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    Ingolstadt rauscht über die Ziellinie

    Der FC Ingolstadt schafft mit einem 2:1 gegen RB Leipzig den Sprung in die Bundesliga. Dort wollen die Verantwortlichen ihren Weg weitergehen - trotz des mächtigen Hauptsponsors ohne große Investitionen.

    Festtagsstimmung in Ingolstadt: Der FC 04 ist in der ersten Liga! (Foto: dpa)

    Es war alles bereitet am Sonntagnachmittag für die große Feier, für die größte Stunde in der Geschichte des Ingolstädter Fußballs. In der Sonne vor dem Sportpark liefen Leute zunehmend verzweifelt mit Pappschildern herum, "Suche Karte" hatten sie darauf geschrieben - ein unerhörter Anblick in Ingolstadt, wo das Stadion erst zum dritten Mal in dieser Saison voll war, obwohl die Tabelle das Heimteam seit dem achten Spieltag als Ersten ausweist. "Ist das hier der Wahnsinn?", rief der Stadionsprecher schon Richtung Ränge, als noch lange nicht Wahnsinn angesagt war, sondern bloß Warmmachen. Das, was man für örtliche Verhältnisse ruhig Wahnsinn nennen darf, brach dann um 17.17 Uhr los, als der FC Ingolstadt 04 in der ersten Bundesliga angekommen war.

    Im Rahmen der spontanen Feierlichkeiten drängten sich mehr Fans auf dem Platz als bei manchem Heimspiel zuvor im ganzen Stadion. "Eine Explosion der Gefühle", diagnostizierte Kapitän Marvin Matip, der wegen eines Armbruchs zwar nicht mitspielen, sehr wohl aber in Führungsfunktion mitfeiern konnte. Bei Sportdirektor Thomas Linke fallen Gefühlsexplosionen grundsätzlich eine Nummer kleiner aus. "Das ist eine sensationelle Meisterschaft", sagte er und ging gleich zur Analyse über. "Wenn man solange Erster ist, ist der letzte Schritt oftmals der schwerste."

    93 Minuten harte Arbeit


    Vor dem Glücksmoment lagen 92 Minuten harte Arbeit. Mit welchem Plan die Ingolstädter auch ins Spiel gegen Rasenballsport Leipzig gegangen waren - nach vier Minuten war er zerstört. Der Leipziger Kapitän Dominik Kaiser hatte eine Hereingabe von Yussuf Poulsen aus wenigen Metern ins FC-Tor geschoben. Doch wenn die Ingolstädter eine ganz besondere Stärke hatten in dieser Saison, dann war das die kühle Reaktion auf Widrigkeiten aller Art. Mit stiller Beharrlichkeit erarbeiteten sie sich auch diesmal die Kontrolle über das Spiel zurück.

    Es dauerte allerdings bis zur 45. Minute, bis sich das auf der Anzeigentafel niederschlug. Stefan Lex war im Strafraum bei einem Luftkampf mit Anthony Jung zu Boden gegangen, Schiedsrichter Michael Weiner entschied - erst auf Zuruf seines Assistenten - auf Elfmeter. Angreifer Matthew Leckie verwandelte souverän. Der Australier war ein durchaus passender Schütze für das Tor, das letztlich den Weg in die Bundesliga ebnete: einer der vielen Unterschätzten, die bei anderen Vereinen (in diesem Fall: beim FSV Frankfurt) vor sich hin welkten, bevor sie in Ingolstadt richtig aufblühten.

    Auch in der zweiten Hälfte dominierte der FC die Partie, bis zur 77. Minute behielt sich das Schicksal indes die Möglichkeit offen, den Ingolstädtern ihren Aufstiegstraum doch noch zu vermasseln. Dann traf Lex mit einem Flachschuss ins lange Eck. Die Ingolstädter Fans sangen "Nie mehr zweite Liga". Gästefans singen in Ingolstadt gern "Ohne Audi wär hier gar nichts los", nicht mal die Leipziger wollten darauf verzichten. Audi ist der Hauptsponsor des FC, der Automobilhersteller hält 19,94 Prozent an der Fußball GmbH, ihm gehört das Stadion und die Vereinszentrale.

    Ein weiterer Werksklub also für Liga eins? So einfach ist das nicht. Selbst in der weißbiertriefenden Stunde des Triumphs nahmen sich die Macher des FC Ingolstadt gern eine Minute, um Journalisten zu verdeutlichen, mit welch vergleichsweise bescheidenen Mitteln man nun hier den Party-Modus erreicht hatte. 8,5 Millionen Euro betrug der Jahresetat des FC - das liegt knapp unter der Summe, die der sonntägliche Spielpartner Leipzig in der Winterpause für Zugänge ausgegeben hatte. Bei Ingolstadt gegen Leipzig, daran wollten die "Schanzer" keinen Zweifel lassen, stand nur ein einziger Plastikklub auf dem Platz. "Schanzer", so nennen sich die Ingolstädter in Anspielung auf die Festungstradition der Stadt. Der FC ist 2004 durch die Fusion der Ingolstädter Vereine MTV und ESV entstanden, da ist die Fußballtradition im strengen Sinn naturgemäß überschaubar.

    Umso mehr bemühen sich die Verantwortlichen um eine markante sportliche Philosophie: Vom "Ingolstädter Weg", der allzu große Investitionen ausschließt und junge, hungrige Spieler vorschreibt, wollen sie auch in der Bundesliga nicht abweichen. Der Stamm des Kaders, heißt es, bleibe beisammen. Was passieren würde, wenn der FC dann in der Winterpause auf Platz 17 steht? Linke sagt: "Wir werden keine verrückten Sachen machen." Einer, der das angestrebte Bodenständiigkeits-Image bereits vorbildlich verkörpert, ist Ralph Hasenhüttl, der Trainer, der meistens Kapuzenpullover trägt und sich die Übergabe der Meisterschale von der Seite anschaute wie ein ganz normaler Zuschauer. Im Spiel hatte er jedoch schon Einfluss genommen, vielleicht sogar entscheidenden: Noch vor der Pause schickte er Alfredo Morales aufs Feld und sein Team damit entschlossener nach vorne. Hasenhüttl hatte das Team im Oktober 2013 übernahm, da war es Letzter der zweiten Liga. Am Sonntag lobte er den Willen seiner Mannschaft: "Sie hat sich das verdient." Hasenhüttl, 47, ist nun drei Mal aufgestiegen: Mit Unterhaching und Aalen in die zweite Liga, mit Ingolstadt in die erste. Das letzte Spiel in Kaiserslautern nächsten Sonntag ist jetzt die Ehrenrunde des Zweitligameisters. Die Erleichterung darüber war den Akteuren durchaus anzumerken, die Mannschaft hatte sich in den vergangenen Wochen eher erschöpft in Richtung Ziellinie geschleppt. Im Schneckenrennen der zweiten Bundesliga war der FC Ingolstadt die schnellste Schnecke.

    Noch mehr als Audi verdankt das die deutsche Boomstadt Ingolstadt, die in allen Rankings vorne liegt, einem Mann, der nach dem Spiel jeden herzte, der ihm begegnete: Peter Jackwerth, einen Schwaben, der mit einer Zeitarbeits-Firma reich geworden ist. Erst als er den FC richtig in Form gebracht hatte, stieg Audi groß ein. Es sei auch in Sachen Fankultur "schon unglaublich viel gewachsen", sagte Geschäftsführer Harald Gärtner gegen Ende des historischen Tages, in der Bundesliga werde man noch einen Sprung machen. "Die gleichen Leute, die gespottet haben, dass wir den Sportpark nie vollkriegen, fragen uns jetzt, wann wir aufstocken." 22 000 statt 15 000 Zuschauer, das wäre der erste Schritt, er steht aber noch nicht an. Die Ingolstädter hatten ihren Erfolg durchaus gut geplant. Sie haben nur nicht so schnell damit gerechnet.

    (Quelle: Süddeutsche Zeitung)
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