Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.

Jogi Löw: Medienpreis

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

  • Jogi Löw: Medienpreis

    Was wir alle von unseren WM-Helden lernen können

    Jogi kann einfach alles: Mit einer beeindruckenden Ansprache setzt er sich für ein Miteinander der Kulturen und Religionen ein. BILD am SONNTAG dokumentiert die komplette Rede.


    Zwölf Minuten, die uns von einer besseren Welt träumen lassen: Jogi Löw bei seiner Rede
    Foto: dpa Picture-Alliance


    Jogis Rede im Wortlaut

    Meine sehr geehrten Damen und Herren,

    für mich ist das eine ganz besondere Auszeichnung, heute diesen Preis in Baden-Baden entgegenzunehmen. Die Liste der Preisträger ist imponierend und beeindruckend, und umso mehr freue ich mich und bin sehr, sehr stolz, dem Kreise dieser Persönlichkeiten heute auch anzugehören.

    Nach der WM gab es sehr viele Einladungen und Ehrungen, über die ich mich sehr, sehr gefreut habe. Aber heute freue ich mich ganz besonders, weil dieser Preis für mich ein bisschen über das Jahr 2014 hinausgeht und weil es auch die Arbeit vielleicht vieler Jahre bewertet. Und ich möchte noch mal betonen, dass dieser Preis heute nicht ein Abschluss, sondern ein Ansporn ist, weil – wie Sie alle wissen – ich ja noch weiterhin als Bundestrainer aktiv sein werde. Und ich habe mit meinem Trainer-Team und unserer Mannschaft noch voller Elan viele Ziele vor Augen und deswegen sehe ich das heute als ein positives Zwischenfazit auf einem Weg, der noch nicht zu Ende ist.

    Unsere Mannschaft hat in Brasilien Großartiges geleistet. Unsere Mannschaft hat Zeichen gesetzt und wir haben uns belohnt für eine sehr, sehr lange und sehr intensive Arbeit. Aber wir sind in Brasilien im Maracana nicht nur deswegen Weltmeister geworden, weil wir eine sehr gute Turnierleistung abgerufen haben, sondern auch, weil die Basis und das System hinter der Nationalmannschaft in den letzten Jahren enorm optimiert worden ist.

    Und der DFB – allen voran Wolfgang Niersbach – die Liga, alle Trainer und alle Spieler, alle Vereine und natürlich auch alle Fans, die uns unterstützt haben, haben ihren Anteil daran. Letzten Sommer sind wir alle gemeinsam Weltmeister geworden, und ich glaube, darauf können wir auch alle gemeinsam sehr, sehr stolz sein.

    Jetzt werde ich natürlich gefragt: Wie habt ihr das hinbekommen mit der Mannschaft, mit diesem ganz besonderen Spirit, um den uns die ganze Welt beneidet hat? Das war nicht eine Sache eines Trainingslagers, sondern das war ein langer, ein kontinuierlicher Prozess. Aber am Anfang dieses Prozesses stand eine klare Idee. Wir wussten schon, wo wir hin wollen und was wir dafür zu tun haben.

    Natürlich wollten wir eine Mannschaft, die um die Titel mitspielt und die wettbewerbsfähig ist. Aber wir wollten vor allen Dingen auch eine Mannschaft formen, die in der Art und Weise und in ihrer Außendarstellung den Menschen und den Fans und allen Fußballfreunden viel, viel Freude und viel Spaß bereitet. Und wir wollten Spieler, die sympathisch sind.

    Nicht, dass Sie mich jetzt falsch verstehen, wir wollten kein Kollektiv der Ja-Sager und leicht lenkbaren und steuerbaren Spieler. Wir wollten ganz besondere Typen und eine maximale Vielfalt, und wir wollten Spieler, die von ihrem Charakter zu unserer Philosophie und zu unseren eigenen definierten Werten passen.

    Es wurde in den letzten Jahren auch viel darüber geschrieben und gesprochen, dass die Nationalmannschaft ein Musterbeispiel für gelungene Integration ist, weil wir sehr viele Spieler mit unterschiedlichen Abstammungen und unterschiedlichen Wurzeln haben. Ganz ehrlich: Uns hat das nicht interessiert, wo jemand herkam, welcher Religion er angehört. Uns war, ist und bleibt wichtig, ob der Spieler gut ist und ob unsere Zuschauer sich mit ihm identifizieren können.

    In den letzten Monaten wurde auch viel über Integration und das Miteinander unterschiedlicher Kulturen gesprochen, und natürlich war das bei uns ein wichtiges Thema in der Mannschaft und natürlich auch in der ganzen Welt.

    Ich glaube schon, dass wir alle von dieser Mannschaft lernen können. Bei uns ist es so, dass der Mensch im Mittelpunkt steht und nicht seine Herkunft. Und es gibt tolle Menschen, und das sehen wir bei unserer Nationalmannschaft mit diesem bunten Mix aller Kulturen und aller Religionen. Und alle können hervorragend miteinander auskommen, wenn sie sich gegenseitig respektieren und die ausgemachten Regeln einhalten. Wenn wir dafür ein Beispiel sind, freut uns das besonders.

    Uns war es immer sehr, sehr wichtig, dass wir der Mannschaft gewisse Werte mitgeben und ihnen klarmachen, dass sie als Nationalspieler eine besondere Verantwortung haben. Auf und neben dem Platz. Und dass sie verstehen – wenn sie das Trikot der Nationalmannschaft mit dem Bundesadler anziehen – dass sie eben auch eine Vorbildfunktion haben für viele, viele Millionen von jungen, fußballspielenden Kindern.

    Wir wissen natürlich auch, dass diese ganz hohen Erwartungen, die an uns gestellt werden, nicht immer so einfach zu erfüllen sind. Dass wir auch Fehler machen. Und unsere jungen Spieler Fehler machen. Aber ich glaube schon, dass unsere Mannschaft sich bei den Turnieren 2006 und dann vor allen Dingen in Afrika und in Südamerika toll präsentiert hat und wir alle stolz sein können auf unsere fußballspielenden Außenminister, die vor den Augen der ganzen Welt Deutschland und unsere Bundesbürger würdig vertreten haben.

    Der Fußball hat schon eine große Bedeutung. Natürlich auch über die Landesgrenzen hinaus. 1,3 Milliarden haben dieses WM-Endspiel live gesehen. Haben gesehen, wie Mario Götze dieses phantastische Tor geschossen hat und haben gesehen, wie Philipp Lahm diesen Pokal in die Höhe gehalten hat. 35 Millionen Zuschauer haben dieses Spiel live gesehen in Deutschland. Nicht eingerechnet diejenigen, die beim Public Viewing und auf den Fanmeilen waren. Das ist ein absoluter Rekord in der Geschichte des deutschen Fernsehens.

    Drei Millionen Trikots sind verkauft worden innerhalb von wenigen Wochen. Und da geht es uns nicht um den materiellen Wert, sondern es ist schön, zu sehen, dass die Menschen den Wunsch haben, sich mit dem Kauf dieses Trikots mit unserer Mannschaft zu identifizieren.

    7,5 Millionen haben Anfang Januar den Film „Die Mannschaft“ in der ARD gesehen. Und eine Million Zuschauer hat unseren Film im Kino gesehen. Das zeigt, was der Fußball für einen Stellenwert hat, welche Wichtigkeit er hat. Und natürlich auch, welche Außendarstellung das bewirkt.

    Auf der anderen Seite – und das sollten wir nicht vergessen und steht im krassen Gegensatz zu dem, was wir im letzten Jahr an Freude erlebt haben – gibt es auch viele Krisen in dieser Welt: Israel, Palästina im Dauerkonflikt. Hüben wie drüben. Europa stand kurz vor einem Krieg, ausgelöst durch den Konflikt Russland/Ukraine und die Besetzung der Krim. 2012 haben wir noch mit der Nationalmannschaft in der Ukraine gespielt. Das Stadion von Donezk ist völlig zerstört und die Stadt in einem absoluten Krisenzustand, Kriegszustand.

    Im letzten Jahr wurden 270 unschuldige Menschen in einer holländischen Passagiermaschine über der Ukraine abgeschossen. Krieg in Syrien, sechs Millionen Menschen auf der Flucht. Ebola. Im letzten Jahr wurden 260 Schulkinder in Nigeria entführt. Bis heute weiß niemand, wo sie sind. Auch 2015 hat jetzt wieder mit einem Terroranschlag begonnen. In dem Land, in dem die nächste EM stattfindet. In Paris. Die Folgen können wir alle noch gar nicht so richtig einschätzen. Auch davor sollten wir die Augen nicht verschließen.

    Wir können und wollen den Menschen mit unserem Fußball viel Freude und Spaß bereiten. Und viele positive Emotionen auslösen. Aber wir sollten das bei der Nationalmannschaft und mit unseren Spielern und dem DFB nicht nur auf dem Trainingsplatz tun oder auf dem Spielfeld, sondern wir sollten auch mit aller unserer Überzeugung dafür eintreten, andere Werte und Ziele zu verfolgen. Wie Integration. Eintreten gegen Rassismus oder Antisemitismus. Gegen Gewalt und Fremdenfeindlichkeit. Auch wir beim DFB müssen mit unserer Popularität diese Werte und diese Ziele weiterhin verfolgen.

    Und wie schön, meine Damen und Herren, wie schön wäre es, wenn Deutschland irgendwann Weltmeister des friedlichen und freundlichen Zusammenlebens unterschiedlicher Kulturen und unterschiedlicher Religionen wäre. Deshalb ist dieser Preis für mich ein Ansporn, mit dem DFB und mit unserem Team und mit unserer Mannschaft weiter an diesen Zielen und an diesen Werten zu arbeiten und das weiterhin zu verfolgen. Vielen Dank.

    (Quelle: Bild-Zeitung)
    Hier kannst du deinen Punktestand in Flensburg erfahren.

  • #2
    AW: Jogi Löw: Medienpreis

    Ich habe mir gerade mal die Rede angesehen. Er spricht frei ohne abzulesen. Authentisch.

    Kommentar


    • #3
      AW: Jogi Löw: Medienpreis

      Teleprompter?
      Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich noch nicht ganz sicher.
      (A. Einstein)

      Kommentar


      • #4
        AW: Jogi Löw: Medienpreis

        Zitat von alterelch Beitrag anzeigen
        Ich habe mir gerade mal die Rede angesehen. Er spricht frei ohne abzulesen. Authentisch.

        Und du glaubst das w i r k l i c h ? ? ?

        Kommentar


        • #5
          AW: Jogi Löw: Medienpreis

          Ja, das tue ich. Weil man immer mal wieder erkennt das er überlegt. Auch wenn es nicht so wäre, was ist denn schlimm daran? Ich mag seine Aussage.

          Kommentar


          • #6
            AW: Jogi Löw: Medienpreis

            Ja ja. Wegen dieser Großartigen Ziele hat der Dfb als GAST bei St. Pauli auch "Kein Fussball für Faschisten" abgehängt. Was?
            Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich noch nicht ganz sicher.
            (A. Einstein)

            Kommentar


            • #7
              AW: Jogi Löw: Medienpreis

              Ok, davon wusste ich nichts. Habe es mit dem Vereinsfußball nicht so.

              Kommentar


              • #8
                AW: Jogi Löw: Medienpreis

                :) Alles Gut. Waren ja auch nette warme Worte uns so, die der Trainer da geschwäbelt hat.
                So glattgeklöppelt und Frühlingsfrisch (und - ja - auch angebracht), dass ich Oldies Einwurf glatt verstehen kann.
                Nur wenn der DFB von sowas tönt, wird in hamburg gern und viel gelacht.
                Die haben dafür, sogar vom Hauptsponsor Mercedes dafûr dermaßen auf Dach gekriegt, dass sie massiv zurückrudern mussten. Mittlerweile ist dieses Transparent sogar Bestandteil der Verträge im Millerntorstadion. Sowas passiert "uns" nicht nochmal. Wer da rein will, hat das zu akzeptieren.
                ;) Forca St. Pauli *grins*
                Zuletzt geändert von don derfel; 13.09.2015, 17:58.
                Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die menschliche Dummheit, aber bei dem Universum bin ich noch nicht ganz sicher.
                (A. Einstein)

                Kommentar

                Werde jetzt Mitglied in der BO Community

                Einklappen

                Online-Benutzer

                Einklappen

                105451 Benutzer sind jetzt online. Registrierte Benutzer: 20, Gäste: 105431.

                Mit 105.451 Benutzern waren am 28.03.2024 um 21:40 die meisten Benutzer gleichzeitig online.

                Ads Widget

                Einklappen
                Lädt...
                X