Wenn der Bus keine Rampe hat - Ein Rollstuhlfahrer berichtet
Rollstuhlfahrer sind auf behindertengerechte Busse angewiesen - Doch was, wenn die nicht kommen?
Nimmt er ihn mit? Thomas Mayan konnte sich zuletzt nie sicher sein, ob ein Bus geschickt wird,
der - wie dieser hier - Rollstuhlfahrern den Einstieg ermöglicht.
Foto: Alex
Wiesenbach. Es gibt Dinge, die sind für die meisten Menschen selbstverständlich. Für Thomas Mayan aber können sie große Hindernisse sein. Die Stufe an einer Bustür ist so ein Fall. Gibt es eine Rampe, ist alles in Ordnung. Fehlt sie, hat Mayan ein Problem.
Im Jahr 1998 stellten die Ärzte bei dem heute 48-Jährigen Multiple Sklerose fest. Die chronische Erkrankung befällt das zentrale Nervensystem und ist nicht heilbar. Bei vielen Patienten führt sie zu Lähmungen. Thomas Mayan kann nicht mehr gehen und sieht nur noch schlecht. Seit einem Jahr ist er auf einen elektrischen Rollstuhl angewiesen.
Um trotzdem auch größere Distanzen zurücklegen zu können, fährt Mayan gerne mit dem Bus. Zum Beispiel dann, wenn er von seiner Wohnung in Wiesenbach zur Manfred-Sauer-Stiftung in Waldwimmersbach möchte. Dort gibt es verschiedene Trainings und Kurse für Gelähmte. Woche für Woche ist Mayan hier. Um auf Nummer sicher zu gehen, prüft er vor dem Rückweg im Fahrplan, ob die eingesetzten Busse auf der Linie 754 auch tatsächlich behindertengerecht ausgestattet sind. Doch regelmäßig, so erzählt er es der RNZ am Telefon, stimmen die Angaben nicht. Etwa einmal im Monat werde er schlicht zurück gelassen.
"Das ist ein Scheiß-Gefühl, keine Frage", sagt Mayan und lacht kurz müde auf. Manchmal würden ihn die Fahrer einfach übersehen, wenn er es nicht rechtzeitig schaffe, an die Tür zu rollen. Doch meistens ist ein anderer Grund dafür verantwortlich, dass er nicht mitgenommen wird: Der behindertengerechte Bus sei defekt - das bekommt Mayan von den Fahrern immer wieder zu hören.
In solchen Momenten bleibt Mayan nichts anderes übrig als zu warten oder ein Taxi zu rufen. Doch das wiederum kostet Geld. Geld, das sich Mayan vom Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) zurückholen kann. Soweit die Theorie. Denn dafür muss man ein Antragsformular ausfüllen: Wieder so ein Hindernis für Mayan.
"Ich kann nicht mehr schreiben", erzählt der 48-Jährige. "Anfangs bin ich deshalb sogar meistens auf den Kosten sitzen geblieben." Mittlerweile hilft ihm die Gemeinde Wiesenbach. Mayan fährt immer wieder zum Rathaus, ein Mitarbeiter nimmt dann die Taxiquittung entgegen und kümmert sich um die Formalitäten. Das dies alles nötig ist, ärgert Mayan. "Im Grunde ist das alles eine Zumutung", sagt er.
Bei der zuständigen Busverkehr Rhein-Neckar GmbH, einer Tochter der DB Regio AG und Mitglied im VRN, gibt man sich derweil geläutert. Im deren Auftrag fährt ein Subunternehmer auf der betroffenen Strecke. "Mit Herrn Mayan haben wir persönlich gesprochen und uns entschuldigt", sagt eine Sprecherin auf Anfrage der RNZ. "Mit unseren Auftragnehmern haben wir vereinbart, dass sie nur noch Niederflurfahrzeuge einsetzen." Außerdem habe man die Busfahrer "nochmals für die besonderen Bedürfnisse der Rollstuhlfahrer sensibilisiert."
Wie oft es zuletzt vorgekommen sei, dass BRN-Busse entgegen der Ankündigungen nicht behindertengerecht ausgestattet waren, teilt das Unternehmen nicht mit. Bei Störungen könne es sein, heißt es lediglich, dass außerplanmäßig Fahrzeuge ohne Rollstuhlrampe zum Einsatz kämen.
Thomas Mayan hat wenig Hoffnung, dass sich daran etwas ändert - trotz aller Entschuldigungen. "Ich sehe das inzwischen fast schon sportlich", sagt er. "Mein größter Wunsch bleibt aber: Es soll das eingehalten werden, was im Fahrplan steht."
(Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung)
Rollstuhlfahrer sind auf behindertengerechte Busse angewiesen - Doch was, wenn die nicht kommen?
Nimmt er ihn mit? Thomas Mayan konnte sich zuletzt nie sicher sein, ob ein Bus geschickt wird,
der - wie dieser hier - Rollstuhlfahrern den Einstieg ermöglicht.
Foto: Alex
Wiesenbach. Es gibt Dinge, die sind für die meisten Menschen selbstverständlich. Für Thomas Mayan aber können sie große Hindernisse sein. Die Stufe an einer Bustür ist so ein Fall. Gibt es eine Rampe, ist alles in Ordnung. Fehlt sie, hat Mayan ein Problem.
Im Jahr 1998 stellten die Ärzte bei dem heute 48-Jährigen Multiple Sklerose fest. Die chronische Erkrankung befällt das zentrale Nervensystem und ist nicht heilbar. Bei vielen Patienten führt sie zu Lähmungen. Thomas Mayan kann nicht mehr gehen und sieht nur noch schlecht. Seit einem Jahr ist er auf einen elektrischen Rollstuhl angewiesen.
Um trotzdem auch größere Distanzen zurücklegen zu können, fährt Mayan gerne mit dem Bus. Zum Beispiel dann, wenn er von seiner Wohnung in Wiesenbach zur Manfred-Sauer-Stiftung in Waldwimmersbach möchte. Dort gibt es verschiedene Trainings und Kurse für Gelähmte. Woche für Woche ist Mayan hier. Um auf Nummer sicher zu gehen, prüft er vor dem Rückweg im Fahrplan, ob die eingesetzten Busse auf der Linie 754 auch tatsächlich behindertengerecht ausgestattet sind. Doch regelmäßig, so erzählt er es der RNZ am Telefon, stimmen die Angaben nicht. Etwa einmal im Monat werde er schlicht zurück gelassen.
"Das ist ein Scheiß-Gefühl, keine Frage", sagt Mayan und lacht kurz müde auf. Manchmal würden ihn die Fahrer einfach übersehen, wenn er es nicht rechtzeitig schaffe, an die Tür zu rollen. Doch meistens ist ein anderer Grund dafür verantwortlich, dass er nicht mitgenommen wird: Der behindertengerechte Bus sei defekt - das bekommt Mayan von den Fahrern immer wieder zu hören.
In solchen Momenten bleibt Mayan nichts anderes übrig als zu warten oder ein Taxi zu rufen. Doch das wiederum kostet Geld. Geld, das sich Mayan vom Verkehrsverbund Rhein-Neckar (VRN) zurückholen kann. Soweit die Theorie. Denn dafür muss man ein Antragsformular ausfüllen: Wieder so ein Hindernis für Mayan.
"Ich kann nicht mehr schreiben", erzählt der 48-Jährige. "Anfangs bin ich deshalb sogar meistens auf den Kosten sitzen geblieben." Mittlerweile hilft ihm die Gemeinde Wiesenbach. Mayan fährt immer wieder zum Rathaus, ein Mitarbeiter nimmt dann die Taxiquittung entgegen und kümmert sich um die Formalitäten. Das dies alles nötig ist, ärgert Mayan. "Im Grunde ist das alles eine Zumutung", sagt er.
Bei der zuständigen Busverkehr Rhein-Neckar GmbH, einer Tochter der DB Regio AG und Mitglied im VRN, gibt man sich derweil geläutert. Im deren Auftrag fährt ein Subunternehmer auf der betroffenen Strecke. "Mit Herrn Mayan haben wir persönlich gesprochen und uns entschuldigt", sagt eine Sprecherin auf Anfrage der RNZ. "Mit unseren Auftragnehmern haben wir vereinbart, dass sie nur noch Niederflurfahrzeuge einsetzen." Außerdem habe man die Busfahrer "nochmals für die besonderen Bedürfnisse der Rollstuhlfahrer sensibilisiert."
Wie oft es zuletzt vorgekommen sei, dass BRN-Busse entgegen der Ankündigungen nicht behindertengerecht ausgestattet waren, teilt das Unternehmen nicht mit. Bei Störungen könne es sein, heißt es lediglich, dass außerplanmäßig Fahrzeuge ohne Rollstuhlrampe zum Einsatz kämen.
Thomas Mayan hat wenig Hoffnung, dass sich daran etwas ändert - trotz aller Entschuldigungen. "Ich sehe das inzwischen fast schon sportlich", sagt er. "Mein größter Wunsch bleibt aber: Es soll das eingehalten werden, was im Fahrplan steht."
(Quelle: Rhein-Neckar-Zeitung)
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