Die neue Wohnungsfrage
Gewinner und Verlierer des deutschen Immobilienbooms.
Deutschland steht vor einer neuen Wohnungsfrage. Der anhaltende Boom am Immobilienmarkt spaltet die Gesellschaft in Gewinner und Verlierer. Auf der einen Seite haben die Preissteigerungen seit 2011 deutsche Immobilienbesitzer um etwa 3 Billionen Euro reicher gemacht. Diese Vermögenzuwächse entsprechen in etwa dem deutschen Bruttoinlandsprodukt eines Jahres und übersteigen die gesamte deutsche Staatverschuldung um gut eine Billion Euro. Mehr als die Hälfte der Kapitalgewinne entfiel auf die reichsten 10% der Deutschen, aber auch Haushalte der oberen Mittelschicht (80stes Perzentil) haben stark profitiert. Ihr Vermögen ist durch den Boom um etwa 50% auf 380.000 Euro gestiegen. Städtische Mieterhaushalte mit geringem Einkommen sind die großen Verlierer des Booms. In den Städten sind die Mieten im letzten Jahrzehnt dort am stärksten gewachsen, wo einkommensschwache Haushalte leben („Gentrifizierung“). Obwohl steigende Mieten zeigen, dass das zu geringe Angebot von Wohnraum und nicht das niedrige Zinsumfeld den Boom am Immobilienmarkt treiben, versäumt es Deutschland weiterhin, die niedrigen Zinsen für zusätzliche Investitionen zu nutzen. Unsere Prognose des Wohnungsbedarfs bis 2030 lässt erwarten, dass das soziale Konfliktpotential der neuen Wohnungsfrage weiter zunehmen wird: Im Jahr 2030 werden knapp eine Million Wohnungen fehlen, davon allein 340.000 in den sieben größten Städten.
Gewinner und Verlierer des deutschen Immobilienbooms.
Deutschland steht vor einer neuen Wohnungsfrage. Der anhaltende Boom am Immobilienmarkt spaltet die Gesellschaft in Gewinner und Verlierer. Auf der einen Seite haben die Preissteigerungen seit 2011 deutsche Immobilienbesitzer um etwa 3 Billionen Euro reicher gemacht. Diese Vermögenzuwächse entsprechen in etwa dem deutschen Bruttoinlandsprodukt eines Jahres und übersteigen die gesamte deutsche Staatverschuldung um gut eine Billion Euro. Mehr als die Hälfte der Kapitalgewinne entfiel auf die reichsten 10% der Deutschen, aber auch Haushalte der oberen Mittelschicht (80stes Perzentil) haben stark profitiert. Ihr Vermögen ist durch den Boom um etwa 50% auf 380.000 Euro gestiegen. Städtische Mieterhaushalte mit geringem Einkommen sind die großen Verlierer des Booms. In den Städten sind die Mieten im letzten Jahrzehnt dort am stärksten gewachsen, wo einkommensschwache Haushalte leben („Gentrifizierung“). Obwohl steigende Mieten zeigen, dass das zu geringe Angebot von Wohnraum und nicht das niedrige Zinsumfeld den Boom am Immobilienmarkt treiben, versäumt es Deutschland weiterhin, die niedrigen Zinsen für zusätzliche Investitionen zu nutzen. Unsere Prognose des Wohnungsbedarfs bis 2030 lässt erwarten, dass das soziale Konfliktpotential der neuen Wohnungsfrage weiter zunehmen wird: Im Jahr 2030 werden knapp eine Million Wohnungen fehlen, davon allein 340.000 in den sieben größten Städten.
Ein Kommentar in Auszügen:
... dass in Deutschland über Jahre hinweg mangels hinreichender Statistiken dramatisch unterschätzt wurde, wie enorm reale Einkommen und Vermögen in jüngster Zeit auseinanderdriften. Und wie stark das mit dem Hochschnellen von Hauspreisen und Mieten zu tun hat - mehr als anderswo sogar.
Die Häuser sind heute über drei Billionen Euro mehr wert als damals.
Schon das wirkt komplett irre. Zumal so ein Haus ja seither nicht produktiver geworden ist. Und die Besitzer nicht mehr dafür tun als vorher. Außer zufrieden die Preisentwicklung zu verfolgen.
Würden die Häuslepreisgewinner zwei Drittel des Nominalgewinns an, sagen wir, den netten Herrn Bundesfinanzminister abgeben, hätte Deutschland auf einen Schlag keine Staatsschulden mehr.
...landete etwa die Hälfte des (allein) preisbedingten Vermögenszuwachses bei den (ohnehin schon) reichsten zehn Prozent der Deutschen. Die Top-20-Prozent konnten ihr Vermögen nur durch die wundersam-wunderbaren Wertsteigerungen um die Hälfte vergrößern.
Ein Drama wird daraus, wenn man auf die - vermögensmäßig - untere Hälfte der Bevölkerung blickt.
Die ärmsten 20 Prozent der deutschen Haushalte müssen wegen der immobiliensausebedingten Mietaufschläge mittlerweile 40 Prozent ihres Einkommens fürs Wohnen ausgeben. Anfang der Neunzigerjahre waren es gerade einmal 25 Prozent des Einkommens.
Das Ergebnis ist atemberaubend: Kein Teil der Gesellschaft ist durch den Immobilienboom so unfassbar viel reicher geworden als die, die ohnehin schon zu den Reichsten zählten. Und keine Gruppe hat durch denselben Boom so viel an verfügbarem Einkommen verloren als die, die ohnehin schon am wenigsten Einkommen haben.
Noch Fragen?
Was hilft es, wenn die Gehälter wieder etwas mehr steigen - wenn wegen hochgeschnellter Mieten am Ende des Monats trotzdem weniger übrig bleibt als vorher? Während andere im Schlaf reicher werden - nur weil sie zufällig im richtigen Moment ein Haus gekauft haben.
Höchste Zeit, sich sehr viel grundlegender damit zu befassen, wie der Wahn zu stoppen ist.
Die Häuser sind heute über drei Billionen Euro mehr wert als damals.
Schon das wirkt komplett irre. Zumal so ein Haus ja seither nicht produktiver geworden ist. Und die Besitzer nicht mehr dafür tun als vorher. Außer zufrieden die Preisentwicklung zu verfolgen.
Würden die Häuslepreisgewinner zwei Drittel des Nominalgewinns an, sagen wir, den netten Herrn Bundesfinanzminister abgeben, hätte Deutschland auf einen Schlag keine Staatsschulden mehr.
...landete etwa die Hälfte des (allein) preisbedingten Vermögenszuwachses bei den (ohnehin schon) reichsten zehn Prozent der Deutschen. Die Top-20-Prozent konnten ihr Vermögen nur durch die wundersam-wunderbaren Wertsteigerungen um die Hälfte vergrößern.
Ein Drama wird daraus, wenn man auf die - vermögensmäßig - untere Hälfte der Bevölkerung blickt.
Die ärmsten 20 Prozent der deutschen Haushalte müssen wegen der immobiliensausebedingten Mietaufschläge mittlerweile 40 Prozent ihres Einkommens fürs Wohnen ausgeben. Anfang der Neunzigerjahre waren es gerade einmal 25 Prozent des Einkommens.
Das Ergebnis ist atemberaubend: Kein Teil der Gesellschaft ist durch den Immobilienboom so unfassbar viel reicher geworden als die, die ohnehin schon zu den Reichsten zählten. Und keine Gruppe hat durch denselben Boom so viel an verfügbarem Einkommen verloren als die, die ohnehin schon am wenigsten Einkommen haben.
Noch Fragen?
Was hilft es, wenn die Gehälter wieder etwas mehr steigen - wenn wegen hochgeschnellter Mieten am Ende des Monats trotzdem weniger übrig bleibt als vorher? Während andere im Schlaf reicher werden - nur weil sie zufällig im richtigen Moment ein Haus gekauft haben.
Höchste Zeit, sich sehr viel grundlegender damit zu befassen, wie der Wahn zu stoppen ist.
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