Erfahrene Lenker gesucht | FOTOS: PAUL GERLACH
Warburg/Kreis Höxter. Bei dem Schulbus-Unfall in Bühne am vergangenen Dienstag (die NW berichtete) lenkte ein 78-Jähriger den Bus. Dem routinierten Fahrer wurde erst kürzlich bei einem Gesundheits-check seine gute körperliche Verfassung bestätigt: Sein Führerschein wurde um weitere fünf Jahre verlängert. Die Neue Westfälische hat sich umgehört, welche strikten Voraussetzungen ein Busfahrer erfüllen muss und wie herausfordernd der Beruf sein kann. Fazit: Ohne ältere Busfahrer geht es nicht.
"Wenn man gesundheitlich fit ist, kann man selbst mit mehr als 100 Jahren noch einen Bus lenken", sagt Godehard Bierhoff von BBQ-Hohenwepel, die Berufskraftfahrer in Seminaren und Weiterbildungen qualifizieren. Die deutschen Gesetze sehen keine Höchstgrenze beim Alter von Busfahrern vor.
Alle fünf Jahre müssen die Buslenker zum Gesundheits-check. "Das ist ein sehr anspruchsvoller Test", sagt Bierhoff. Das Herz und der Blutdruck werden überprüft, die Sehstärke gemessen und mit einem visuellen Test die Reaktionsfähigkeit auf die Probe gestellt.
Das hat seinen Grund: "Der Busfahrer hat eine größere Verantwortung als der Autofahrer", sagt Bierhoff. Doch der Job sei schlecht bezahlt und anstrengend. "Jede Putzfrau verdient mehr", so Bierhoff. Der Verdienst liege oft nur bei acht oder neun Euro in der Stunde – und das aufgrund der Pausen und Standzeiten bei bis zu 15 Arbeitsstunden täglich . "Die Busunternehmen und Speditionen werden bald Probleme haben, genügend Fahrer zu finden. Das merkt man schon jetzt", weiß Bierhoff.
"Wir können beim Nachwuchs nicht aus dem Vollen schöpfen", bestätigt Sigrun Richter vom Busunternehmen Westfalenbus, das die Kreise Höxter und Paderborn bedient. "Bus-Führerscheine sind relativ teuer." Der Altersdurchschnitt der 110 Busfahrer bei Westfalenbus liege bei 42 Jahren. Der jüngste Fahrer sei 30 Jahre alt. "Länger als bis 65 Jahre fährt keiner", so Richter. Die meisten gingen frühzeitig in Rente – etwa aufgrund von Rückenbeschwerden.
Wilhelm Sieke, Inhaber der Fahrschule Sieke aus Diemelstadt-Wrexen, sagt: "Von den älteren Fahrern scheiden mehr und mehr aus." Das Problem dabei: Die Preise für den Bus-Führerschein D sind sehr hoch. "Es kommen 6.500 bis 7.000 Euro insgesamt dafür zusammen." Für den privaten Gebrauch zahle das natürlich kaum jemand. "80 Prozent dieser Führerscheine laufen über die Agenturen für Arbeit."
Quelle: nw-news