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    DER DOLMUS
    Eine türkische Institution gesehen mit den Augen
    eines unbedarften Türkeitouristen names Wildolf H. Supper
    Wer zum ersten Mal in die Türkei kommt, und ganz besonders in den Bezirk Antalya, der wird schnell feststellen, dass es hier von Autobussen geradezu wimmelt. Wer schon in der Türkei war, dem renne ich mit dieser Bemerkung offene Türen ein, es sei denn, er hatte All inklusive gebucht, und ist kaum aus dem Gelände seines Clubs oder Großhotels hinausgekommen.

    Aber dem Neuling, so wie ich es war, fällt diese Busflotte mit mehr oder minder großen Bussen auf. Als stets neugieriger Mensch habe ich mich damit befasst, nach welchen Gesetzen und Regelmäßigkeiten diese Fahrzeuge unterwegs sind. Trotz möglichst genauer, rund dreiwöchiger Beobachtung und fast täglicher Benutzung dieser Vehikel, bin ich nicht dahinter gekommen. Auch habe ich, mit Ausnahme in den Großstädten mit den Busbahnhöfen, keine Fahrpläne, Streckenpläne, Abfahrtszeiten gesehen. Hier in Deutschland gibt es diese Dinge, da steht dann genau verzeichnet: r = nur Werktags von 6 bis 18 Uhr, und f = nur Samstag von 9 Uhr bis 16 Uhr, p = nur Sonntags, von usw. usw. Dazu genaue Streckenführung und Haltepunkte.

    Dieses System funktioniert mal ganz gut, dann ist wieder der Wurm drin, und nichts geht. Bei dem Dolmussystem fehlen diese so wichtigen Informationen und Hinweise und siehe da, es funktioniert bestens. Nun muss ich aber für die absoluten Neulinge erklären, was unter Dolmus (sprich Dolmusch) zu verstehen ist. Es sind mittelgroße Autobusse, mit Sitzplätzen für ca. 18 bis 26 Personen, je nach Typ.



    Damit man diese von den normalen und den vielen Touristenbussen unterscheiden kann, gibt es mehrere Möglichkeiten.

    1. Der Bus ist in der Regel deutlich älter.
    2. Der Bus stößt erheblich mehr Abgase aus.
    3. Der Bus hat an der Windschutzscheibe mehrere Ortschilder, z.B. Kemer, Kiris, Camyuva, Tekirova usw.
    4. Und dieser Bus kommt tatsächlich!
    5. Und er hält auch, wenn Sie am Straßenrand stehen und winken.

    Er hält aber ebenso, wenn Sie Ihrer Frau zeigen wollen, wo dort oben am Berg das Hotel Sowieso ist und dabei den Arm ausstrecken. Wenn Sie dann nicht einsteigen, werden Sie vom Fahrer streng gemustert, und wenn Sie das Pech haben, beim nächsten Mal einsteigen zu wollen, und es ist derselbe Fahrer, können sie mit den Armen schlenkern wie Sie wollen, er fährt vorbei. Eingestiegen wird in der Regel vorne beim Fahrer, es sei denn, im hinteren Teil des Fahrzeuges ist noch eine Türe. Ausgestiegen wird immer vorne, erst dann wird bezahlt.

    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Sie ohne Umstände mit deutschem Geld, auch in Münzenform, bezahlen können. Der Dolmus ist für deutsche Verhältnisse sagenhaft billig, für Kurzstrecken zwischen zwei - drei Ortschaften zahlen Sie etwa pro Nase so 1-2 Euro. (Stand April 2005).

    Mit deutschem Geld zu zahlen, hat unbedingt gewisse Vorteile: Sie kennen den Wert Ihrer Münzen und Scheine genau und haben schnell bezahlt. Dies ist mit der türkischen Währung nicht immer so, gerade als Neuling ist man ständig am sortieren der Werte und schnell hat man sich verschaut.

    Die deutsche Währung wird gerne genommen, und wenn Sie auf 20 Cent Rückgeld nicht unbedingt bestehen, geht alles flott vor sich. Dann ist auch der Fahrer so freundlich, und behält Sie im Auge, sofern Sie ihm beim Einsteigen verdeutlicht haben, wo Sie raus wollen. Tun Sie dies nicht, so kann es Ihnen glatt passieren, dass der Dolmus ohne anzuhalten an Ihrem Zielpunkt vorüber rauscht; woher soll denn auch der Fahrer wissen, dass Sie am Abzweig Phaselis raus wollen. Spätestens in Finike wird dann Ihnen klar, was passiert ist, ich spreche hier aus Erfahrung.

    Nun werden Sie sich fragen, warum, um Gottes Willen, der Verfasser sich so mit diesem Verkehrsmittel befaßt, ein Bus ist doch eine ganz normale Sache. Man steigt ein und steigt wieder aus, fertig. Soweit stimmt dies auch, trifft aber nicht den Kern der Sache. Wenn Sie Land und Leute besser kennenlernen wollen, Hintergründe erfahren, dies im wahrsten Sinne des Wortes, dann mit dem Dolmus. Dieser bringt Sie in Ecken der Türkei, wo ansonsten kaum ein Tourist zu sehen ist.

    Und gerade da ist Türkei! Nicht im Gelände des Sowiesoclubs, und nicht im Grandhotel, wo Ihnen Tante Erna aus Schwieberdingen über den Weg läuft. Auch nicht da, wo Ihnen Jan Huisendonk aus Amstelbeek zum wiederholten Male die Vorzüge des holländischen Fußballs erklärt. Türkei ist da, wo in einem Cafe, oder auch davor, einige, meist ältere Männer sitzen, diskutieren, sich mit einem Brettspiel befassen, ruhig und gelassen wirken, und: Tee, und eben nicht Kaffee, trinken. Türkei ist auch da, wo kein Teppichhändler über Sie herfällt, Sie moralisch vergewaltigt, wenn Sie sein, gerade heute, unglaublich günstiges Angebot nicht annehmen.



    Türkei ist da, wo Sie in einem ganz kleinen Imbiss, drei Tischchen und zwölf Stühle, eine kleine Mahlzeit einnehmen, dazu etwas trinken, und dann gerade mal 4 Euro bezahlen. Aber all dies und noch viel mehr können Sie sehen, erleben und beurteilen, wenn Sie mit dem Dolmus unterwegs sind.

    Oder haben Sie in Deutschland schon einmal gesehen, dass mitten auf der Strecke mittels Handzeichen ein Bus angehalten, ein Sack mit Zwiebeln eingeladen wird, um nach 18 Kilometern vor einer Imbissbude wieder in Empfang genommen zu werden? Oder dass der Bus 100 Meter vor einer Gaststätte hupt, dann einige Leute dort herauskommen und in den Bus steigen?

    Dass hier in der BRD der Busfahrer gemütlich aussteigt, um zwei Ziegen von der Fahrbahn zu ziehen, dann erklärt, dass er die Viecher beinahe täglich vor dem Kühler hat und dabei noch lacht, - undenkbar!

    Fahren Sie einmal die Straße Nr. 400 von Kemer nach Finike, die Strecke hat’s in sich. Wunderschön geht’s an der Küste entlang, dicht am Abgrund, keine Leitschienen, Betonpfosten, Fahrbahnmarkierungen oder sonstige Befestigungen verwehren Ihnen den Blick hinunter, wo die Brandung gegen die Felsen klatscht. Spannend wird es auch, wenn sich auf diesem wahrhaft engen Straßenstück zwei Busse begegnen.

    Die Rückspiegel werden eingeklappt, dann geht’s um die Ecke, wobei das Hinterteil des Dolmus über dem Abhang hängt - einfach wunderschön. Wundern Sie sich nicht, wenn es plötzlich im Dolmus kräht oder gackert, auch Ihre Geruchsnerven bekommen oft zu tun. Sie können dann raten, ob in dieser Parfümmischung, außer Knoblauch und Zwiebeln, auch Ziegenkäse und Oliven waren. Nehmen Sie es dem Fahrer nicht übel, wenn sein Fahrzeug plötzlich in ein Schlagloch rumpelt, dass von diesem Schlag Ihr Steißbein verbogen wird, es gibt Schlimmeres. Dabei könnte Ihnen auch das türkische Sprichwort einfallen: „Liegt das Huhn flach auf dem Teller – war der Dolmus wieder schneller!“

    Also, wer Türkei erleben und sehen will, der sollte unbedingt mit diesen landestypischen Vehikeln fahren.

    (Quelle: Antalya.de)
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