Lkw-Fahrer werden in Hamburg dringend gesucht
Hamburger Unternehmer erwägt Gründung einer eigenen Fahrschule in Lettland, um hohen Personalbedarf zu decken.
Der Hamburger Firmenchef Dietrich von Saldern sucht händeringend Fachkräfte für sein Unternehmen und Lastwagenfahrer
Foto: Marcelo Hernandez
Hamburg. Der Mann könnte auf einen Schlag 15 bis 20 weitere Mitarbeiter einstellen und so die Anzahl seiner Beschäftigten auf mehr als 600 erhöhen. Doch Dietrich von Saldern findet keine passenden Fachkräfte. Er sucht für seine Unternehmensgruppe v. *Saldern dringend Lkw-Fahrer, die Beton zum Kunden bringen. Auch Anlagenführer, Verfahrensmechaniker Transportbeton oder Werksleiter möchte er einstellen. Doch die Anzahl der Bewerber auf dem Arbeitsmarkt reicht bei Weitem nicht aus.
"Unsere bisher gefahrene Strategie in der Personalpolitik wird zum Problem", sagt von Saldern. Die Zeiten, in denen sich Lkw-Fahrer einen Job suchen mussten und die Firmen die besten Fahrer engagieren konnten, sind vorbei. Die Lage habe sich komplett gedreht. In diesem Juli meldet die Hamburger Agentur für Arbeit 880 offene Stellen in den Bereichen Verkehr und Lagerei. Das sind 100 mehr als im Vorjahreszeitraum.
Wegen des Mangels an Fachkräften können sich derzeit die Bewerber in der Logistikbranche ihren künftigen Arbeitgeber fast schon selbst auswählen. Auch deshalb wird die Agentur am 8. September in der Ballinstadt eine Jobbörse für die Branche veranstalten.
"Wir müssen neue Wege gehen", sagt von Saldern, der mit 400 Lkw-Fahrern 330 Fahrzeuge, 20 Betonwerke und mehrere Kiesgruben betreibt. Ähnlich wie der Verband der Hamburger Spediteure geht die Firma in Schulen an unterschiedlichen Standorten – in der Hoffnung, Schulabgänger als Auszubildende zu gewinnen. Doch das reicht dem Unternehmer nicht, der vor seiner Firmengründung im Jahr 1999 beim Hamburger Zementhersteller Holcim arbeitete. "Wir müssen mehr auf unsere Mitarbeiter zugehen und ihnen zeigen, dass sie von uns geschätzt werden", sagt er.
"Jeder Beschäftigte bekommt von mir zum Geburtstag eine Karte, auf der ich ihm neben dem Glückwunsch auch dafür danke, dass er bei uns ist." Ein Anfang ist damit gemacht. Zudem sollen sich die Mitarbeiter über gemeinsame Aktivitäten wie einen Betriebsausflug und andere Feiern freuen und so ein positives Bild von ihrem Arbeitgeber bekommen.
Da der deutsche Arbeitsmarkt für Lkw-Fahrer nahezu leergefegt ist, versucht von Saldern zudem erstmals Personal in Osteuropa zu rekrutieren. Unter anderem erwägt der Mittelständler in Lettland künftig Lkw-Fahrer in einer Fahrschule vor Ort fit zu machen für den Einsatz in Deutschland. Die Kosten für den Lkw-Führerschein bezahlt das Unternehmen.
"Qualifizierte Fachkräfte der Branche aus dem europäischen Ausland sind bei uns willkommen", so von Saldern. Zudem forciert er die Entwicklung eines Ausbildungssystems, an dem sich auch andere Speditionen beteiligen können. Von den Flüchtlingen, die nach Hamburg kommen, würde der Unternehmer ebenfalls gerne profitieren – aber nur, wenn die Asylsuchenden arbeiten dürfen und nicht nach ein oder zwei Jahren wieder ausgewiesen werden. Auch für Menschen mit einer Behinderung ist von Saldern offen. Sie könnten zum Beispiel in der Verwaltung einen Arbeitsplatz finden.
"Die Zukunftsstrategien unserer Unternehmensgruppe kann in zwei unterschiedliche Aspekte unterteilt werden. In die Gewinnung neuer qualifizierter Mitarbeiter und dem Halten der bereits bei uns Beschäftigten", so der Chef. Sein Unternehmen, das 2010 rund 80 Mitarbeiter beschäftigte und mittlerweile schon 600, soll durch Zukäufe vor allem in den nördlichen Bundesländern wachsen. "Das Baugewerbe brummt. Jede zweite Autobahnbrücke in Deutschland muss erneuert werden", sagt von Saldern. Aufträge für Betonhersteller und Baustofflogistiker sind genug vorhanden. Doch der Unternehmer, der seit seiner Gründung drei Wettbewerber übernommen hat, braucht für seine Pläne gutes Personal.
Allerdings ist das Image der Branche nicht das beste. Schlafen auf einer Autobahn-Raststätte im Lastwagen wollten immer weniger Fahrer. Stefan Saß kennt die Probleme der rund 350 Mitglieder als Geschäftsführer im Verein der Hamburger Spediteure. "Im Fahrbereich wird die Lage noch enger werden", sagt er. Für den Besuch in Hamburgs Schulen, um künftige Auszubildende anzuwerben, hat der Verband eigens zwei Mitarbeiter eingestellt. Nicht nur in der Logistikbranche werden Facharbeiter gesucht, sondern auch in der Hamburger Bauwirtschaft, unter anderem, weil der Senat pro Jahr 5000 neue Wohnungen bereitstellen möchte. "Zimmermänner und andere qualifizierte Menschen finden in Hamburgs Betrieben sofort einen Arbeitsplatz", sagt Michael Seitz von der Bau-Innung. "Die meisten Gewerke suchen weitere Mitarbeiter."
(Quelle: Hamburger Abendblatt)
Hamburger Unternehmer erwägt Gründung einer eigenen Fahrschule in Lettland, um hohen Personalbedarf zu decken.
Der Hamburger Firmenchef Dietrich von Saldern sucht händeringend Fachkräfte für sein Unternehmen und Lastwagenfahrer
Foto: Marcelo Hernandez
Hamburg. Der Mann könnte auf einen Schlag 15 bis 20 weitere Mitarbeiter einstellen und so die Anzahl seiner Beschäftigten auf mehr als 600 erhöhen. Doch Dietrich von Saldern findet keine passenden Fachkräfte. Er sucht für seine Unternehmensgruppe v. *Saldern dringend Lkw-Fahrer, die Beton zum Kunden bringen. Auch Anlagenführer, Verfahrensmechaniker Transportbeton oder Werksleiter möchte er einstellen. Doch die Anzahl der Bewerber auf dem Arbeitsmarkt reicht bei Weitem nicht aus.
"Unsere bisher gefahrene Strategie in der Personalpolitik wird zum Problem", sagt von Saldern. Die Zeiten, in denen sich Lkw-Fahrer einen Job suchen mussten und die Firmen die besten Fahrer engagieren konnten, sind vorbei. Die Lage habe sich komplett gedreht. In diesem Juli meldet die Hamburger Agentur für Arbeit 880 offene Stellen in den Bereichen Verkehr und Lagerei. Das sind 100 mehr als im Vorjahreszeitraum.
Wegen des Mangels an Fachkräften können sich derzeit die Bewerber in der Logistikbranche ihren künftigen Arbeitgeber fast schon selbst auswählen. Auch deshalb wird die Agentur am 8. September in der Ballinstadt eine Jobbörse für die Branche veranstalten.
"Wir müssen neue Wege gehen", sagt von Saldern, der mit 400 Lkw-Fahrern 330 Fahrzeuge, 20 Betonwerke und mehrere Kiesgruben betreibt. Ähnlich wie der Verband der Hamburger Spediteure geht die Firma in Schulen an unterschiedlichen Standorten – in der Hoffnung, Schulabgänger als Auszubildende zu gewinnen. Doch das reicht dem Unternehmer nicht, der vor seiner Firmengründung im Jahr 1999 beim Hamburger Zementhersteller Holcim arbeitete. "Wir müssen mehr auf unsere Mitarbeiter zugehen und ihnen zeigen, dass sie von uns geschätzt werden", sagt er.
"Jeder Beschäftigte bekommt von mir zum Geburtstag eine Karte, auf der ich ihm neben dem Glückwunsch auch dafür danke, dass er bei uns ist." Ein Anfang ist damit gemacht. Zudem sollen sich die Mitarbeiter über gemeinsame Aktivitäten wie einen Betriebsausflug und andere Feiern freuen und so ein positives Bild von ihrem Arbeitgeber bekommen.
Da der deutsche Arbeitsmarkt für Lkw-Fahrer nahezu leergefegt ist, versucht von Saldern zudem erstmals Personal in Osteuropa zu rekrutieren. Unter anderem erwägt der Mittelständler in Lettland künftig Lkw-Fahrer in einer Fahrschule vor Ort fit zu machen für den Einsatz in Deutschland. Die Kosten für den Lkw-Führerschein bezahlt das Unternehmen.
"Qualifizierte Fachkräfte der Branche aus dem europäischen Ausland sind bei uns willkommen", so von Saldern. Zudem forciert er die Entwicklung eines Ausbildungssystems, an dem sich auch andere Speditionen beteiligen können. Von den Flüchtlingen, die nach Hamburg kommen, würde der Unternehmer ebenfalls gerne profitieren – aber nur, wenn die Asylsuchenden arbeiten dürfen und nicht nach ein oder zwei Jahren wieder ausgewiesen werden. Auch für Menschen mit einer Behinderung ist von Saldern offen. Sie könnten zum Beispiel in der Verwaltung einen Arbeitsplatz finden.
"Die Zukunftsstrategien unserer Unternehmensgruppe kann in zwei unterschiedliche Aspekte unterteilt werden. In die Gewinnung neuer qualifizierter Mitarbeiter und dem Halten der bereits bei uns Beschäftigten", so der Chef. Sein Unternehmen, das 2010 rund 80 Mitarbeiter beschäftigte und mittlerweile schon 600, soll durch Zukäufe vor allem in den nördlichen Bundesländern wachsen. "Das Baugewerbe brummt. Jede zweite Autobahnbrücke in Deutschland muss erneuert werden", sagt von Saldern. Aufträge für Betonhersteller und Baustofflogistiker sind genug vorhanden. Doch der Unternehmer, der seit seiner Gründung drei Wettbewerber übernommen hat, braucht für seine Pläne gutes Personal.
Allerdings ist das Image der Branche nicht das beste. Schlafen auf einer Autobahn-Raststätte im Lastwagen wollten immer weniger Fahrer. Stefan Saß kennt die Probleme der rund 350 Mitglieder als Geschäftsführer im Verein der Hamburger Spediteure. "Im Fahrbereich wird die Lage noch enger werden", sagt er. Für den Besuch in Hamburgs Schulen, um künftige Auszubildende anzuwerben, hat der Verband eigens zwei Mitarbeiter eingestellt. Nicht nur in der Logistikbranche werden Facharbeiter gesucht, sondern auch in der Hamburger Bauwirtschaft, unter anderem, weil der Senat pro Jahr 5000 neue Wohnungen bereitstellen möchte. "Zimmermänner und andere qualifizierte Menschen finden in Hamburgs Betrieben sofort einen Arbeitsplatz", sagt Michael Seitz von der Bau-Innung. "Die meisten Gewerke suchen weitere Mitarbeiter."
(Quelle: Hamburger Abendblatt)
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