Es begab sich vor langer Zeit – als Arbeit noch zum Zwecke des Broterwerbs und nicht als glückseeligmachende Tätigkeit um keinen Preis diente, daß ein einfacher, ehrlich schaffender Mann eine solche suchte. Er sollte fündig werden in Form eines Kohlenträgers.
Sein Auftraggeber und Chef erklärte ihm: Du schaffst jede Woche 100 Zentner in den 4. Stock eines reichen Penthousebesitzers. Dafür erhältst du glatte 2000,-DM.
Der Mann machte sich ans Werk. Jeweils 1,5 Zentner im Kasten kletterte er ein ums andere Mal die Stufen hinauf. So ging es eine lange Zeit – als plötzlich eine Nachricht von einem Kohlenträger die Runde machte, der bei der gleichen Arbeit einen Schaden an der Wirbelsäule erlitt und so leider für seinen Chef zu einem Kostenproblem führte. Dieses hörend, bekam der Chef einen Schweißausbruch wegen der eventuell zu erwartenden Kosten im Falle einer ähnlichen Erkrankung seines Arbeiters. Er beschloss, daß dieser nunmehr nur noch 1 Zentner in seinem Kasten tragen dürfe.
Daß dieses die Arbeitszeit des Mannes natürlich verlängerte, war ihm schon klar. Aber mittlerweile waren genügend Männer da, die eine solche Tätigkeit für das gute Geld, daß er ja schließlich zahlte, zu tun. Oft hatten diese pechschwarze Haare und sehr dunkle Augen.
Der Mann hatte wenig Zeit und noch weniger Alternativen – also schluckte er seine Verbitterung hinunter. Er musste sich eben ein wenig mehr anstrengen!
Auch so verging eine Zeit. Bis zu jenem Tag, als sein Kunde – der König – über ein paar zerbrochene Kohlen meckerte. Der arme Mann hatte aber keine einzige zerbrochen. Trotzdem forderte sein Chef nun von ihm, die Kohlen einzeln in den Kasten zu schlichten, damit König zufrieden war. Schließlich war doch klar, daß der Liefernde dafür Sorge zu tragen hat, daß König auch wirklich zufrieden war.
Und vor der Tür warteten dunkelhaarige Gestalten…….
Und der fast gebrochene Mann betete zum Herrn um Hilfe. Der Herr hatte ein Einsehen mit seinem Diener und ließ ihm eine dritte Hand wachsen. Voller Freude und Zuversicht ging der Mann ans Werk – und in China stolperte ein Kohlenträger auf einer Treppe……
Der Chef, dem die dritte Hand ja nicht verborgen geblieben war, forderte nun, daß er diese dazu benutzte, um sich ständig am Treppengeländer festzuhalten. Natürlich gegen eine Einverständniserklärung, daß bei Nichtbeachtung und eventueller Schäden er dafür selber die Verantwortung trug und materielle Schäden zu ersetzen hätte.
Und vor der Tür warteten dunkelhaarige Gestalten….
Und die Gewerkschaft forderte die 35 Stundenwoche….
Der mittlerweile alte Mann gab jede Selbstachtung und Hoffnung auf Besserung auf. Zu Hause warteten Frau und Kind und die Wohnungsspekulanten auf sein Geld. Wiederum betete er zum Herrn. Der aber sagte diesmal zu ihm: Beklage dich nicht, sei froh, lächle – es könnte schlimmer kommen!
Und es sollte so geschehen, wie der Herr voraussagte….
In einem gepflegten Einfamilienhaus mit Garten und Terrasse stand ein gut gelaunter, dynamischer junger Mann auf, ging frisch geduscht und rasiert zum Küchentisch, schlürfte genüsslich seinen Kaffee und dachte über den bevorstehenden Tag nach. Ihm fehlten noch 100,- €.
Er zog sich immer noch sinnierend sein grünes Beinkleid an, Hemd und Jacke dazu, band äußerst penibel seine Krawatte und schlang sich seine Koppel um. An dieser befestigte er gewissenhaft Handschellen, Schlagstock, Pfefferspray und Pistole – man konnte ja nie wissen.
Plötzlich durchzuckte es ihn wie eine Erlösung: Er hatte von einem Mann gehört, der den ganzen lieben langen Tag lang Kohlen schleppte und sich den Teufel um die 35 Stundenwoche kümmerte. Ja, er machte unerlaubterweise Überstunden!
Fröhlich pfeifend machte er sich am Ende des Tages auf den Weg zu unserem Kohlenträger. Als dieser müde und erschöpft seinen Feierabend begehen wollte, hörte er die herrische Stimme: Du hat zu lange gearbeitet! Das kostet dich 100,-€!
Und vor der Tür….
Der Mann nahm auch dieses als Gottgegeben hin und zahlte. Und der Mann mit Schlagstock und Pistole sagte zu ihm: Gut, dich zu kennen. Eigentlich weiß ich ja, daß dein Chef der eigentlich Schuldige ist, aber der würde mir nur einmal eine gute Kasse bringen. Du dagegen bist ja auf diese Arbeit angewiesen und bringst mir laufende Einnahmen. Aber nur keine Angst, ich komme ja nicht jeden Tag. Aber alle 2-3 Monate werde ich dich aufsuchen.
Der fromme Mann dankte auch noch dem Herrn dafür, daß der Kelch wenigsten nur alle 2-3 Monate zu ihm kam. So bitter es auch war – er trank den Kelch leer.
Und vor der Tür….
Und sein Chef? Dem fiel ein, daß er ja auch seine Buchhaltung von dem Kohlenmann erledigen lassen könnte, weil die paar einfachen Klicks am Computer seien ja wohl auch locker zu erledigen.
Der Name dieses Kohlenmannes??
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