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Spätvorstellung

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  • Spätvorstellung

    Naja, das mit der "Neuvorstellung" hab ich irgendwie verpaßt. Bin ja schon seit 2011 hier unterwegs.
    Aus gegebenem Anlaß will ich es nun nacholen. Ich hab das Gefühl, einige fragen sich, was für ein komischer Knopp sich hinter der dem Nick "Eierfeile" verbirgt.

    In den 70er Jahren wollte ich unbedingt Fernfahrer werden. Ich war viel per Anhalter in den Mittelmeerländern unterwegs und die tollsten Mitfahrten waren im LKW, sie gingen über weitere Strecken, ich liebte es von hoher Position in die Landschaft zu glotzen und mit den Fahrern zu quatschen und mir deren Lebensgeschichten anzuhören. Aus meinem Traumjob ist dann nix geworden, weil ich nicht zum Bund ging, sondern Zivildienst machte und dort keinen LKW Führerschein machen konnte. Eine kürzere Episode als Fahrer in der KEP Branche war unerfreulich und nicht sonderlich erwähnenswert. Nach einiger Zeit wirrer Jobberei (Post, Teppichhandlung, Krankenhaus) machte ich ne Ausbildung zum Energieandlagenelektroniker. Habe wohl die längste Zeit im Schiffbau gearbeitet, dann u.a. auf dem Bau und mein letzter Industriejob war am Fließband einer großen Brauerei. Ich hatte auch mit Arbeitslosigkeit zu tun und merkte den Unterschied, als ich nach Schröders Agenda 2010 es mit Hartz IV zu tun kriegte.

    Arbeit war für mich stets ein notwendiges Übel. Einfach nur Broterwerb.
    Ich würde lieber das Leben genießen mit Reisen und all den schönen Dingen, die es so gibt. Eine zeitlang habe ich es mit "Selbstständigkeit" versucht, bin aber damit auf die Fresse geflogen. Das, was ich gemacht habe, hat mir zwar Spaß gemacht, aber ich habe gearbeitet wie ein Irrer und ich geriet immer weiter in die roten Zahlen. Ich habe mir dann einen Bürojob gesucht in dem ich jetzt noch arbeite. Ich hab es auch wieder geschafft, aus den roten Zahlen herauszukommen.

    Ich finde es aber nicht sonderlich lustig, daß der gesellschaftliche Reichtum immer weiter wächst, ein immer größerer Teil der Menschen ist davon aber völlig abgekoppelt bleibt. Früher, als ich als Werftarbeiter beschäftigt war, erhielt ich einen Spitzenlohn (aus heutiger Sicht) und heute bin ich froh, wenn ich mit harter Arbeit irgendwie über die Runden komme.

    Ich weiß auch, daß ich allein nichts an dem sogenannten "Lauf der Dinge" ändern kann. Deshalb suche ich nach anderen Unzufriedenen, um mich mit denen auszutauschen. So auch hier. Ich denke, es ist nur dann eine Lösung der gesellschaftlichen Probleme denkbar, wenn die einfachen Menschen es lernen zusammenzuhalten. Ich glaube nicht an eine Lösung aus "der Politik". Ich glaube auch nicht, daß die Gewerkschaften, die wir haben, dazu taugen, die Probleme zu lösen. Ich habe sogar den Eindruck, sie wollen das auch gar nicht. Zusammenhalt und Solidarität ist so schwer zu erreichen. Ich weiß. Ich glaube aber nicht, daß Parteien oder Gewerkschaften dazu notwendig sind.

    Ich hab es auch nicht so mit Ideologien. Ich glaube, Menschen sind viel zu kompliziert und zu verrückt, als daß man sie mit Ideologien auf längere Sicht in Einklang bringen kann. Da kommt eigentlich immer nur ein Desaster bei raus.

    Mir sind der gesunde Menschenverstand und ein paar Grundregeln der Menschlichkeit einfach viel lieber. Ich halte polizeistaatliche und militärische Lösungen für soziale und politische Probleme für falsch und unmöglich. Ich lehne Kriege grundsätzlich ab. Es wird mehr als ausreichend prodziert, um die gesamte Menschheit zu ernähren, deshalb ist es ein Skandal, daß viele Menschen hungern müssen. Ich bin der Meinung, daß jeder Mensch das Recht und die Möglichkeit haben sollte, zu einer medizinschen Grundversorgung, Essen und sauberes Wasser, Kleidung und ein Dach über dem Kopf. Dazu bräuchte es nur einen winzigen Bruchteil des globalen Reichtums.

    Da es immer Menschen gibt (und wohl auch geben wird) die sich auf Kosten anderer bereichern, halte ich Zusammenhalt und Gegenwehr von den einfachen Leuten für die sinnvollste Reaktion.

    Ich verachte Rassismus und rechtsradikale Tendenzen. Rechte Bewegungen haben stets Arbeiterrechte zerschlagen. Zu meinen Grundüberzeugungen gehört, daß Faschismus keine Meinung ist, sondern ein Verbrechen. Wenn ich es sonst mit politischen Dingen nicht so dogmatisch sehe und mit diversen Widersprüchen klarkomme, verstehe ich beim Thema Faschismus keinen Spaß. Wenn sich ein autoriäres System erst einmal etabliert hat, haben wir unsere Möglichkeiten verloren unsere Stimme zu erheben und uns zu wehren.

    Soviel erstmal zu mir, meinem Lebensweg und meinen Vorstellungen.

  • #2
    AW: Spätvorstellung

    eierfeile das hast du gut geschrieben mach weiter so

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    • #3
      AW: Spätvorstellung

      Spät aber sauber aus der Leber geschrieben. Klasse
      Brööts du mir de Woosch, lösch ich der de Doosch.

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      • #4
        AW: Spätvorstellung

        Hut ab so ehrlich schreibt sicherlich nicht jeder über sein Werdegang.
        Die DDR ging unter, weil das Volk aufstand. Die BRD geht unter, weil das Volk schläft.

        Wer Olivgrün wählt, wählt Verarmung, Masseneinwanderung und Krieg!

        In der internationalen Politik geht es
        nie um Demokratie oder Menschenrechte.
        Es geht um die Interessen von Staaten.
        Merken sie sich das, egal was man Ihnen im
        Geschichtsunterricht erzählt.
        Egon Bahr

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        • #5
          AW: Spätvorstellung

          Naja, du hattest ja auch fast 6 Jahre Zeit zu überlegen was du schreibst...:rofl2[1]: (tschuldigung... konnte ich mir nicht verkneifen).

          Wirklich sehr gut und offen geschrieben und schön zu wissen, das es noch Menschen gibt die so denken. Bin in der Hinsicht in meiner Region recht einsam.


          @chemo

          aus der Leber geschrieben... heist das nicht von der Leber weg? :)

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          • #6
            AW: Spätvorstellung

            @Sandman: Hast recht, die Finger waren schneller als der Kopf :p
            Brööts du mir de Woosch, lösch ich der de Doosch.

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