bundesland, andere Stadt und wieder andere Jobcenterzuständigkeit. Gesundheitlich war ich an einem Tiefpunkt und hatte eine kleine Schonfrist, bis ich dann eine Jobcoaching Maßnahme (Bewerbungstraining), antreten sollte. Erst war Jobsuche in meinem regulären Job angesagt. Dann sah auch dieses Jobcenter ein, dass das alles nicht so einfach war. In einem erneuten Gespräch über meine beruflichen Interessen fielen dann die drei Buchstaben LKW, ab da veränderte sich schlagartig alles. Innerhalb nur einer Woche wurden sämtliche Aspekte geprüft hinsichtlich Zugangsvorraussetzungen für den großen Bildungsgutschein. Bei mir also über 2 Jahre keine sv-pflichtige Beschäftigung, gesundheitlich machbar (inkl. Sehkraft von 100 %) und Zustimmung vom Koordinator der geplanten Weiterbildungsakademie. Und dann hielt ich diesen sagenhaften Bildungsgutschein in meinen Händen und konnte mit dem ganzen theorethischen Teil, sprich Weiterbildungsmodule und zusätzlich 2 Wochen Schulung beschleunigte Grundquali, starten. Ich fragte mich jeden Tag, wie soll ich jemals den ganzen Stoff verstehen und im Gehirn abspeichern. Das war alles so viel Neues. Dadurch, dass ich den alten Klasse 3 PKW Führerschein schon hatte, blieb mir die IHK Prüfung zur beschleunigten Grundquali erspart, die zweiwöchige Schulung dafür hab ich aber trotzdem besucht, um mir das Wissen anzueignen (von den Themengebieten fast gleich wie in den Weiterbildungsmodulen, aber noch intensiver in die Tiefe gehend). Der Dozent meinte, dass er es meist bei den Männern erlebt, die ebenfalls keine Prüfung ablegen müssen, dass die an der Schulung nicht teilnehmen, um sich nur nicht die Blöße zu geben, dass ihnen Wissen fehlt und sie ja in den Büchern alles nachlesen können. Also, ich bin froh, dass ich es gemacht habe, denn so konnte ich dem Dozenten immer mal Fragen stellen, wenn was unklar war und auch die Themen haben sich praktisch durch das doppelte Zuhören gefestigt. Und auf die zwei Wochen mehr oder weniger kam es schließlich auch nicht mehr an.
Meine Fahrschule:
Mitte Juli fing dann die Fahrschule an. Alles wurde seitens der Weiterbildungsakademie gemanagt, ich brauchte mich also nicht selber um eine passende Fahrschule kümmern. Nur den Antrag für Prüfungszulassung und Führerscheinerweiterung mit Eintrag 95 musste ich an meinem Wohnort selber beantragen (Gebühr ca. 75 Euro), die ich aber wieder von der Weiterbildungsakademie im Nachhinein erstattet bekam. Mit der Fahrschule und dem Fahrlehrer war ich super zufrieden. Bei uns wurde Theorieunterricht und Fahrunterricht paralell gemacht, sprich morgens Theorie, mittags oder nachmittags Fahren für 2 Stunden. Die "Actrose" ist wahrhaftig größer als ich ... lach [smilie=to funny.gi:.... und hab auch riesen Respekt vor so einem Gefährt. Die Gefühle kann man gar nicht beschreiben, wenn man die ersten Male damit durch die Gegend fährt. Schon am 3. Tag bin ich durch die City, Hauptverkehrsstraße, da kenne ich ja nix .... Mein Fahrlehrer grinste und kommentierte, wie weit ich Abstand zu den parkenden Autos rechts halten solle. Bis ich überhaupt das Gefühl dafür bekam, wieviel Platz ich mit dem LKW brauchte, dauerte es einige Fahrstunden. ALLES BLIEB HEILE, auch die Außenspiegel ... Am 4. Tag kam dann der Anhänger mit dran (Starrdeichsel). Da wurd mir noch ein bißchen unwohler. Es war aber nicht so schlimm wie ich anfangs dachte. Da war ja auch noch nicht Rückwärtsfahren an eine imaginäre Rampe angesagt ... Zusammengefasst muß ich sagen, dass ich mit den angesetzten Fahrstunden gerade so hinkam, fürs Rückwärtsfahren hätte ich gerne noch 6 Stunden mehr haben können (glaube, sechsmal nur kurz geübt, Solofahrzeug und Anhänger). Ich hatte an 16 Tagen Praxis inklusive Sonderfahrten Kl. C: 3 Std. Überland - 1 Std. Autobahn, Kl. CE: 5 Std. Überland - 2 Std. Autobahn - 3 Std. Dunkelheit.
Bevor ich Fahrprüfung in der Praxis ablegen konnte, stand natürlich erst die Theorieprüfung an. Mit einem heutzutage verwendeten Onlinemodul und auch als app habe ich zwischendurch immer mal wieder gelernt. Knapp über 1000 Fragen konnte ich irgendwann schon fast auswendig. Aber so soll es sein, wenn man die Prüfung bestehen will ... Bei der Fahrprüfung kam erst die Klasse C dran, hatte ne wirklich schwere Strecke, die ich aber gottseidank teilweise schon kannte. Mein Fahrlehrer weiß natürlich, welche Strecken gerne bei Prüfungen gefahren werden. Von daher ging es. Aber dann kamen auch immer irgendwelche Idioten vor mir: Erst versuchte in der City ein Bullifahrer auf dem Bürgersteig zu parken und blinkte natürlich vorher nicht, dann ein paar Mal riskante Situationen mit Fahrradfahrer ... aber ich hab immer blitzschnell reagiert und der Prüfer fand mein Verhalten wohl auch super toll. Da konnte ich zwei kleinere Patzer wohl wieder mit gutmachen. Es fühlte sich an, als ob die Prüfungszeit nie enden würden. War dann aber happy, als ich meine Prüfungsbescheinigung mit BESTANDEN in den Händen hielt. Eine Woche später kam dann die Klasse CE dran. Ja, natürlich, andere Strecke und auch ein anderer Prüfer. Und ich hatte Dauerregen, deswegen wurde das Rückwärtsfahren an imaginärer Rampe schnell durchgearbeitet, denn Prüfer und Fahrlehrer standen im Regen ... die Armen ... trotzdem war auch diesmal die Stunde sehr, sehr lang ... Dafür konnte ich mich später über mein Bestehen freuen. So einen positiven Adrenalinschub hatte ich lange nicht mehr ... die Energie musste ich nachher bei einem Rundgang in der Osnabrücker City erstmal etwas loswerden und hab nachher mit meiner Schwester Flasche Sekt geköpft. Ein krönender Abschluß.
Jobsuche/ Arbeit:
Wie Ihr Euch denken könnt, gab es dabei keinerlei Probleme. Hatte bei drei Firmen telefonisch erstmal nachgefragt und konnte Unterlagen einreichen und gleich bei der Ersten konnte ich kurzfristig mich vorstellen. Das erste Mal hatte ich ein ungewohntes Gefühl beim Bewerbungsgespräch: Die Firma bemühte sich richtig um mich, damit ich dort auch ja anfange, und nicht, wie ich es sonst kannte, anders herum. Mein Bauchgefühl und erster Eindruck war ok, somit hatte ich nach einer zweitägigigen Denkpause der Firma zugesagt. Also, kurz nach Abschluß meiner Fahrprüfung bin ich Anfang September sofort bei einer kleineren Firma an meinem Wohnort angefangen. Die ersten zwei Wochen fuhr ich alles, von Caddy über Sprinter, 7,5/ 12/ 25 Tonner. Nach dem ersten Monat war die Chefabteilung so zufrieden, sie hätten das von einem Berufsanfänger nie erwartet. Da war ich schon sehr stolz auf mich, muß ich ja mal so sagen bzw. schreiben .... Hauptsächlich bin ich momentan national im Fernverkehr unterwegs, ich war aber auch schon in London, Niederlande, Belgien, Frankreich, Österreich. Hab also etwas international geschnuppert. Ich denke, es braucht als Berufsanfänger seine Zeit, bis man wirklich weiß, was und wie man fahren will (Fern- oder Nahverkehr, ob lieber Tank/ Silo oder Koffer oder Plane usw.). Ich bin absolut noch in der Findungsphase. Alles hat seine Vorteile und Nachteile. Ach, so, und Thema digitaler Tacho: In Theorie war ja alles schön einfach, in der Praxis aber mal wieder etwas anders. Somit stehe ich mit dem noch etwas auf Kriegsfuß. Manches Manko dieser Geräte habe ich schon herausgefunden. Also habe ich immer einen kleinen Schmierzettel dabei, wo ich mir Zeiten aufschreibe, auch gerade dann, wenn ich längere Bereitschaftszeit mal habe und die Anzeige der Lenkzeit auf einmal futsch ist und man nicht mehr genau weiß, wieviel Fahrtzeit da vorher stand. Naja, aus Fehlern lernt man wie bekannt ist .... Ansonsten bin ich erstmal zufrieden, auch was das Finanzielle anbelangt. Die ganze Umstellung auf dieses Arbeitsleben macht sich natürlich bei mir bemerkbar, aber ist ganz normal. Momentan fahre ich nachts, da ist es noch eine Spur anstrengender, sich der Müdigkeit zu entziehen. Aber es geht und an den Wochenenden erhole ich mich.
Und wenn sich jetzt eine andere Frau, die meinen Bericht hier lesen sollte, für diesen Beruf interessiert, dann kann ich klar sagen: Wenn es Dein wirklicher Wunsch ist und Du generell Freude am Fahren hast, dann mach es. Du wirst die Prüfungen genauso wie ich schaffen. Nachher im Beruf wird man ohnehin erst feststellen, ob man dafür gemacht ist oder nicht. Oder auch, was man für LKW fahren möchte oder kann. Ich hatte da vorab schon ein paar klare Vorstellungen (wenig Ladungssicherung, keine Kühler), aber davon bin ich ja bei meiner bisherigen Firma etwas abgewichen ... lach .... Und wenn ich es eben anders möchte, dann kann nur ich was verändern und mich bei anderen geeigneteren Firmen umschauen. Ganz einfach. Ach, so, und in punkto Frauen allein unter so vielen Männern hab ich nur positive Erfahrungen gemacht. Meine Kollegen unterstützen mich, wenn ich sie denn mal sehe, kann sie fragen, wann immer ich Fragen habe. Auch unterwegs werde ich nie dumm angemacht, auch wenn ich die Nacht mal auf nen Rastplatz stehe. Bei einem Kunden, wo ich dann auch mal selber abladen mußte, hat mir sogar ein anderer LKW Fahrer beim Abladen geholfen, weil er eh grade noch Zeit hatte. So witzige Dinge passieren einem dann auch schon mal. Es bleibt also spannend, was mich noch weiterhin alles erwartet. Bisher sagt mein Gefühl jedenfalls, dass ich alles richtig gemacht habe und ich froh bin, aus der Arbeitslosigkeit raus zu sein. Ich wünsche allen meinen Mitstreitern allzeit gute und sichere Fahrt.
Dies ist für all' meine lieben Freunde und auch Interessierten hier im Forum - endlich gibt's "Nachschlag" :clap:.... Die Arbeitswelt hat mich wieder, somit musste ich erstmal mit dem Schreiben warten
Ich habe die letzten Monate so einiges hinter mich gebracht: Im Juni habe ich den Sprung gewagt und mich in die tiefen Abgründe der beschleunigten Grundquali zur Berufskraftfahrerin begeben inkl. Führerschein C/CE, ADR (inkl. 1 und Tank) und Gabelstaplerschein - also volles Programm.
Um eine Frage für die Frauen hier vorwegzunehmen ... von Punkt zero innerhalb von 3 Monaten auch als Frau das alles hinzubekommen ist möglich! Verdammt anstrengend bei den vielen Infos, aber möglich! Wer beim PKW weiß, wo Motoröl aufgefüllt wird, bekommt beim LKW auch die kinematische Kette hin
Meine Beweggründe:
Zu allererst natürlich, um eine neue Arbeitsperspektive zu haben, raus aus der Arbeitslosigkeit, weg von stundenweisen Aushilfsjobs, weg von "Zwangshaft" zu Hause. Ich sage immer, die letzten Jahre habe ich zwar existiert, aber nicht gelebt. Ich hab trotz meiner anderen guten beruflichen Qualifikationen keine Chancen bekommen. Vor einigen Jahren sagte mir mein Arbeitsvermittler beim Jobcenter, ich solle mir mal in Ruhe Alternativen überlegen, welche Berufe mich sonst noch interessieren im Rahmen meiner gesundheitlichen Möglichkeiten. Meine Liste war letztendlich sehr kurz. Fast zeitgleich hat mich mein damaliger Partner, LKW Fahrer und durch Unfall berufsunfähig geworden, mit vids von SCANIA V8 infiziert und durfte auch schon mal Probesitzen. Ab da hab ich immer mehr gelesen, mal hier und mal dort und hab dann dieses brummionline Forum beehrt. Ich hab schon an anderer Stelle geschrieben, dass ich Dank der vielen Infos hier und auch gerade wegen den kritischen Meinungen mir ein genaues Bild machen konnte, ob ich diesen Beruf ausüben könnte oder nicht.
Mit großen Augen schaute mich mein Arbeitsvermittler an, als ich ihm meine Liste präsentierte ... nein, keine kleinen 3,5 Tonner, sondern 40 Tonner wollte ich fahren. Dann kam er mir damit um die Ecke, dass ich doch KOM, also Busse, fahren könnte. Nein, nein, das ging gar nicht, absolut nicht mein Ding. Da zu dem Zeitpunkt dem Jobcenter (angeblich) Fördergelder fehlten, wurde mein Jobwunsch erstmal auf Eis gelegt. Privat kam dann aber ein Umzug in anderes Bundesland, andere Stadt und wieder andere Jobcenterzuständigkeit. Gesundheitlich war ich an einem Tiefpunkt und hatte eine kleine Schonfrist, bis ich dann eine Jobcoaching Maßnahme (Bewerbungstraining), antreten sollte. Erst war Jobsuche in meinem regulären Job angesagt. Dann sah auch dieses Jobcenter ein, dass das alles nicht so einfach war. In einem erneuten Gespräch über meine beruflichen Interessen fielen dann die drei Buchstaben LKW, ab da veränderte sich schlagartig alles. Innerhalb nur einer Woche wurden sämtliche Aspekte geprüft hinsichtlich Zugangsvorraussetzungen für den großen Bildungsgutschein. Bei mir also über 2 Jahre keine sv-pflichtige Beschäftigung, gesundheitlich machbar (inkl. Sehkraft von 100 %) und Zustimmung vom Koordinator der geplanten Weiterbildungsakademie. Und dann hielt ich diesen sagenhaften Bildungsgutschein in meinen Händen und konnte mit dem ganzen theorethischen Teil, sprich Weiterbildungsmodule und zusätzlich 2 Wochen Schulung beschleunigte Grundquali, starten. Ich fragte mich jeden Tag, wie soll ich jemals den ganzen Stoff verstehen und im Gehirn abspeichern. Das war alles so viel Neues. Dadurch, dass ich den alten Klasse 3 PKW Führerschein schon hatte, blieb mir die IHK Prüfung zur beschleunigten Grundquali erspart, die zweiwöchige Schulung dafür hab ich aber trotzdem besucht, um mir das Wissen anzueignen (von den Themengebieten fast gleich wie in den Weiterbildungsmodulen, aber noch intensiver in die Tiefe gehend). Der Dozent meinte, dass er es meist bei den Männern erlebt, die ebenfalls keine Prüfung ablegen müssen, dass die an der Schulung nicht teilnehmen, um sich nur nicht die Blöße zu geben, dass ihnen Wissen fehlt und sie ja in den Büchern alles nachlesen können. Also, ich bin froh, dass ich es gemacht habe, denn so konnte ich dem Dozenten immer mal Fragen stellen, wenn was unklar war und auch die Themen haben sich praktisch durch das doppelte Zuhören gefestigt. Und auf die zwei Wochen mehr oder weniger kam es schließlich auch nicht mehr an.
Meine Fahrschule:
Mitte Juli fing dann die Fahrschule an. Alles wurde seitens der Weiterbildungsakademie gemanagt, ich brauchte mich also nicht selber um eine passende Fahrschule kümmern. Nur den Antrag für Prüfungszulassung und Führerscheinerweiterung mit Eintrag 95 musste ich an meinem Wohnort selber beantragen (Gebühr ca. 75 Euro), die ich aber wieder von der Weiterbildungsakademie im Nachhinein erstattet bekam. Mit der Fahrschule und dem Fahrlehrer war ich super zufrieden. Bei uns wurde Theorieunterricht und Fahrunterricht paralell gemacht, sprich morgens Theorie, mittags oder nachmittags Fahren für 2 Stunden. Die "Actrose" ist wahrhaftig größer als ich ... lach [smilie=to funny.gi:.... und hab auch riesen Respekt vor so einem Gefährt. Die Gefühle kann man gar nicht beschreiben, wenn man die ersten Male damit durch die Gegend fährt. Schon am 3. Tag bin ich durch die City, Hauptverkehrsstraße, da kenne ich ja nix .... Mein Fahrlehrer grinste und kommentierte, wie weit ich Abstand zu den parkenden Autos rechts halten solle. Bis ich überhaupt das Gefühl dafür bekam, wieviel Platz ich mit dem LKW brauchte, dauerte es einige Fahrstunden. ALLES BLIEB HEILE, auch die Außenspiegel ... Am 4. Tag kam dann der Anhänger mit dran (Starrdeichsel). Da wurd mir noch ein bißchen unwohler. Es war aber nicht so schlimm wie ich anfangs dachte. Da war ja auch noch nicht Rückwärtsfahren an eine imaginäre Rampe angesagt ... Zusammengefasst muß ich sagen, dass ich mit den angesetzten Fahrstunden gerade so hinkam, fürs Rückwärtsfahren hätte ich gerne noch 6 Stunden mehr haben können (glaube, sechsmal nur kurz geübt, Solofahrzeug und Anhänger). Ich hatte an 16 Tagen Praxis inklusive Sonderfahrten Kl. C: 3 Std. Überland - 1 Std. Autobahn, Kl. CE: 5 Std. Überland - 2 Std. Autobahn - 3 Std. Dunkelheit.
Bevor ich Fahrprüfung in der Praxis ablegen konnte, stand natürlich erst die Theorieprüfung an. Mit einem heutzutage verwendeten Onlinemodul und auch als app habe ich zwischendurch immer mal wieder gelernt. Knapp über 1000 Fragen konnte ich irgendwann schon fast auswendig. Aber so soll es sein, wenn man die Prüfung bestehen will ... Bei der Fahrprüfung kam erst die Klasse C dran, hatte ne wirklich schwere Strecke, die ich aber gottseidank teilweise schon kannte. Mein Fahrlehrer weiß natürlich, welche Strecken gerne bei Prüfungen gefahren werden. Von daher ging es. Aber dann kamen auch immer irgendwelche Idioten vor mir: Erst versuchte in der City ein Bullifahrer auf dem Bürgersteig zu parken und blinkte natürlich vorher nicht, dann ein paar Mal riskante Situationen mit Fahrradfahrer ... aber ich hab immer blitzschnell reagiert und der Prüfer fand mein Verhalten wohl auch super toll. Da konnte ich zwei kleinere Patzer wohl wieder mit gutmachen. Es fühlte sich an, als ob die Prüfungszeit nie enden würden. War dann aber happy, als ich meine Prüfungsbescheinigung mit BESTANDEN in den Händen hielt. Eine Woche später kam dann die Klasse CE dran. Ja, natürlich, andere Strecke und auch ein anderer Prüfer. Und ich hatte Dauerregen, deswegen wurde das Rückwärtsfahren an imaginärer Rampe schnell durchgearbeitet, denn Prüfer und Fahrlehrer standen im Regen ... die Armen ... trotzdem war auch diesmal die Stunde sehr, sehr lang ... Dafür konnte ich mich später über mein Bestehen freuen. So einen positiven Adrenalinschub hatte ich lange nicht mehr ... die Energie musste ich nachher bei einem Rundgang in der Osnabrücker City erstmal etwas loswerden und hab nachher mit meiner Schwester Flasche Sekt geköpft. Ein krönender Abschluß.
Jobsuche/ Arbeit:
Wie Ihr Euch denken könnt, gab es dabei keinerlei Probleme. Hatte bei drei Firmen telefonisch erstmal nachgefragt und konnte Unterlagen einreichen und gleich bei der Ersten konnte ich kurzfristig mich vorstellen. Das erste Mal hatte ich ein ungewohntes Gefühl beim Bewerbungsgespräch: Die Firma bemühte sich richtig um mich, damit ich dort auch ja anfange, und nicht, wie ich es sonst kannte, anders herum. Mein Bauchgefühl und erster Eindruck war ok, somit hatte ich nach einer zweitägigigen Denkpause der Firma zugesagt. Also, kurz nach Abschluß meiner Fahrprüfung bin ich Anfang September sofort bei einer kleineren Firma an meinem Wohnort angefangen. Die ersten zwei Wochen fuhr ich alles, von Caddy über Sprinter, 7,5/ 12/ 25 Tonner. Nach dem ersten Monat war die Chefabteilung so zufrieden, sie hätten das von einem Berufsanfänger nie erwartet. Da war ich schon sehr stolz auf mich, muß ich ja mal so sagen bzw. schreiben .... Hauptsächlich bin ich momentan national im Fernverkehr unterwegs, ich war aber auch schon in London, Niederlande, Belgien, Frankreich, Österreich. Hab also etwas international geschnuppert. Ich denke, es braucht als Berufsanfänger seine Zeit, bis man wirklich weiß, was und wie man fahren will (Fern- oder Nahverkehr, ob lieber Tank/ Silo oder Koffer oder Plane usw.). Ich bin absolut noch in der Findungsphase. Alles hat seine Vorteile und Nachteile. Ach, so, und Thema digitaler Tacho: In Theorie war ja alles schön einfach, in der Praxis aber mal wieder etwas anders. Somit stehe ich mit dem noch etwas auf Kriegsfuß. Manches Manko dieser Geräte habe ich schon herausgefunden. Also habe ich immer einen kleinen Schmierzettel dabei, wo ich mir Zeiten aufschreibe, auch gerade dann, wenn ich längere Bereitschaftszeit mal habe und die Anzeige der Lenkzeit auf einmal futsch ist und man nicht mehr genau weiß, wieviel Fahrtzeit da vorher stand. Naja, aus Fehlern lernt man wie bekannt ist .... Ansonsten bin ich erstmal zufrieden, auch was das Finanzielle anbelangt. Die ganze Umstellung auf dieses Arbeitsleben macht sich natürlich bei mir bemerkbar, aber ist ganz normal. Momentan fahre ich nachts, da ist es noch eine Spur anstrengender, sich der Müdigkeit zu entziehen. Aber es geht und an den Wochenenden erhole ich mich.
Und wenn sich jetzt eine andere Frau, die meinen Bericht hier lesen sollte, für diesen Beruf interessiert, dann kann ich klar sagen: Wenn es Dein wirklicher Wunsch ist und Du generell Freude am Fahren hast, dann mach es. Du wirst die Prüfungen genauso wie ich schaffen. Nachher im Beruf wird man ohnehin erst feststellen, ob man dafür gemacht ist oder nicht. Oder auch, was man für LKW fahren möchte oder kann. Ich hatte da vorab schon ein paar klare Vorstellungen (wenig Ladungssicherung, keine Kühler), aber davon bin ich ja bei meiner bisherigen Firma etwas abgewichen ... lach .... Und wenn ich es eben anders möchte, dann kann nur ich was verändern und mich bei anderen geeigneteren Firmen umschauen. Ganz einfach. Ach, so, und in punkto Frauen allein unter so vielen Männern hab ich nur positive Erfahrungen gemacht. Meine Kollegen unterstützen mich, wenn ich sie denn mal sehe, kann sie fragen, wann immer ich Fragen habe. Auch unterwegs werde ich nie dumm angemacht, auch wenn ich die Nacht mal auf nen Rastplatz stehe. Bei einem Kunden, wo ich dann auch mal selber abladen mußte, hat mir sogar ein anderer LKW Fahrer beim Abladen geholfen, weil er eh grade noch Zeit hatte. So witzige Dinge passieren einem dann auch schon mal. Es bleibt also spannend, was mich noch weiterhin alles erwartet. Bisher sagt mein Gefühl jedenfalls, dass ich alles richtig gemacht habe und ich froh bin, aus der Arbeitslosigkeit raus zu sein. Ich wünsche allen meinen Mitstreitern allzeit gute und sichere Fahrt.
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