Berlin -
Wenn der Bus zu spät kommt, ist das ärgerlich. Doch es geht schlimmer. Vor allem in den Außenbezirken beklagen Fahrgäste, dass Busse der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) oft früher abfahren, als im Fahrplan vorgesehen. Weil auf den Stadtrandlinien die Busse seltener fahren als in der Innenstadt, müssen Fahrgäste dann bis zu 30 Minuten auf den nächsten Bus warten. Wie groß das Problem der „Verfrühungen“ ist, zeigt eine Auswertung, die der Berliner Senat als Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der AfD-Fraktion veröffentlicht hat.
Seit drei Jahren Probleme
Zwischen Januar und Juli dieses Jahres gingen bei der BVG 1076 Bürgerbeschwerden über zu frühe Abfahrten ein. Diese Angaben beziehen sich sowohl auf verfrühte Busfahrten als auch auf verfrühte U-Bahn-Fahrten. Gemessen an der Gesamtzahl der Reklamationen machten die Klagen über „Verfrühungen“ 7,3 Prozent der Bürgerbeschwerden aus. Den Angaben zufolge war die Problemlage bereits in den Jahren 2015 und 2016 gegeben. So gab es 2015 insgesamt 2189 Beschwerden über zu frühe Abfahrten, 2016 waren es 2072. Der prozentuale Anteil an der Gesamtzahl der Beschwerden lag 2015 bei 7,1 Prozent, ein Jahr später waren es bereits 7,5 Prozent.
Bei der Suche nach Ursachen für die „Verfrühungen“ ist die BVG auf „kleinteilige Faktoren wie eine höhere oder geringere Fahrgastzahl als üblich oder Schwankungen im Verkehrsaufkommen“ gestoßen. Nicht immer gebe es, so die BVG, eine Möglichkeit, zu frühe Abfahrten durch Warten an Haltestellen zu vermeiden, ohne den nachfolgenden oder querenden Verkehr zu behindern. Deshalb sei bei der zeitlichen Gestaltung der Abfahrten „ein gewisser Spielraum erforderlich“.
„Regelmäßig in Bezug auf Verfrühungen sensibilisiert“
Gleichwohl sieht die BVG die Notwendigkeit, gegen das Problem der zu früh abfahrenden Busse und U-Bahnen vorzugehen. Bereits jetzt würden alle Fahrzeuge mittels rechnergestützter Betriebsleitsysteme überwacht. Bei auffälligen Fahrplanabweichungen nehme die Leitstelle Kontakt zum Fahrpersonal auf oder weise via Textmeldung auf Fahrplanverstöße hin. Das Personal im Bus-Bereich bekommt nach BVG-Angaben „sowohl haltestellenbezogene Abfahrtszeiten als auch die Abweichung vom Soll-Fahrplan in Minuten angezeigt“.
Die beschriebenen Maßnahmen haben bisher allerdings nicht ausgereicht, um die Zahl der Kundenbeschwerden spürbar zu reduzieren. Das Fahrpersonal soll deshalb, so die BVG, weiterhin „regelmäßig in Bezug auf Verfrühungen sensibilisiert“ werden. Das Ziel ist, möglichst zu verhindern, dass Passagiere dem Bus nur noch hinterherschauen können, obwohl sie selbst pünktlich an der Haltestelle stehen.
12,8 Prozent unpünktlich
Nicht beziffern kann die Senatsverwaltung für Verkehr, wie hoch der volkswirtschaftliche Schaden aufgrund von Ausfällen, Verspätungen und „Verfrühungen“ ist. Weder Senat noch BVG hätten dazu belastbare Zahlen erhoben, heißt es. Zu erfahren ist nur, wie viele Busfahrten im vergangenen Jahr als pünktlich registriert wurden. Nach BVG-Angaben waren 87,2 Prozent der Busfahrten pünktlich und entsprechend 12,8 Prozent unpünktlich. Eine Unterscheidung zwischen verspätet und verfrüht fand nicht statt.
Der Verkehrsvertrag mit dem Senat verpflichtet die BVG eigentlich zu knapp 90 Prozent Pünktlichkeit. Aber obwohl diese Zielmarke klar verfehlt wird, will der rot-rot-grüne Senat keine verschärften Strafzahlungen verhängen. „Strafzahlungen für verfrühte oder verspätete Fahrten sind im Verkehrsvertrag nicht vorgesehen“, so Verkehrsstaatssekretär Jens-Holger Kirchner (Grüne). Nur im Fall von echten Ausfällen, also nicht erbrachten Verkehrsleistungen, halte das Land Berlin die Vergütung zurück.
Taskforce erprobt neue Konzepte
Strafzahlungen für zu frühe oder zu späte Fahrten wären, so Kirchner, nicht fair, weil zu viele Störungsquellen unkontrollierbar seien. Er nennt beispielhaft „Baustellen, Veranstaltungen, Demos, Feuerwehr- und Notarzteinsätze, Starkregen und Rohrbrüche“.
Um Verspätungen, zu frühe Abfahrten und andere Verkehrsprobleme in den Griff zu bekommen, gibt es seit vergangenem Jahr die sogenannte Taskforce Beschleunigung. An ihr sind Mitarbeiter der BVG, der Verkehrsverwaltung und der Verkehrslenkung beteiligt. Das Konsortium arbeitet an neuen Konzepten für Busspuren und Ampelschaltungen, die den öffentlichen Nahverkehr attraktiver machen sollen.
Quelle dieses Artikels klick hier : Berliner Zeitung
Wenn der Bus zu spät kommt, ist das ärgerlich. Doch es geht schlimmer. Vor allem in den Außenbezirken beklagen Fahrgäste, dass Busse der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) oft früher abfahren, als im Fahrplan vorgesehen. Weil auf den Stadtrandlinien die Busse seltener fahren als in der Innenstadt, müssen Fahrgäste dann bis zu 30 Minuten auf den nächsten Bus warten. Wie groß das Problem der „Verfrühungen“ ist, zeigt eine Auswertung, die der Berliner Senat als Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der AfD-Fraktion veröffentlicht hat.
Seit drei Jahren Probleme
Zwischen Januar und Juli dieses Jahres gingen bei der BVG 1076 Bürgerbeschwerden über zu frühe Abfahrten ein. Diese Angaben beziehen sich sowohl auf verfrühte Busfahrten als auch auf verfrühte U-Bahn-Fahrten. Gemessen an der Gesamtzahl der Reklamationen machten die Klagen über „Verfrühungen“ 7,3 Prozent der Bürgerbeschwerden aus. Den Angaben zufolge war die Problemlage bereits in den Jahren 2015 und 2016 gegeben. So gab es 2015 insgesamt 2189 Beschwerden über zu frühe Abfahrten, 2016 waren es 2072. Der prozentuale Anteil an der Gesamtzahl der Beschwerden lag 2015 bei 7,1 Prozent, ein Jahr später waren es bereits 7,5 Prozent.
Bei der Suche nach Ursachen für die „Verfrühungen“ ist die BVG auf „kleinteilige Faktoren wie eine höhere oder geringere Fahrgastzahl als üblich oder Schwankungen im Verkehrsaufkommen“ gestoßen. Nicht immer gebe es, so die BVG, eine Möglichkeit, zu frühe Abfahrten durch Warten an Haltestellen zu vermeiden, ohne den nachfolgenden oder querenden Verkehr zu behindern. Deshalb sei bei der zeitlichen Gestaltung der Abfahrten „ein gewisser Spielraum erforderlich“.
„Regelmäßig in Bezug auf Verfrühungen sensibilisiert“
Gleichwohl sieht die BVG die Notwendigkeit, gegen das Problem der zu früh abfahrenden Busse und U-Bahnen vorzugehen. Bereits jetzt würden alle Fahrzeuge mittels rechnergestützter Betriebsleitsysteme überwacht. Bei auffälligen Fahrplanabweichungen nehme die Leitstelle Kontakt zum Fahrpersonal auf oder weise via Textmeldung auf Fahrplanverstöße hin. Das Personal im Bus-Bereich bekommt nach BVG-Angaben „sowohl haltestellenbezogene Abfahrtszeiten als auch die Abweichung vom Soll-Fahrplan in Minuten angezeigt“.
Die beschriebenen Maßnahmen haben bisher allerdings nicht ausgereicht, um die Zahl der Kundenbeschwerden spürbar zu reduzieren. Das Fahrpersonal soll deshalb, so die BVG, weiterhin „regelmäßig in Bezug auf Verfrühungen sensibilisiert“ werden. Das Ziel ist, möglichst zu verhindern, dass Passagiere dem Bus nur noch hinterherschauen können, obwohl sie selbst pünktlich an der Haltestelle stehen.
12,8 Prozent unpünktlich
Nicht beziffern kann die Senatsverwaltung für Verkehr, wie hoch der volkswirtschaftliche Schaden aufgrund von Ausfällen, Verspätungen und „Verfrühungen“ ist. Weder Senat noch BVG hätten dazu belastbare Zahlen erhoben, heißt es. Zu erfahren ist nur, wie viele Busfahrten im vergangenen Jahr als pünktlich registriert wurden. Nach BVG-Angaben waren 87,2 Prozent der Busfahrten pünktlich und entsprechend 12,8 Prozent unpünktlich. Eine Unterscheidung zwischen verspätet und verfrüht fand nicht statt.
Der Verkehrsvertrag mit dem Senat verpflichtet die BVG eigentlich zu knapp 90 Prozent Pünktlichkeit. Aber obwohl diese Zielmarke klar verfehlt wird, will der rot-rot-grüne Senat keine verschärften Strafzahlungen verhängen. „Strafzahlungen für verfrühte oder verspätete Fahrten sind im Verkehrsvertrag nicht vorgesehen“, so Verkehrsstaatssekretär Jens-Holger Kirchner (Grüne). Nur im Fall von echten Ausfällen, also nicht erbrachten Verkehrsleistungen, halte das Land Berlin die Vergütung zurück.
Taskforce erprobt neue Konzepte
Strafzahlungen für zu frühe oder zu späte Fahrten wären, so Kirchner, nicht fair, weil zu viele Störungsquellen unkontrollierbar seien. Er nennt beispielhaft „Baustellen, Veranstaltungen, Demos, Feuerwehr- und Notarzteinsätze, Starkregen und Rohrbrüche“.
Um Verspätungen, zu frühe Abfahrten und andere Verkehrsprobleme in den Griff zu bekommen, gibt es seit vergangenem Jahr die sogenannte Taskforce Beschleunigung. An ihr sind Mitarbeiter der BVG, der Verkehrsverwaltung und der Verkehrslenkung beteiligt. Das Konsortium arbeitet an neuen Konzepten für Busspuren und Ampelschaltungen, die den öffentlichen Nahverkehr attraktiver machen sollen.
Quelle dieses Artikels klick hier : Berliner Zeitung
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