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Der Mythos vom Trucker

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  • Der Mythos vom Trucker



    Der Alltag moderner LKW-Fahrer ist weit von der Fiktion des Kultfilms „Convoy“ entfernt.



    Michael Florian, „Highway-Helden in Not“


    Ende der 70er bis Anfang der 80er Jahre, als die Industrialisierung des Transports im Sinne logistischer Ausrichtung und Rationalisierung sich abzuzeichnen begann, machte sich unter den Fahrern eine romantisierende Strömung breit. Diese kam im Gefolge des US-Films „Convoy“ auf und äußerte sich in aufgepeppten Trucks, einer Vorliebe für Countrymusik und auch entsprechender Kleidung sowie dem Phänomen der Truckfestivals. Aus dem Nachkriegskapitän der Landstraße wurde erst der gemütliche Brummi-Kapitän, der nun auf einmal zum Trucker nordamerikanischen Schlages mutierte – zum Asphalt-Cowboy.

    Werte wie Freiheit und Abenteuer, die aus der realen Arbeitswelt also zunehmend verschwinden und beim Telematik-überwachten und über moderne Kommunikationsmittel jederzeit erreichbaren gläsernen Fahrer als kleinem Rädchen in der großen Logistikmaschine quasi nicht mehr vorkommen, leben in dieser Vorstellungswelt symbolisch weiter.
    Last und Lust eng beieinander

    Freilich gilt auch: Verglichen mit vielerlei anderer Arbeit in Fabrik oder Büro, hat der LKW-Fahrer immer noch in mancher Hinsicht sehr viel persönliche Entscheidungsfreiheit, unterliegt kaum größerer unmittelbarer sozialer Kontrolle und trägt zudem erhebliche persönliche Verantwortung. Last und Lust liegen eng beieinander.
    „Mystifizierung der Transportarbeit“ nannte der Soziologe Michael Florian diesen Prozess in seiner Dissertation „Highway-Helden in Not“ (1994, Universität Münster). Dabei werden die eher tristen ökonomischen Aspekte des hohen Arbeitseinsatzes gegen relativ geringe Entlohnung ausgeblendet, um stattdessen die persönliche Freiheit zu betonen.
    Damit verbunden ist in der Fahrerwelt ein Männlichkeitsmythos, der von den Vorstellungen über die nordamerikanischen Cowboys geprägt ist. „Mit großem Ernst“, schrieb Florian weiter, „werden subkulturelle Abgrenzungen gegenüber der profanen industriellen Arbeitswelt betrieben.“ Diese Trennungen äußeren sich in einer sorgfältig konstruierten Welt mit spezifischen Regeln und Ordnungen. Das Weltbild zeichnet sich durch ein fundamentales Desinteresse an materiellen, insbesondere ökonomischen Werten aus, durch die sich das Ideal männlicher Ehre und Tugend gegenüber der gemeinen Gier nach nacktem Nutzen hervorhebt.
    Selbsttäuschung im Alltag

    Mythisch überhöhter Anspruch („Die letzten Cowboys“) und nackte Wirklichkeit („Hilfsarbeiter mit Führerschein“, zumindest in Deutschland – eine umfassende Ausbildung wie in den Niederlanden oder der Schweiz hatte sich in Deutschland erst vor einigen Jahren durchgesetzt) klaffen auseinander. Die Verklärung relativ großer Dispositionsspielräume zu einem Kennzeichen selbstbestimmter Arbeit und die Stilisierung einer außergewöhnlich hohen Leistungsbereitschaft zu einem Attribut von Männlichkeit wertet Florian als Versuch, eine Grenze zwischen der Alltäglichkeit industrieller Arbeitsformen und der Besonderheit der transportierenden Arbeit zu ziehen.
    Innerhalb gewisser Grenzen funktionierte dieses Modell ganz gut. Ganz ähnlich wie in den USA lassen sich bei den deutschen und europäischen Fernfahrern verschiedene Indizien feststellen, die für eine gemeinsame berufliche Kultur sprechen: Der Berufsjargon zum Beispiel sowie spezifische Gesten, zu denen etwa bestimmte Lichthupen- oder Blinkercodes gehören. Humor und Anekdoten als weitere Merkmale spezifischer Fernfahrerkultur werden in den einschlägigen Magazinen ebenso gepflegt wie spezielle Fernfahrersendungen in Fernsehen oder Radio.
    Die Bande untereinander sind lockerer Natur. Ob einer nun Cowboystiefel oder Birkenstocksandalen trägt, ob Johnny Cash oder die Oberkrainer aus den Lautsprechern ertönen, das spielt nicht die große Rolle, sofern gewissermaßen natürliche gemeinsame Feinde wie Polizei, Lagermeister, Disponenten oder untreue Ehefrauen existieren, die in den Rubriken Witz und Humor mit schöner Regelmäßigkeit den meisten Raum einnehmen.
    Familientreffen Truck-Grand-Prix

    Wie stark das Band innerhalb der Berufsgruppe der Fahrer ist, zeigt der alljährlich ausverkaufte Truck-Grand-Prix auf dem Nürburgring mit mehr als 200.000 Besuchern. Die sonst so zersplitterte und aus mehr oder weniger isolierten Einzelkämpfern bestehende Szene nutzt die Gelegenheit, ihre Identität(en) zu zelebrieren. Die Besucher können dort weit mehr erleben als nur die Wettkämpfe der Renn-Trucks. Was sonst zumeist nur in den Köpfen existiert, das wird bei der großen Trucker-Sause auf dem Nürburgring für ein Wochenende Realität.

    Quelle: DVZ
    Liebe Grüße
    Harry


    Sei wie eine Briefmarke, klebe solange an deinem Vorhaben bist du dein Ziel erreicht hast.

  • #2
    AW: Der Mythos vom Trucker

    Wenn ich mich für diesen Job entscheide nachdem ich mehrfach Convoy oder Auf Achse gesehen habe, wird enttäuscht! Die Realität ist gegenüber diesen Filmen / Serien total langweillig! Nur die Realität will doch auch keiner sehen!!
    Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum!

    Kommentar


    • #3
      AW: Der Mythos vom Trucker

      Ich denke mal, dass ist in vielen Berufen so,
      nimm mal z.B den Piloten, angeblich ein Traumjob,
      in irgendwelchen Filmen immer der absolute Held,
      die Realität sieht anders aus, Bezahlung, Krankenversicherung
      und Altersversorgung mittlerweile mau, ständig unterwegs,
      auf Befehl tagsüber bei hoher Luftfeuchtigkeit und +40°C schlafen,
      viel Verantwortung und damit einhergehend hohe Belastung,
      Fernfahrer der Lüfte halt ...



      Gruß!
      M.P.U
      "Wer die Wahrheit sagt, braucht ein schnelles Pferd"

      chinesisches Sprichwort

      Kommentar


      • #4
        AW: Der Mythos vom Trucker

        Die Schlafen üblicherweise im Hotel und nicht im Bauch bei den Koffern ;-)

        Aber sicherlich stehen die noch viel mehr in einen Internationalen Wettbewerb, das stimmt wohl, dennoch muss niemand von denen sich sorgen um Krankenversicherung oder ähnliches machen.

        Kommentar

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