Nach dem Überraschungserfolg des Anti-Minarett-Referendums nimmt die national-konservative Schweizer Volkspartei jetzt neue Ausländergruppen ins Visier. Und zwar ausgerechnet deutsche Zuwanderer: In Inseraten wirft die SVP dem Nachbarland vor, den "deutschen Filz" in Form von Uni-Professoren und medizinischem Personal in die Schweiz zu exportieren. Dem Vorwurf einer ausländerfeindlichen und rassistischen Rhetorik konterte die Partei mit dem Slogan "Sind die Deutschen eine Rasse?".
"Deutsche!" steht in bedrohlich schwarzen Lettern auf einem Plakat der SVP, das Anfang 2010 in Zürich veröffentlicht wurde. Mit einem dicken nach oben zeigenden Balken, der die angeblich steigende Zahl der Berufungen deutscher Wissenschaftler an der Uni Zürich symbolisieren soll, wollte die Partei auf einen "deutschen Filz" an den Zürcher Hochschulen aufmerksam machen. Inzwischen haben Schweizer Zeitungen aufgedeckt, dass die Zahlen veraltet und die deutschen Professuren in Wahrheit rückläufig sind.
Rund 250.000 Deutsche leben in der 7,45 Millionen Einwohner beherbergenden Schweiz, davon allein 28.000 in Zürich. Seit dem Freizügigkeitsabkommen mit der EU im Jahre 2002 ist das eine glatte Verdoppelung. Hochschulen und Krankenhäuser in der deutschsprachigen Schweiz müssten aber vielfach ihren Betrieb einstellen ohne die deutschen Mitarbeiter. In grenznahen Regionen wie im Thurgau oder St. Gallen kommt bis zu ein Drittel der Ärzte und Pflegekräfte an Spitälern aus Deutschland.
Der Vorwurf der SVP lautet, die deutschen Professoren schanzten Kollegen aus Deutschland zum Nachteil der Schweizer Posten an der Uni Zürich zu. Rund 200 Mitglieder des Lehrkörpers setzten sich dagegen zur Wehr und hielten der Partei öffentlich "fremdenfeindliche und rassistische Rhetorik, Ideologie und Politik" vor, mit der die "Ausbildung der Jugend torpediert" und das gesellschaftliche Klima vergiftet werde.
Auf diese Formulierungen konterte die SVP mit beißendem Spott: "Wir Gewöhnlichen wussten gar nicht, dass die Deutschen eine Rasse sind." Aber es seien ja schon "damals" die "hohen Professoren" gewesen, "die den Rassen-Aberglauben in die Welt gesetzt haben".
Fakt ist, dass sowohl an der renommierten ETH (Eidgenössische Technische Hochschule) wie auch der Universität Zürich ausländisches Lehrpersonal etwa ein Drittel ausmacht. Prominent sind die Deutschen vor allem an der philosophischen Fakultät vertreten, wo sie rund 50 Prozent des Lehrkörpers stellen.
Pikantes Detail: Einer der bekanntesten Deutschen-Kritiker, der SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli, hat sich in Zürich um eine Professur beworben, unterlag aber einem Deutschen. "Es geht nicht um mich, aber wenn man hier immer Steuern bezahlt und Militärdienst geleistet hat, dann staunt man schon ein bisschen, wenn der Chef plötzlich Schulze heißt", meinte er dazu im Schweizer Fernsehen. Und setzte noch einen drauf, als er dem Rektor der Universität Bern, Urs Würgler, vorwarf, mit der Ehrendoktorwürde für Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel drücke sich eine "irgendwie kriecherische Haltung" gegenüber den Deutschen aus.
Die Stimmung gegenüber den Deutschen, die 2009 noch durch forsche Äußerungen des damaligen Finanzministers Peer Steinbrück zur Steuerpolitik der Eidgenossen angeheizt wurde, ist am Tiefpunkt. Schon fünf Anzeigen wegen Drohbriefen gegen Deutsche hat die Polizei in Zürich bekommen. "Die Kugel für Sie steht schon bereit, du elende Deutsche", heißt es etwa in einem Brief an eine Frau, die schon seit 30 Jahren in der Schweiz lebt.
Die Wirtschaftskrise, die auch an der Schweiz nicht spurlos vorbeigegangen ist, kommt den Rechtspopulisten dabei zur Hilfe. Viele Menschen zittern um ihren Arbeitsplatz. In der zweiten Hälfte der laufenden Legislaturperiode, die Ende 2011 zu Ende geht, will die SVP das Ausländerthema in den Vordergrund ihres Wahlkampfes stellen. "Nein zur unkontrollierten Zuwanderung und gegen einen schleichenden EU-Beitritt" lauten die Parolen.
Quelle: Krone.at
"Deutsche!" steht in bedrohlich schwarzen Lettern auf einem Plakat der SVP, das Anfang 2010 in Zürich veröffentlicht wurde. Mit einem dicken nach oben zeigenden Balken, der die angeblich steigende Zahl der Berufungen deutscher Wissenschaftler an der Uni Zürich symbolisieren soll, wollte die Partei auf einen "deutschen Filz" an den Zürcher Hochschulen aufmerksam machen. Inzwischen haben Schweizer Zeitungen aufgedeckt, dass die Zahlen veraltet und die deutschen Professuren in Wahrheit rückläufig sind.
Rund 250.000 Deutsche leben in der 7,45 Millionen Einwohner beherbergenden Schweiz, davon allein 28.000 in Zürich. Seit dem Freizügigkeitsabkommen mit der EU im Jahre 2002 ist das eine glatte Verdoppelung. Hochschulen und Krankenhäuser in der deutschsprachigen Schweiz müssten aber vielfach ihren Betrieb einstellen ohne die deutschen Mitarbeiter. In grenznahen Regionen wie im Thurgau oder St. Gallen kommt bis zu ein Drittel der Ärzte und Pflegekräfte an Spitälern aus Deutschland.
Der Vorwurf der SVP lautet, die deutschen Professoren schanzten Kollegen aus Deutschland zum Nachteil der Schweizer Posten an der Uni Zürich zu. Rund 200 Mitglieder des Lehrkörpers setzten sich dagegen zur Wehr und hielten der Partei öffentlich "fremdenfeindliche und rassistische Rhetorik, Ideologie und Politik" vor, mit der die "Ausbildung der Jugend torpediert" und das gesellschaftliche Klima vergiftet werde.
Auf diese Formulierungen konterte die SVP mit beißendem Spott: "Wir Gewöhnlichen wussten gar nicht, dass die Deutschen eine Rasse sind." Aber es seien ja schon "damals" die "hohen Professoren" gewesen, "die den Rassen-Aberglauben in die Welt gesetzt haben".
Fakt ist, dass sowohl an der renommierten ETH (Eidgenössische Technische Hochschule) wie auch der Universität Zürich ausländisches Lehrpersonal etwa ein Drittel ausmacht. Prominent sind die Deutschen vor allem an der philosophischen Fakultät vertreten, wo sie rund 50 Prozent des Lehrkörpers stellen.
Pikantes Detail: Einer der bekanntesten Deutschen-Kritiker, der SVP-Nationalrat Christoph Mörgeli, hat sich in Zürich um eine Professur beworben, unterlag aber einem Deutschen. "Es geht nicht um mich, aber wenn man hier immer Steuern bezahlt und Militärdienst geleistet hat, dann staunt man schon ein bisschen, wenn der Chef plötzlich Schulze heißt", meinte er dazu im Schweizer Fernsehen. Und setzte noch einen drauf, als er dem Rektor der Universität Bern, Urs Würgler, vorwarf, mit der Ehrendoktorwürde für Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel drücke sich eine "irgendwie kriecherische Haltung" gegenüber den Deutschen aus.
Die Stimmung gegenüber den Deutschen, die 2009 noch durch forsche Äußerungen des damaligen Finanzministers Peer Steinbrück zur Steuerpolitik der Eidgenossen angeheizt wurde, ist am Tiefpunkt. Schon fünf Anzeigen wegen Drohbriefen gegen Deutsche hat die Polizei in Zürich bekommen. "Die Kugel für Sie steht schon bereit, du elende Deutsche", heißt es etwa in einem Brief an eine Frau, die schon seit 30 Jahren in der Schweiz lebt.
Die Wirtschaftskrise, die auch an der Schweiz nicht spurlos vorbeigegangen ist, kommt den Rechtspopulisten dabei zur Hilfe. Viele Menschen zittern um ihren Arbeitsplatz. In der zweiten Hälfte der laufenden Legislaturperiode, die Ende 2011 zu Ende geht, will die SVP das Ausländerthema in den Vordergrund ihres Wahlkampfes stellen. "Nein zur unkontrollierten Zuwanderung und gegen einen schleichenden EU-Beitritt" lauten die Parolen.
Quelle: Krone.at
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