Kommt 2023 die Krebs-Impfung? Arzt sagt, gegen welchen Tumor das realistisch ist
Die neuartigen mRNA-Impfstoffe sind die bislang beste Waffe gegen Corona. Die gleiche Technik soll künftig auch eine Impfung gegen Krebs ermöglichen. FOCUS Online hat Onkologe Dirk Arnold befragt, wann sie realistisch ist, wie sie wirkt und für wen sie in Frage kommt.
Jeder kennt die Bezeichnung mRNA-Impfstoff als besonders wirksamen Schutz vor Corona-Infektionen. Die neuartige mRNA-Technologie stammt aus der Krebsforschung und gehört hier zu den individualisierten Immuntherapien – den Hoffnungsträgern der zukünftigen Krebsbehandlung.
Erste Erfolge konnte das mRNA-basierte Biontech-Mittel "BNT 111" bereits gegen das Melanom verzeichnen (Hautkrebs). In den USA soll es sogar beschleunigt zugelassen werden.
Können wir bald gegen Darmkrebs impfen?
Daneben steht das Colonkarzinom – also Darmkrebs – ebenfalls im Fokus der neuen Therapie. Hersteller Biontech hat im Herbst letzten Jahres eine Phase-2-Studie gestartet mit dem mRNA-Impfstoff "BNT 122". Kliniken in den USA und Europa nehmen teil. 220 Patienten mit Darmkrebs sollen dabei rekrutiert werden. Läuft alles wie geplant, könnten die Krebs-Impfstoffe schon in zwei Jahren auf den Markt kommen, so das Unternehmen.
FOCUS Online sprach mit Dirk Arnold, einem der federführenden Onkologen dieser Studie. Der Professor ist Medizinischer Vorstand und Chefarzt in der Abteilung für Hämatologie und internistische Onkologie am Asklepios Klinikum Hamburg-Altona. Hier werden bereits Darmkrebs-Patienten für die Teilnahme an der Studie gescreent.
FOCUS Online: Welche Patienten können an der Studie teilnehmen, Herr Arnold?
Dirk Arnold: Sie müssen einem gewissen Risikoprofil angehören – der Darmtumor wurde bereits operativ vollständig entfernt, er musste bereits fortgeschritten sein und zudem muss Tumor-DNA im Blut zirkulieren. Kurz: Sie müssen ein recht hohes Risiko für ein Rezidiv haben.
Es handelt sich also um Menschen, die schon an Krebs erkrankt sind. Die Krebs-Impfung ist dabei Therapie und keine Prävention, wie das bei der bekannten mRNA-Impfung gegen Corona der Fall ist?
Arnold: Die Grenze zwischen Therapie und Prophylaxe ist hier nicht so klar, denn die Behandlung von Krebserkrankungen in frühen Stadien, mit einer recht hohen Wahrscheinlichkeit des Wiederkommens der Erkrankung, aber ohne bereits nachweisbares Rezidiv, ist ein Grenzbereich.
Aber: Damit die Vakzinierung funktioniert, muss der "Gegner" auch da sein. Auch die Impfung gegen das Virus funktioniert ja nur, wenn das Virus tatsächlich auf einen Geimpften trifft und dessen Immunsystem reagiert.
Ziel der Studie ist also, das messbare, und damit klinisch relevante, Wiederkommen der Tumorkrankheit zu verhindern. Beide Anwendungsgebiete, prophylaktische Impfung und Krebs-Impfung, haben eines gemein: Sehr kleine Mengen des Virus, wenn es eindringt, sowie des Tumors, wenn er sich wieder entwickelt, können vom Immunsystem rasch erkannt und bekämpft werden.
Wie funktioniert die mRNA-Impfung gegen Krebs?
Arnold: Bei der Krebs-Impfung wird das Immunsystem gegen Zellen des Tumors gewissermaßen trainiert. Denn eine rasche und gezielte Abwehr gegen die wiederkommenden Tumorerkrankung muss man dem Immunsystem beibringen.
Dafür werden zuerst Tumorzellen genau charakterisiert, zum Beispiel hinsichtlich ihrer Oberflächeneigenschaften. Die zugrunde liegende Erbinformation dieser Eigenschaften wird identifiziert. Bei der Corona-Impfung sind die relevanten Oberflächeneigenschaften die Spike-Proteine; bei der Krebs-Impfung sind es ebenfalls Oberflächenproteine. Die Erbinformation dieser Proteine wird als mRNA in eine Lipidhülle, also ein Art künstlicher Fetttröpfchen, verpackt und dem Betroffenen verabreicht.
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Die neuartigen mRNA-Impfstoffe sind die bislang beste Waffe gegen Corona. Die gleiche Technik soll künftig auch eine Impfung gegen Krebs ermöglichen. FOCUS Online hat Onkologe Dirk Arnold befragt, wann sie realistisch ist, wie sie wirkt und für wen sie in Frage kommt.
Jeder kennt die Bezeichnung mRNA-Impfstoff als besonders wirksamen Schutz vor Corona-Infektionen. Die neuartige mRNA-Technologie stammt aus der Krebsforschung und gehört hier zu den individualisierten Immuntherapien – den Hoffnungsträgern der zukünftigen Krebsbehandlung.
Erste Erfolge konnte das mRNA-basierte Biontech-Mittel "BNT 111" bereits gegen das Melanom verzeichnen (Hautkrebs). In den USA soll es sogar beschleunigt zugelassen werden.
Können wir bald gegen Darmkrebs impfen?
Daneben steht das Colonkarzinom – also Darmkrebs – ebenfalls im Fokus der neuen Therapie. Hersteller Biontech hat im Herbst letzten Jahres eine Phase-2-Studie gestartet mit dem mRNA-Impfstoff "BNT 122". Kliniken in den USA und Europa nehmen teil. 220 Patienten mit Darmkrebs sollen dabei rekrutiert werden. Läuft alles wie geplant, könnten die Krebs-Impfstoffe schon in zwei Jahren auf den Markt kommen, so das Unternehmen.
FOCUS Online sprach mit Dirk Arnold, einem der federführenden Onkologen dieser Studie. Der Professor ist Medizinischer Vorstand und Chefarzt in der Abteilung für Hämatologie und internistische Onkologie am Asklepios Klinikum Hamburg-Altona. Hier werden bereits Darmkrebs-Patienten für die Teilnahme an der Studie gescreent.
FOCUS Online: Welche Patienten können an der Studie teilnehmen, Herr Arnold?
Dirk Arnold: Sie müssen einem gewissen Risikoprofil angehören – der Darmtumor wurde bereits operativ vollständig entfernt, er musste bereits fortgeschritten sein und zudem muss Tumor-DNA im Blut zirkulieren. Kurz: Sie müssen ein recht hohes Risiko für ein Rezidiv haben.
Es handelt sich also um Menschen, die schon an Krebs erkrankt sind. Die Krebs-Impfung ist dabei Therapie und keine Prävention, wie das bei der bekannten mRNA-Impfung gegen Corona der Fall ist?
Arnold: Die Grenze zwischen Therapie und Prophylaxe ist hier nicht so klar, denn die Behandlung von Krebserkrankungen in frühen Stadien, mit einer recht hohen Wahrscheinlichkeit des Wiederkommens der Erkrankung, aber ohne bereits nachweisbares Rezidiv, ist ein Grenzbereich.
Aber: Damit die Vakzinierung funktioniert, muss der "Gegner" auch da sein. Auch die Impfung gegen das Virus funktioniert ja nur, wenn das Virus tatsächlich auf einen Geimpften trifft und dessen Immunsystem reagiert.
Ziel der Studie ist also, das messbare, und damit klinisch relevante, Wiederkommen der Tumorkrankheit zu verhindern. Beide Anwendungsgebiete, prophylaktische Impfung und Krebs-Impfung, haben eines gemein: Sehr kleine Mengen des Virus, wenn es eindringt, sowie des Tumors, wenn er sich wieder entwickelt, können vom Immunsystem rasch erkannt und bekämpft werden.
Wie funktioniert die mRNA-Impfung gegen Krebs?
Arnold: Bei der Krebs-Impfung wird das Immunsystem gegen Zellen des Tumors gewissermaßen trainiert. Denn eine rasche und gezielte Abwehr gegen die wiederkommenden Tumorerkrankung muss man dem Immunsystem beibringen.
Dafür werden zuerst Tumorzellen genau charakterisiert, zum Beispiel hinsichtlich ihrer Oberflächeneigenschaften. Die zugrunde liegende Erbinformation dieser Eigenschaften wird identifiziert. Bei der Corona-Impfung sind die relevanten Oberflächeneigenschaften die Spike-Proteine; bei der Krebs-Impfung sind es ebenfalls Oberflächenproteine. Die Erbinformation dieser Proteine wird als mRNA in eine Lipidhülle, also ein Art künstlicher Fetttröpfchen, verpackt und dem Betroffenen verabreicht.
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